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Was ist eigentlich Schulsozialarbeit?

Leuchtturm
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Die Schulsozialarbeit gehört zu den Handlungsfeldern der Jugendsozialarbeit, welche in § 13 SGB VIII geregelt ist. Unter Schulsozialarbeit wird heute – vereinfacht formuliert – die engste Form der Kooperation von Jugendhilfe und Schule verstanden, bei der sozialpädagogische Fachkräfte ganztägig und kontinuierlich vor Ort in der Schule tätig sind und mit Lehrkräften zusammenarbeiten. Indem Schulsozialhilfe an der Schule stattfindet, unterscheidet sie sich von der Jugendsozialarbeit, die am Nachmittag in der Freizeit den Jugendlichen angeboten wird.
Aktuell wird die Schulsozialarbeit über kommunale Mittel, Landes- und Bundesmittel sowie über Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert. In Vorpommern-Rügen werden durch den Landkreis Stellen in der Schulsozialhilfe gefördert. Im Kontext des Bildungs- und Teilhabepakets des Bundes wird die Schulsozialarbeit in vielen Bereichen weiter ausgebaut. 
 
Schulsoziarbeit am Beispiel des Gymnasialen Schulzentrums Barth
 
„Als Schulsozialarbeiterin bin ich Ansprechpartner für alle“
„Als Schulsozialarbeiterin bin ich an der Schule für alle Ansprechpartner – Schüler, Lehrer und Eltern, sofern Sorgen, Nöte, Wünsche oder gemeinsame Projekte anstehen. Vielfach gestaltete ich zusammen mit Klassenleitern auch Klassenleiterstunden zu bestimmten Themen, wie beispielsweise Mobbing oder über Drogen. Wobei ich oft Kooperationspartner dann mit ins Boot hole“, so Rita Damm. Zum Gymnasialen Schulzentrum Barth gehören das Gymnasium „Katharina von Hagenow“ und die Regionalschule „Karl Liebknecht“. Als Schulsozialarbeiterin ist Rita Damm seit dem Schuljahr 2012/13 am Gymnasialen Schulzentrum Barth tätig. Ihr Träger ist das Jugendhaus „Storchennest“ Niepars.
Rita Damm ist jeden Tag an der Schule, wobei sie ihre Zeit zwischen den beiden Schulteilen aufteilt. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt dabei auf dem Regionalschulteil. Und obwohl sie erst eine relativ kurze Zeit am Schulzentrum ist, hat sie bereits einen sehr guten Kontakt zu vielen Schülern aufbauen können. „Ich bin mittlerweile oft ihr erster Ansprechpartner bei Konflikten und Alltagsproblemen. Sie erleben, dass sie wirklich im Vertrauen mit mir sprechen können und mir tatsächlich auch ihr Herz ausschütten und Dinge anvertrauen können. Gemeinsam schauen wir dann, ob wir externe Hilfe brauchen und wenn ja, wo wir sie herbekommen. Ich vermittle dann den Kontakt“, sagt Rita Damm.
 
Über eigene Projekte Vertrauen bei den Schülern aufbauen
Darüber hinaus organisiert die Schulsozialarbeiterin auch eigene Projekte an der Schule. So plant sie beispielsweise zurzeit ein „Graffiti-Projekt“. Gemeinsam mit Schülern möchte sie durch die Stadt Barth gehen und schauen, wo es welche Schmierereien an Hauswänden gibt. Diese sollen dokumentiert werden. Wobei zugleich geschaut und analysiert werden soll, für was welche Zeichen stehen. Viele haben einen rechtsradikalen Hintergrund. „Über die Bedeutung der einzelnen Zeichen möchte ich zusammen mit den Schülern sprechen. Zur Seite werden uns Fachleute stehen, die sich gut in der Szene auskennen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuell stattfindenden Diskussion zu den Asylbewerbern empfinde Aufklärungsarbeit enorm wichtig“, sagt sie. Mit dabei wird auch Polizeiobermeisterin Mandy Wolter, Präventionsbeamtin im Polizeirevier Barth.
Erst kürzlich beteiligte sich das Gymnasiale Schulzentrum Barth an der bundesweiten Aktion „Tag und Nacht der Toleranz und Vielfalt“. Dabei hofft die Schulsozialpädagogin, dass es nicht nur bei diesem einem Tag der Toleranz und Vielfalt am Barther Schulzentrum bleibt, sondern nachhaltig Aufklärungsarbeit in die Schule mit integriert werden könne. „Unwissenheit und Dummheit sind gefährlich. In einem Land, wie dem unsrigen mit seiner verhängnisvollen Geschichte des dritten Reiches und der DDR-Vergangenheit, muss es darum gehen, dass Vorurteile aufgebrochen werden. Für eine starke Demokratie ist Aufklärungsarbeit unerlässlich, und die muss früh ansetzen“, so Schulsozialarbeiterin Rita Damm.
Was das Graffiti-Projekt anbelangt, sollen die Schmierereien gemeinsam entfernen werden und dort, wo es nicht geht, die Schüler selbst ein Bild entwickeln, das dann darüber gesprayt wird. Angeleitet werden die Jugendlichen dabei von einem Greifswalder Graffiti-Atelier, dessen Mitarbeiter bereits seinerzeit die Trafohäuschen der Barther Stadtwerke ansprechend gestalteten. Das Graffiti-Projekt läuft in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Barth. Um zuvor mit den Graffiti-Farben zu üben hat die Stadt eine Mauer zur Verfügung gestellt, die sowieso abgerissen werden soll. Gelder für das Projekt hat Rita Damm organisiert über den Landesaktionsplan MV. Von dort gab es auch Mittel für die Beteiligung des Schulzentrums an der Aktion „Tag und Nacht der Toleranz und Vielfalt“.
In der 8. Klasse wird sie ferner ein Baby-Projekt starten. Mithilfe eines Baby-Simulators will sie den Jugendlichen klar machen, was es tatsächlich heißt, sich um ein ständig schreiendes Baby zu kümmern. Es geht dabei um Sexualaufklärung und Verhütung. Die Schulsozialarbeiterin weiß, dass man bei solchen Projekten Dinge ganz anders miteinander besprechen und ansprechen kann als im Unterricht.
Rita Damm: „Derartige Projekt im schulischen Kontext aber außerhalb des Unterrichts sind für mich als Schulsozialarbeiterin sehr wichtig. Auf diese Weise bekomme ich mit den Schülern in lockerer Atmosphäre ganz ungezwungen in Kontakt und damit ins Gespräch. Sie müssen mich erleben, wie ich bin und ticke, um mich überhaupt zu akzeptieren und, wenn alles gut läuft, als Vertrauensperson wahrzunehmen. Einfach nur in die Klassen und sich vorstellen, bringt gar nichts.“
Was die Durchführung von Projekten an der Schule anbelangt, würde sie sich wünschen, dass die Bearbeitung beim Jugendamt des Landkreises Vorpommern-Rügen zügiger wäre. Oft hängt sie etwas in der sprichwörtlichen Luft, weil sie noch nicht die Bestätigung hat, aber bereits aus Zeitgründen die Durchführung des Projektes organisieren muss. Peinlich wird es dann, wenn die Werbung dafür schon läuft, und am Ende sich das Amt dagegen entscheidet. 
  
Berufsorientierung in der Schulsozialarbeit
Für den gymnasialen Schulteil hat sie zudem in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt ein Projekt zur Berufsorientierung geschrieben. Rita Damm möchte mit den Gymnasiasten zur Abi-Messe nach Berlin fahren und Universitäten besuchen. Was Berufsorientierung anbelangt, hat sie in der 9. Klasse über eigene Stärken und Kompetenzen gesprochen. Gemeinsam mit den Schülern wurden die Themen Selbstbild und Fremdbild bearbeitet. „Berufsorientierung ist in der Zusammenarbeit mit den Lehrern ein wichtiger Aspekt in der Schulsozialarbeit. Die Kinder und Jugendlichen sollen frühzeitg an Berufe und Berufsfelder herangeführt werden“, sagt sie. Und so kommt es vor, dass die Schulsozialarbeiterin Rita Damm mit einzelnen Schülern auch zu Betrieben geht und man sich gemeinsam nach Praktikumsplätzen informiert. Gerade wenn sich einige nicht trauen allein herum zu gehen und nachzufragen oder nicht wissen, wie sie es anstellen sollen, geht Rita Damm gern mit. Es ist von ihr ein Angebot zusätzlich zu denen, die die Schule in puncto Schülerpraktika anbietet. 
 
Betreuung von Schülersprechern, Streitschlichtern, Arbeitsgemeinschaften, Klassenfahrten und Co.
Oft agiert Rita Damm an der Schule zwischen den Jugendlichen auch als Streitschlichter. Zudem betreut sie die Klassensprecher. Als Schulsozialarbeiterin ist sie angetreten, um den Schülern zu zeigen, dass Schule nicht nur Stress, sondern auch schön, interessant und vielseitig sein kann. So betreut sie am Schulzentrum am Nachmittag auch drei Arbeitsgemeinschaften – kochen, simple for you rund um Kreativität und Spiele sowie die AG Streitschlichter. Bei Letzterem bildet sie Streitschlichter aus. „Wir sprechen über Rechte und Pflichten. Wie man sich als Streitschlichter verhalten sollte und warum eine solche Ausbildung wichtig ist. Um in Ruhe miteinander arbeiten zu können verbringen wir auch einige Tage im Jugendgästehaus in Nehringen. Die Schüler werden dafür freigestellt“, so Rita Damm. Zurzeit nehmen drei Schüler an der Ausbildung zum Streitschlichter teil. Alles ist freiwillig. Auch organisiert sie Schulsprecherausbildungen.
Neben ihrer eigentlichen Arbeit als Schulsozialarbeiterin mit den Schülern beteiligt sich Rita Damm auch an der Gremienarbeit im Schulzentrum. So gehört sie zur sogenannten „Steuerungsgruppe“ der Schule, welche sich um die Organisation von Veranstaltungen rund um das Schulzentrum kümmert, wie Schulfeste, Schuljubiläen oder Projekttage. In der Steuerungsgruppe fungiert sie für die Schüler als Ansprechpartner.
Auch zu Klassenfahrten bricht Rita Damm mit auf, um die Klassenlehrer zu unterstützen und eigene Akzente zu setzen, auf dass die Fahrten wirklich zu großartigen Erlebnissen für die Schüler werden. So fährt sie mit der 8. Klasse jetzt mit nach Berlin. Für sie zugleich eine wunderbar Gelegenheit, die Jugendlich noch besser kennenzulernen. „Indem ich von den Lehrern dafür angefragt werden, ob ich mit möchte, fühle ich mich auch von Seiten der Lehrer gebraucht. Sie fordern mich zum Teil bereits an, was ich sehr gut finde. Derartige gemeinsamen Erlebnissen, wie eben Klassenfahrten oder Projekte, fördern das Miteinander an der Schule“, so Rita Damm. Der Bedarf nach Schulsozialarbeit, so ihre Erfahrung, ist zunehmend da. . 
 
Feriengestaltung in der Schulsozialarbeit
Zusammen mit anderen Schulsozialarbeitern von anderen Schulen organisiert Rita Damm für ihre Schüler auch Ferienfreizeit. So unternahm sie in den Winterferien verschiedene Dinge. Gemeinsam fuhr man unter anderem ins Kino, zur Schwimmhalle nach Ribnitz-Damgarten oder ins Jugendhaus „Storchennest“ nach Niepars. Die Plätze waren sehr schnell weg. „Im Nachhinein hörte von einigen Eltern, wie froh sie über das Angebot in den Ferien waren. Gab es wohl zuvor in der Form an der Schule nicht“, so Rita Damm. Für die Pfingstferien will sie mit Schülern zum Paddeln für zwei Tage nach Nehringen in das dortige Jugendgästehaus fahren und in den Sommerferien ist ein Zeltlager in Niepars und ein Sportcamp in Schleswig-Holstein geplant. „Indem ich mich mit anderen Kollegen zusammenschließe, können wir die Teilnehmerpreise niedrig halten. Die Nachfrage ist mittlerweile groß. Das Schöne an diesen Ferienfahrten ist, dass die Kinder andere Kinder und Schulsozialarbeiter von anderen Schulen aus der Umgebung kennenlernen. Was Jugendsozialarbeit und Schulsoziarbeit im ‘Storchennest‘ in Niepars anbelangt, sind wir ein tolles Team“, sagt Rita Damm. Selbst macht es ihr ebenfalls großen Spaß, mit Schülern unterwegs zu sein. Es fördere das Vertrauen zueinander ungemein. Sie erleben, dass man auch einfach mit ihr nur mal „quatschen“ könne. 
  
Austausch mit anderen Schulsozialarbeitern
Schulsozialarbeit ist eine äußerst verantwortungsvolle Tätigkeit, die sich fortwährend im Fluss befindet, da sie stets sich verändernden gesellschaftlichen Ansprüchen und Herausforderungen unterworfen ist. Um dem standhalten zu können ist es Rita Damm enorm wichtig, in einem ständigen Kontakt und Austausch mit anderen Schulsozialarbeitern zu sein. So kommen die Schulsozialarbeiter des Jugendhauses „Storchennest“ regelmäßig einmal monatlich zu Teamsitzungen zusammen. Gemeinsam wird besprochen, was anliegt, wo es welche Probleme und warum gibt. Rita Damm ist diese rege Zusammenarbeit mit ihren Kollegen besonders wichtig. „Auf diese Weise bin ich nicht allein unterwegs, sondern bekomme im Austausch mit anderen Hinweise und Ideen. Man kann bestimmte Situationen miteinander durchgehen und besprechen, wie man sich am günstigsten verhält“, sagt sie. Einmal im Quartal treffen sich zudem alle Schulsozialarbeiter Vorpommern-Rügens im Arbeitskreis Schulsozialarbeit.
Aus ihrer tagtäglichen Erfahrung heraus sollte aus Sicht von Rita Damm die Schulsozialarbeit für die Schulen zur gesetzlichen Verpflichtung werden. „Wir haben es geschafft, dass die Schulsozialarbeit als wichtige Aufgabe anerkannt ist. Das kann aber nur ein erster Schritt sein. Für unsere Arbeit brauchen wir aber eine handfeste rechtliche Grundlage. Auch im Interesse der Schulen“, so Rita Damm 

 

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