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Jugendsozialarbeit hat verschiedene Ausrichtungen

Leuchtturm
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Die Jugendsozialarbeit ist eine Leistung der Jugendhilfe nach § 13 SGB VIII. Während es in der Jugendarbeit um eine allgemeine Förderung junger Menschen geht, ist das Ziel der Jugendsozialarbeit jungen Menschen sozialpädagogische Hilfen anzubieten, die dem Ausgleich sozialer Benachteiligung oder der Überwindung individueller Beeinträchtigungen dienen. Bereiche der Hilfen sind dabei schulische Bildung und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt sowie soziale Integration.
Die Handlungsfelder der Jugendsozialarbeit umfassen dabei die Jugendberufshilfe, mobile Jugendarbeit/Streetwork, aufsuchende Jugendsozialarbeit, Migration/Integration (Jugendmigrationsdienste, Jugendmigrationsarbeit), Jugendwohnen, geschlechtsspezifische Arbeit/Gender Mainstreaming, und Schulsozialarbeit. Diese Hilfen sind ganzheitlich angelegt, was bedeutet, dass neben der Vermittlung von beruflichen Fähig- und Fertigkeiten sowie beruflicher Qualifikationen auch Personalisations- und Sozialisationshilfen angeboten werden. Durch den Landkreis Vorpommern-Rügen werden 23 Stellen in der Jugendsozialarbeit in Vorpommern-Rügen gefördert.
 
Jugendsozialarbeit in Form von Jugendberufshilfe
 
Ein Bereich der Jugendsozialarbeit ist die Jugendberufshilfe. Sie ist ein Angebot an junge benachteiligte Menschen, sich bei der eigenen Lebens- und Berufswegeplanung zu Recht zu finden. Jugendberufshilfe kann dabei sehr vielschichtig ausgebildet sein. So kann Jugendberufshilfe speziell eine Einzelhilfe sein, sich aber auch als außerschulische Bildungsarbeit durch Projekte der Berufsfrühorientierung sowie der Lebens- und Berufswegeplanung darstellen oder eine weiterführende Beratung sein.
Ihren rechtlichen Niederschlag findet die Jugendberufshilfe in § 13 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes im SGB VIII. Der Paragraph beschreibt arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit, wonach „jungen Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind, im Rahmen der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten werden sollen, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und ihre soziale Integration fördern.“
Dabei gelten in der arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit die Prinzipien der Freiwilligkeit und der Mitbestimmung. Das heißt, dass die Jugendliche freiwillig an den Angeboten der Jugendberufshilfe teilnehmen können sowie ein Wunsch- und Wahlrecht bezüglich der ihnen unterbreiteten Angebote haben. Wobei alters- und entwicklungsspezifische Besonderheiten jeweils zu berücksichtigen sind. Die Kinder und Jugendlichen werden in die Planung, Vorbereitung, Durchführung und schließlich in die Auswertung von Aktivitäten und Projekten aktiv mit einbezogen. Zur Beteiligungsform gehört auch ihre Mitarbeit in den Netzwerken der Hilfe.
 
Die Jugendberufshilfe hat nach § 13 Kinder- und Jugendhilfegesetz zudem die Aufgabe, junge Menschen im Übergang von Schule zum Beruf auf dem Weg des Suchens, der Orientierung und des Findens zu begleiten und ihnen dabei zu helfen. So soll die Jugendberufshilfe für Kinder, Jugendlichen und junge Erwachsene in der Schule und nachmittags in der Freizeit sowie an anderen Orten eine kontinuierliche Partnerin sein und ihnen Hilfen bei arbeitsweltbezogenen Fragen geben.
 
Jugendberufshilfe im Kreisdiakonischen Werk Stralsund e.V.
 
Im Landkreis Vorpommern-Rügen wird Jugendberufshilfe unter anderem vom Kreisdiakonischen Werk Stralsund e.V. als Dienst angeboten. Dort ist die Jugendberufshilfe auf vier Säulen aufgebaut:
- Einzel- und Gruppenarbeit mit benachteiligten Jugendlichen,
- Kooperations- und Netzwerkarbeit,
- gemeinsame Umsetzung von Projekten mit den Partnern und
- überregionale Lobbyarbeit.
Verantwortlich für die Jugendberufshilfe beim Kreisdiakonischen Werk Stralsund e.V. ist Einsatzstellenleiterin Mechthild Helms.
 
1.Säule – Einzel- und Gruppenarbeit
„Als Jugendberufshilfe arbeiten wir zum einen eng mit der Jugendfirma zusammen, die sich bei uns mit im Haus befindet. Zum anderen sind wir sehr nah am maritimen Zentrum Frankenvorstadt dran, wo mit Jugendlichen aus dem gesamten Stadtteil gearbeitet wird. Auch haben wir gute Kontakte zu anderen Jugendtreffs in Stralsund. Und ganz klar und sehr wichtig, wir haben eine große Nähe zur Schulsozialarbeit und Jugendsozialarbeit in vielen Stralsunder Schulen, so zum Förderzentrum, zur Hermann-Burmeister-Schule und zur berufsbildenden Schule auf dem Dänholm“, sagt Mechthild Helms. Wobei die Jugendberufshilfe des Kreisdiakonischen Werks Stralsund e.V. offen für weitere Schulen ist. Von wem sie angefragt wird, dort geht Mechthild Helms auch hin.
Dabei gibt es bei der Jugendberufshilfe für die Jugendlichen offene Angebote. Mechthild Helms kommt an die jeweiligen Schulen und stellt sich sowie die Jugendberufshilfe und ihre Möglichkeiten für die Jugendlichen vor. Es wird über Berufsorientierung und mögliche Praktikumsplätze gesprochen, wobei sie nähere Informationen zu letzteren gibt. „Da ich sehr gute Verbindungen beispielsweise zur Kreishandwerkerschaft oder zum Bauernverband habe, kann ich den Jugendlichen Kontakte dorthin für etwaige Praktikumsplätze vermitteln. Was aber auch andersherum ebenso funktioniert. So sind diese Institutionen gleichfalls in punkto Berufsorientierung an vielen Schulen im Landkreis unterwegs. Kommt dabei zum Beispiel das Gespräch auf Praktikumsplätze im sozialen Bereich, bin ich oft ihre Ansprechpartnerin“, erklärt sie.
Bei Bedarf und auf Anfrage der Schulen organisiert und führt Mechthild Helms auch videogestützte Bewerbungstrainings durch. Das Ganze läuft dann als offizielles Bewerbungsgespräch, so dass es für die Jugendlichen den Charakter der Ernsthaftigkeit hat. Das gesamte Bewerbungsgespräch wird per Video aufgenommen und anschließend erläutert und ausgewertet. „Es geht mir darum, den Jugendlichen anschaulich zu erklären, was bei einem Bewerbungsgespräch absolut wichtig ist und damit „Does and Dont’s“ aufzuzeigen. Ich erkläre, worauf Personalchefs achten und gebe eine Einschätzung des stattgefundenen Bewerbungsgesprächs ab. Meine Erfahrung ist, dass sehr viele Jugendlichen irre schnell merken, dass ein solches videogestütztes Bewerbungsgespräch ihnen viel bringt, da sie sich selbst reflektieren können“, so Mechthild Helms.
Von den Schulen wird gerade dieses Angebot der Jugendberufshilfe des Kreisdiakonischen Werkes Stralsund e.V. gern angenommen.
Darüber hinaus führt Mechthild Helms in kleinen Gruppen oder in Einzelarbeit mit Jugendlichen Berufsorientierung durch. So hilft sie beim Aufsetzen von Bewerbungsschreiben und Lebensläufen. Nicht selten macht sie das auch in Jugendtreffs.
 
2. Säule der Jugendberufshilfe – Kooperations- und Netzwerkarbeit
„Neben der Einzel- und Gruppenarbeit mit den Jugendlichen ist die Kooperation- und Netzwerkarbeit ein weiteres sehr wichtiges Aufgabengebiet in der Jugendberufshilfe. Die Idee dahinter ist, möglichst einen engen Schulterschluss zu den Akteuren im Bereich der Berufsausbildung zu haben, beispielsweise mit den Unternehmens- und Bauernverbänden im Landkreis, mit dem Jobcenter, der Arbeitsagentur, der IHK, der Kreishandwerkerschaft. Indem ich als Jugendsozialarbeiterin von der Jugendberufshilfe her mit all diesen Einrichtungen im fortwährenden Kontakt bin, kennt man sich und weiß man, was wo gebraucht wird“, so Mechthild Helms. Wobei durch diese Netzwerkverbindungen bereits viele unterschiedliche gemeinschaftliche Projekte im Rahmen der Jugendberufshilfe gestartet werden konnten.
 
3. Projekte als konzentrierte Aktion durchführen
Mechthild Helms: „Wir können es uns in Vorpommern-Rügen nicht leisten, dass 30 bis 40 Prozent der Azubis ihre Ausbildung abbrechen. Frühzeitig muss hier eingegriffen und gehandelt werden. Daher gibt es Ausbildungsbegleitung und Assistenz. Doch der Bedarf ist größer, als das Maß, was bisher abgedeckt werden kann. Zudem werden in den meisten Fällen Ausbildungsbetreuer erst hinzu gerufen, wenn die Probleme schon da sind und es im Grunde bereits zu spät ist.“
Daher ist es ihre Idee zusammen mit dem Jobcenter, freien Trägern und den Unternehmensorganisationen eine Ausbildungsbegleitung zu schaffen, die von Anfang an mit in die Ausbildung integriert wird. Die Idee dahinter ist, eine enge gut funktionierende Verknüpfung von Azubi, Ausbildungsbetrieb, Schule und Elternhaus hinzubekommen. „Das Ganze funktioniert aber nur bei einem niedrigen Betreuungsschlüssel. Die Ausgaben dafür müssen zwischen den beteiligten Akteuren aufgeteilt werden. Um die Idee realisieren zu können bedarf es zu allererst ausreichender Signale von Seiten der Arbeitsgeber/Ausbildungsbetrieben, diesen Weg finanziell mitgehen zu wollen“, sagt Mechthild Helms. Zurzeit ist sie dazu in Verhandlungen mit dem Amt für Wirtschaftsförderung. Dort findet man ihre Idee, wie sie sagt, „sehr interessant.“
„Nach meinem Dafürhalten und langjähriger Erfahrungen als Jugendsozialarbeiterin muss bereits mit einer Ausbildungsbetreuung während der Zeit der Schulpraktika angesetzt werden. Wird ein Praktikum unter realen Verhältnissen gut gemacht, kann bereits falschen Vorstellungen bei den Jugendlichen zum jeweiligen Beruf entgegengewirkt werden. Frühzeitig, und das heißt für mich, schon während der Praktikumszeit müssen die Schüler den jeweiligen Berufsalltag erleben können. Was heißt es tatsächlich, in dem Beruf tagtäglich zu arbeiten? Nur wer weiß, was ihn erwartet, kann sich darauf auch einstellen. In der Konsequenz sorgt es dafür, Ausbildungsabbrüche zu reduzieren“, so Mechthild Helms.
In diesem Zusammenhang gibt es ein weiteres Projekt. Es heißt „Kultur macht stark“ und wird vom Bundesbildungsministerium gefördert. Bei dem Konzept geht es darum, benachteiligte Jugendliche über künstlerische Arbeit an die so genannten „Neuen Medien“ heranzuführen und ihnen auf diese Weise durch Kooperationspartner vor Ort einen neuen Zugang zur Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen. Kooperationspartner sind dabei unter anderem das Kreisdiakonische Werk Stralsund e.V. und beispielsweise die Volkshochschule als Medienpartner und die Stralsunder Kulturkirche St. Jacobi.
Als ein weiteres Projekt, um Berufsorientierung bei benachteiligten Jugendlichen zu fördern, möchte das Kreisdiakonische Werk Stralsund e.V. zwei Feriencamps im Sommer anbieten. Im Mittelpunkt steht dabei ein Videodreh zum Thema „Arbeit“. Die Jugendlichen sollen sich mit verschiedenen Aspekten und Sinnfälligkeit von Arbeit auseinandersetzen. „Neben der Erarbeitung durch die Jugendlichen beinhaltet das Projekt auch Elternarbeit. Das Video soll zudem für den Berufswahlpass nutzbar sein“, erklärt Mechthild Helms. Es wird ins Netz gestellt.
 
4. Lobbyarbeit für die Jugendlichen
Um für die Jugendlichen und ihre vielschichtigen Projekten zu kämpfen, ist Mechthild Helms im gesamten Land unterwegs, ist in verschiedenen Gremien vertreten und arbeitet bei unterschiedlichen Projekten mit. So ist sie im Arbeitskreis SchuleWirtschaft in Stralsund als auch für die Region Grimmen mit dabei, um mitzudiskutieren und auf dem Laufenden zu sein und Kontakte zu knüpfen sowie bestehende zu pflegen. Auch nimmt sie Teil am multilateralen europäischen Kooperationsprojekt „transitions“. Gelingende Übergänge in Ausbildung und Arbeit“, wodurch sie bereits an Veranstaltungen in Finnland, Frankreich, Luxemburg, Deutschland und Dänemark mit vor Ort war. „Was absolut spannend ist, da ich dadurch die Möglichkeit erhalte, schauen zu können, wie die Übergänge von Schule zum Beruf in anderen europäischen Ländern gehandhabt werden. Man kann Dinge miteinander vergleichen und übernehmen“, sagt Mechthild Helms.
Durch ihre vielen Kontakte erfährt die Fachfrau auch, wie beispielsweise der Berufswahlpass ankommt. In dem Zuge ist Mechthild Helms vom Bildungswerk der Wirtschaft gebeten worden, beim Projekt „Berufswahlsiegel MV“ mitzuarbeiten. Dabei geht es darum, dass sich Schulen mit ihrem besonders vorbildlichen Berufsorientierungsunterricht zertifizieren lassen können. Das Projekt wird vom Land unterstützt. Gern beteiligt sich Mechthild Helms an dem Zertifizierungsprojekt. „Dabei prüfen wir im Schulamtsbezirk Greifswald an den Schulen ganztägig, ob die jeweilige Schule auch das, was sie nach eigenen Aussagen und Darstellungen im Rahmen von Berufsorientierung anbieten, tatsächlich als Qualitätsstandards vorhält“, so Mechthild Helms. Beachtlich: Für den 1. Durchgang der Überprüfung haben sich im Schulamtsbezirk 65 Schulen beworben.
 
Sehr gute Kontakte pflegt die Diplom-Pädagogin selbstverständlich auch zum Landkreis Vorpommern-Rügen, der die Jugendsozialarbeit seit Jahren aktiv fördert und unterstützt. Die Zusammenarbeit, so Mechthild Helms, sei durch viele kurze produktive Wege gekennzeichnet. „Ob RÜM, Jobcenter oder die Arbeitskreise, sofern ich für meine Arbeit in der Jugendberufshilfe Informationen, Unterstützung oder Netzwerke brauche, läuft vieles unkompliziert. Was im Interesse der Jugendlichen einfach großartig ist“, so Mechthild Helms.
Dabei ist ihr in ihrer Arbeit absolut wichtig, glaubhaft und, das bedeutet, authentisch zu sein. „Für Jugendliche ist das ein sehr wichtiger Aspekt. Sie reflektieren sehr schnell, wer tatsächlich mit dem Herzen dabei ist oder für wen Jugendsozialarbeit einfach nur ein x-beliebiger Job ist. Wobei wir endlich davon weg kommen müssen, ihnen immer nur zu sagen, was sie tun müssen und was sie nicht können, wo sie ungenügend sind. Wenn ich Jugendliche erreichen will und ihnen Vertrauen zu sich selbst geben und sie stark machen möchte, muss ich sie auch stärken. Das heißt, ich muss in der Jugendsozialarbeit bei ihren Potenzialen ansetzen, die sie mitbringen. Indem ich ihnen sagen, was sie alles können, baue ich sie auf, bekommen die Dinge einen Wert für sie“, sagt Mechthild Helms.
Um benachteiligte Jugendlichen zu helfen, auf die Füße zu kommen, muss genau dort angesetzt werden. 
 
Besucheranschrift: 

Kreisdiakonisches Werk Stralsund e.V.
Jugendberufshilfe
Einsatzstellenleitung Mechthild Helms
Großer Diebsteig 3
18439 Stralsund
Tel.: 0 38 31 – 28 22 38
Fax: 0 38 31 – 28 50 72 
  

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