Seiteninhalt
30.06.2020

Hilfe für das vom Aussterben bedrohte Katzenpfötchen

Pflanzaktion von ehrenamtlichen Naturschützern

Blühendes Katzenpfötchen am Ansiedlungsstandort bei Gersdin
Blühendes Katzenpfötchen am Ansiedlungsstandort bei Gersdin

Bereits Mitte März trafen sich mehrere ehrenamtliche Naturschützer des Landkreises Vorpommern-Rügen mit Mitarbeitern der Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern (StUN) und dem Landwirtschaftsbetrieb Poburski als Flächennutzer, um auf der etwa 7 ha großen stiftungseigenen Fläche in einer ehemaligen Sandkuhle bei Gersdin am Talrand zur Blinden Trebel im Landkreis Vorpommern-Rügen einen Pflegeeinsatz zur Zurückdrängung des starken Bewuchses mit Besenginster durchzuführen. Ziel ist hier eine dauerhafte Offenhaltung der Flächen zum Schutz und Erhalt botanisch und insektenkundlich sehr wertvoller saurer Sandmagerrasen. Zum Abschluss des Pflegeeinsatzes gab es dann eine Premiere. Erstmals seit ihrem Aussterben im nördlichen Vorpommern in den 1970er Jahren wurden insgesamt 68 Pflanzen des Gewöhnlichen Katzenpfötchens auf besonders geeigneten Magerrasenflächen bei Gersdin ausgepflanzt.

Das Katzenpfötchen ist eine unscheinbare, nur etwa 5-20 cm große immergrüne Pflanze mit einer graugrünen Blattrosette und weißlichen bis rosafarbenen Blütenständen. Der Blütenstand erinnert entfernt in die Form von Katzenpfötchen, wodurch die Pflanze ihren Namen erhielt. Als große Besonderheit gibt es männliche und weibliche Pflanzen, die aber beide nötig sind, um sich über Samen vermehren zu können. Aus diesem Grund wurden bei der Aktion stets 3-4 männliche zusammen mit 8 weiblichen Pflanzen an insgesamt sechs Stellen ausgepflanzt.

Die Pflanzen selbst stammen aus einer Vermehrungszucht des Botanischen Gartens der Universität Potsdam, der mit Genehmigung am letzten verbliebenen Standort in Mecklenburg-Vorpommern bei Neustrelitz Stecklinge zur weiteren Vermehrung entnommen hatte und die Nachzuchten jetzt für Wiederansiedlungen bereitstellt. Früher war die Pflanzenart sowohl in Mecklenburg-Vorpommern wie auch im gesamten norddeutschen Tiefland relativ weit verbreitet, ist aber insbesondere durch Eutrophierung und Nutzungsauflassung früherer Wuchsstandorte nahezu komplett in Norddeutschland verschwunden.

Neben der Fläche bei Gersdin wurden im März weitere 84 Pflanzen auf einem Sandmagerrasen bei Jatznick im Landkreis Vorpommern-Greifswald durch Peter Markgraf, Mitarbeiter bei der StUN, angesiedelt. Beide Flächen werden gezielt durch Beweidung bzw. Mahd extensiv  bewirtschaftet, um dem Katzenpfötchen eine dauerhafte Überlebenschance in Vorpommern zu sichern. Zusätzlich erfolgen ein Schutz vor Verbiss sowie eine gezielte Bodenpflege als Schutz vor Vergrasung und Schaffung von Keimmöglichkeiten für Samen.

Bei einer Kontrolle Anfang Mai konnten am Standort Gersdin trotz Trockenheit 49 vitale Pflanzen festgestellt werden, wovon die ersten 3 Pflanzen bereits blühten.