Seiteninhalt

26.01.2015

Blaue Wildreflektoren auf der Insel Rügen

An Straßen, auf denen es über Jahre hinweg immer wieder zu vielen Wildunfällen kommt, sollen die Leitpfosten mit blauen Kunststoff-Reflektoren versehen werden – das ist der Wunsch der Jäger von der Insel Rügen.

Seitdem es Autos und gut ausgebaute Straßen gibt, wird geforscht und experimentiert, um Wildunfälle zu verhindern. Ob Duftstoffe, die das Wild abschrecken sollen, Drähte mit Lappen oder auch Licht-Reflektoren, vieles wurde jahrzehntelang immer wieder versucht. Einiges half, doch leider meist nur für kurze Zeit. Das Wild gewöhnt sich scheinbar an alles.

Viele Jäger setzen seit längerem auf Reflektoren. Und neuerdings vermehrt auf die Farbe Blau. Diese signalisiert, wenn sie angestrahlt und reflektiert wird, den Wildtieren im Dunkeln Gefahr.

Das Schweriner Verkehrsministerium lehnt die Installation der blauen Reflektoren an Bundes- und Landesstraßen auf der Insel Rügen ab.  

Landrat Ralf Drescher, in dessen Verantwortung die Kreisstraßen liegen, steht dem Wunsch der Jägerschaft offen gegenüber. Gemeinsam mit dem Jagdverband Rügen und der Polizei will er die Wirkung der blauen Reflektoren zunächst  auf einer Kreisstraße in einem Versuch überprüfen - das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Beratung im Landratsamt.

Denn die Frage, ob blaue Reflektoren dazu beitragen können Wildunfälle zu vermeiden, wird regional sehr unterschiedlich beantwortet. Die Antworten reichen von: kein Rückgang bis zu drastischer Rückgang der Unfallzahlen mit Wildbeteiligung. Das weiß auch Chris Ole Ott, der Vorsitzende des Jagdverband Rügen e.V.  „Trotzdem sind wir Jäger bereit, die Kosten des Versuchs zu tragen. Weniger Wildunfälle bedeuten weniger Leid bei Mensch und Tier.“ „Und wenn wir nur einen schweren Unfall mit Personenschaden oder gar mit Todesfolge für Menschen damit verhindern könnten, wäre es der Mühen wert gewesen.“ ergänzt Landrat Ralf Drescher.

Die Polizeiinspektion Stralsund führt seit Jahren Statistik über das Unfallgeschehen im Landkreis Vorpommern-Rügen. Und so sind auch alle gemeldeten Wildunfälle und deren Unfallorte auf den Meter genau bekannt.  Polizeioberkommissarin Dörte Albrecht, Sachbearbeiterin Verkehr für die Insel Rügen, schlägt vor, mit einem groß angelegten Versuch auf der Rüg 15 von Bergen auf Rügen bis Putbus zu beginnen. Seit Jahren sind auf dieser Kreisstraße die Wildunfälle im hohen zweistelligen Bereich per anno zu verzeichnen.

Und die Dunkelziffer liegt mindestens noch einmal so hoch ergänzt Chris Ole Ott: „Viele Unfälle mit Rehwild, die zumeist in der Dämmerung oder nachts passieren, werden nicht gemeldet. Wir finden die toten Tiere dann meist in den Straßengräben oder unweit der Straße. Es ist oft auch Tierquälerei, denn nicht immer führt der Zusammenstoß zum sofortigen Tod des Tieres.“

Wenn der Versuch erfolgreich ist und die Wildunfallzahlen spürbar abnehmen, so sollten die blauen Kunststoff-Reflektoren an allen in Frage kommenden Straßen im Landkreis installiert werden. Darin sind sich Landrat und Jagdverband einig. Auch ein zweites gemeinsames Projekt wurde besprochen. An einer anderen Kreisstraße, mit ebenfalls hohen Wildunfallzahlen, sollen möglichst bald mit einem ausgefallenen Warnschild die Autofahrer auf die sehr hohen Wildunfallzahlen aufmerksam gemacht werden.