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Idee zur Kontaktstelle Ehrenamt - Bedarfsabfrage

Dem Landkreis Vorpommern-Rügen ist die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in jeglicher Hinsicht ein wichtiges Anliegen und er verfolgt das übergeordnete Ziel eine Erhöhung der Engagementquote zu erreichen.

Bereits im Vorfeld der Kreisgebietsreform gab es sowohl in Stralsund und auf Rügen, als auch in Nordvorpommern verschiedene Aktivitäten, um einen geeigneten Strukturaufbau im Bereich bürgerschaftliches Engagements zu initiieren.
So stand der letzte überregionale Fachtag zum Lokalen Aktionsplan Nordvorpommern im Dezember 2011 unter dem Thema:  „Entwicklung einer Gesamtstrategie zum Bürgerschaftlichen Engagement für den neuen Landkreis Vorpommern-Rügen“. Unter der Schirmherrschaft von Landrat Ralf Drescher fand die Veranstaltung am 6. Dezember 2011 in der Kulturkirche Stralsund in Form einer Open Space Moderation statt und wurde von insgesamt 77 Teilnehmern aus vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens besucht. Durch diese Art der Veranstaltung konnte eine größtmögliche Bürgerbeteiligung hergestellt werden.

Die Auswertung dieser Veranstaltung ergab unter anderem den Wunsch nach mehr Förderung, Unterstützung und Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements und des Ehrenamtes.

Leider geriet die Weiterarbeit mit den Ergebnissen des Fachtages durch die Neustrukturierung der Verwaltung im Rahmen der Kreisgebietsreform zunächst ins Stocken.

Aber mit dem vom Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern ausgeschriebenen Modellprojekt „Anlaufstelle für Bürgerschaftliches Engagement“ konnte Mitte 2012 das Vorhaben zur Förderung und Unterstützung des Bürgerschaftlichen Engagements strategisch weitergeführt werden.

Eine wesentliche Forderung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtages und auch eine Empfehlung des Geschäftsführers vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement war es, dass dringend ein fester Ansprechpartner/Ansprechpartnerin beim Landkreis zur Verfügung gestellt werden muss und dieser/diese möglichst so angesiedelt wird, dass er/sie ressortübergreifend tätig sein kann. Diese Ansprechpartnerin wurde inzwischen durch den Landkreis mit der Wahrnehmung dieser Aufgabe betraut. Die Koordinatorin für bürgerschaftliches Engagement wurde Büro des Landrates und Kreistages angesiedelt.

Schon am Anfang des Projektes stand fest, dass alle Akteure und engagementfördernder Einrichtungen mit einbezogen werden müssen.
Ebenfalls stand von Anfang an fest, dass die vorrangige Aufgabe der Koordinatorin darin bestehen sollte, als Bindeglied zwischen den einzelnen Vereinen, Verbänden, Organisationen, aber auch den Ämtern, Städten und Gemeinden zu dienen. Sie soll den Informationstransfer zwischen Bunde- und Landesebene und der Landkreisebene ermöglichen, aber auch als fachliche Schnittstelle zwischen den einzelnen Verwaltungsbereichen dienen. Außerdem wurde sich dafür entschieden, eine Internetplattform zu schaffen, auf der sich die Nutzer über allgemeine Bereiche zum Thema bürgerschaftliches Engagement informieren können. Diese soll mit einer Ehrenamtsbörse verbunden sein. Darin können Engagierte Bürgerinnen und Bürger nach interessanten Projekten suchen, in denen sie sich engagieren können.

Es sollte somit eher eine Koordinierungs- als eine Anlaufstelle sein. Das ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass bürgerschaftliches Engagement überwiegend vor Ort, sprich in den Städten und Gemeinden und weniger auf Landkreisebene stattfindet.

Wie die Ausgestaltung der Koordinierungsstelle im Detail aussehen sollte, sollte mittels Umfrage ermittelt werden. Dazu wurde zunächst recherchiert, welche Vereine, Verbände, Organisationen ect. im Bereich bürgerschaftlichen Engagement tätig sind. Anschließend stand eine Bestandsaufnahme an. Dies wurde ebenfalls mittels Fragebogen, der an die Ämter, Städte und Gemeinden versandt wurde, ermittelt.
Beide Fragebögen sind Bestandteile dieses Konzeptes und werden nun ausführlicher behandelt.

Bedarfsanalyse und Bestandsaufnahme

Ende 2012 wurde damit begonnen, zusammen mit externen Beratern (beide Mitarbeiter beim Bundesnetzwerk bürgerschaftliches Engagement) einen Fragebogen zu entwickeln, der ermitteln sollte, welche Aktivitäten es im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements gibt und wo der Bedarf an Unterstützung und Förderung besteht.
Neben den allgemeinen Kontaktdaten, sollten Fragen zur Vereinsarbeit beantwortet werden. Unter anderem ging es um die Bereiche, in denen Engagementwillige eingesetzt werden, welche Tätigkeiten sie dort verrichten, wie hoch der Bedarf an Ehrenamtlichen ist und ob bestimmte Voraussetzungen an sie gestellt werden. Schließlich wurde abgefragt, was von einer Koordinierungsstelle im Landkreis erwartet wird und welche Aufgaben sie erfüllen soll.
Parallel dazu wurde recherchiert, welche Vereine, Verbände und Organisationen mit Ehrenamtlichen arbeiten.
Im Januar 2013 wurden die Fragebögen an insgesamt 984 Organisationen versandt. Die Beteiligung lag bei 278 beantworteten Fragebögen. Die Auswertung erfolgte bis Mai desselben Jahres durch eine externe Begleitung.

Um einen Überblick über die bereits vorhandenen Infrastrukturen und Unterstützungsformen in den Gemeinden zu erhalten, wurde im August 2013 auch für die amtsfreien und amtsangehörigen Gemeinden (106) und die Ämter (12) ein Fragebogen entwickelt. Die Kommunen wurden gebeten Auskunft über die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in ihrem Amt bzw. ihrer Gemeinde zu geben. Gefragt wurde unter anderem nach einem Leitbild, nach vorhandenen Netzwerken, nach Ansprechpartnern vor Ort, nach Aufwandsentschädigungen und Anerkennungskultur.
Die Kommunen hatte jedoch auch die Möglichkeit, Anregungen und Hinweise zum Thema bürgerschaftlichen Engagement zu geben
Die Auswertung erfolgte bis Oktober 2013.

Situation und Bedürfnisse der Vereine, Verbände und Institutionen

Die Feststellung der Situation und die Analyse der Bedürfnisse wurden anhand der zurückgesandten Fragebögen der Vereine, Verbände und Organisationen ermittelt.

Neben allgemeinen Angaben zu Namen und Sitz des Vereins sollten auch Angaben zur Organisation des Vereins gemacht werden. Dabei ging es hauptsächlich um die Anzahl der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Vereinen, Verbänden und Organisationen, die Altersstruktur und in welchem Bereich sich der Verein engagiert. Außerdem sollte angegeben werden, welche Tätigkeiten die Ehrenamtlichen in den Organisationen ausüben und ob zukünftig weitere bzw. andere Tätigkeiten durch engagierte Ehrenamtler im Verein ausgeübt werden sollen.

Im Zuge der Analyse wurde auch nach dem Bedarf an Fort- und Weiterbildungsangeboten gefragt und in welchen Bereichen hier besonderer Bedarf besteht.

Auch die Ehrenamtsgewinnung war ein Schwerpunkt bei der Befragung. Hier ging es vor allem darum, ob genügend Ehrenamtliche gewonnen werden könnten und ob dafür und für die Betreuung der Ehrenamtlichen ein Ansprechpartner in der Organisation zur Verfügung steht. In dem Zusammenhang wurde auch nach den Anforderungen für einen solchen Ansprechpartner gefragt.

Schließlich konnten die Befragten angeben, welche Anforderungen sie an eine Koordinierungsstelle für bürgerschaftliches Engagement im Landkreis Vorpommern-Rügen stellen. Sie hatten die Möglichkeit, Anregungen und Vorstellungen in Bezug auf die Koordinierungsstelle zu benennen.

In diesem Abschnitt werden lediglich die Kernaussagen der Befragung wiedergegeben. Die detaillierte Auswertung befindet sich im Anhang. Auch wird hier keine Bewertung der Antworten vorgenommen.

Bei der Auswertung der 278 zurückgesandten Fragebögen konnte festgestellt werden, dass 277 Organisationen mit Ehrenamtlichen arbeiten. In den Organisationen betätigen sich insgesamt 9557 Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich. Wobei man hierbei anmerken muss, dass davon ca. 25 % als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr tätig sind. Die Mehrheit der Ehrenamtlichen sind älter als 50 Jahre und betätigen sich im Bereich Sport und in der Kinder und Jugendhilfe.

Viele der Befragten gaben die Funktion in der Organisation an, die die Freiwilligen ausüben. Die Auswertung ergab, dass überwiegend die Funktion des Vorsitzenden/Vorstandes bzw. die des Schatzmeisters ausgeübt wird. Es fiel auf, dass die meisten Organisationen künftig keine anderen Aufgaben von Ehrenamtlichen ausüben lassen wollen. Die Organisationen, die angaben, dass zukünftig andere Aufgaben durch Freiwillige übernommen werden sollen erklärten jedoch, dass mehr Wert auf Jugendarbeit/Jugendförderung gelegt werden soll. Außerdem wurde deutlich, dass der Fokus mehr auf Projektentwicklung und Nachwuchsgewinnung gelegt werden soll.

Beim Thema Fort- und Weiterbildung konnte festgestellt werden, dass 52 % der sich an der Abfrage beteiligten Organisationen entsprechende Angebote, hauptsächlich auf dem Gebiet des Vereins- und Steuerrechts, aber auch im Bereich der Übungsleiterqualifikation, benötigten.

Bei der Frage nach der Gewinnung von Ehrenamtlichen gaben 47 % der Organisationen an, genug Ehrenamtliche für die Erfüllung ihrer Aufgaben zu gewinnen. In 46 % der Organisationen gibt es Ansprechpartner für die Gewinnung von Ehrenamtlichen. Davon stellen 20 % spezielle Anforderungen, wie zum Beispiel Soziale Kompetenzen (Kommunikationsfähigkeit, Freundlichkeit, Teamfähigkeit) an diese Funktion.

Ab der Frage 10 des Fragebogens ging es um die Anforderungen an eine Koordinierungsstelle im Landkreis. Hier war auffällig, dass es den Organisationen hauptsächlich um die Beratung in rechtlichen Fragen, die Anerkennung von Ehrenamtlichen und den Informationsaustausch geht. Natürlich wurde auch die finanzielle Unterstützung der Organisationen genannt. Auch wurde der Wunsch nach guter Erreichbarkeit und Ansprechpartnern vor Ort geäußert.

Förderung des bürgerschaftlichen Engagements durch die Ämter/Gemeinden und Städte

Die Bestandsaufnahme wurde anhand der zurückgesandten Fragebögen ermittelt. Insgesamt wurde der Fragebogen an 106 Gemeinden und 12 Ämtern versandt. Davon haben sich 22 Gemeinden und 4 Ämter an der Befragung beteiligt.

Wie bereits erwähnt, ging es bei der Befragung der Ämter und Gemeinden hauptsächlich um die Rahmenbedingungen und Infrastrukturen vor Ort, die das bürgerschaftliche Engagement unterstützen. Aber auch wie die Vereine, Verbände und Organisationen hatten die Ämter und Gemeinden die Möglichkeit, ihre Anregungen und Anmerkungen zum Thema bürgerschaftliches Engagement mitzuteilen.

In diesem Abschnitt werden lediglich die Kernaussagen der Befragung wiedergegeben. Die detaillierte Auswertung befindet sich im Anhang dieser Handlungsempfehlung. Eine Bewertung der Antworten erfolgte nicht.

Auffällig war, dass es bis auf eine Gemeinde in keinem Amt bzw. Gemeinde ein Leitbild bzw. Konzept für die Entwicklung des bürgerschaftlichen Engagements gibt.

Die Frage nach einem Ansprechpartner wurde von 9 Kommunen mit nein beantwortet. 17 geben hingegen an, einen Ansprechpartner für das bürgerschaftliche Engagement zu haben. In 6 der Kommunen, die mit ja geantwortet haben, wurde als Ansprechpartner der Bürgermeister angegeben.

In der Frage 4 des Fragebogens ging es um Engagement fördernde Infrastrukturen die es im Amts- bzw. Gemeindebereich gibt.
14 Gemeinden und 2 Ämter antworteten auf diese Frage.
Als häufigste Infrastruktur wurden das Gemeindehaus und die Feuerwehr genannt, aber auch Sporthallen und Sportplätze, Nachbarschaftszentren, Seniorenclubs (-beirat) und Mehrgenerationshäuser sind als Engagement fördernde Einrichtungen vor Ort. Die Jugendclubs und Kontakt- und Beratungsstellen nehmen keine erwähnenswerte Rolle in der Umfrage ein.
Außerdem wurden Vereinsnetzwerke, Ausschüsse und Arbeitskreise angegeben.

Im Zuge der Befragung ging es auch darum, welche Rahmenbedingungen seitens der Kommune für freiwillig Engagierte zur Verfügung gestellt werden.
Auffällig war hier, dass die meisten Kommunen kostenlos ihre Räume (auch Turnhallen und Sportplätze) für die Engagierten zur Verfügung stellen. Aber auch fachliche Beratung durch die Mitarbeiter der Kommunen, zur Verfügung gestellt Sachmittel und finanzielle Unterstützung wurde genannt.
Jedoch muss auch bemerkt werden, dass lediglich 7 von 26 Kommunen Aufwandsentschädigungen bereitstellen.

Auf die Frage nach den Anerkennungsformen vor Ort antworteten 12 Gemeinden und 1 Amt. In den meisten Gemeinden wird das Ehrenamt durch eine jährliche Auszeichnung geehrt. Diese fällt ganz unterschiedlich aus. Von einem jährlichen Essen bis zur Überreichung einer Urkunde oder Ehrung auf einem Neujahrsempfang sehen die Anerkennungsformen ganz unterschiedlich aus.

Engagement unterstützende Einrichtungen sind vor allem Sportvereine, die freiwillige Feuerwehr, das DRK, die Volkssolidarität und andere Vereine, Verbände und Organisationen vor Ort. Aber auch private Unternehmen, Sparkassen und Banken unterstützen das bürgerschaftliche Engagement mit Geld- und Sachspenden bzw. mit Freistellung vom Dienst.

Ab Frage 11 konnten die Kommunen Ihre Wünsche, Anregungen und Anmerkung zum Thema bürgerschaftliches Engagement mitteilen.
Vorwiegend wünschen sich die Kommunen finanzielle Unterstützung für das bürgerschaftliche Engagement. Aber auch die Vernetzung zu anderen Kommunen, um voneinander lernen zu können, wurde genannt. Weiterhin wurden die komplizierten Fördermodalitäten bei Projekten angesprochen. Diese müssten vereinfacht werden. Hilfe bei der Gründung von Vereinen, Unterstützung der Vereine bei der Mitgliedergewinnung und mehr Engagement der Bürgerinnen und Bürger waren ebenfalls Wünsche der Kommunen.

Schließlich ging es um die Meinung der Kommunen zur Ehrenamtskarte. Prinzip dieser Karte sind Vergünstigungen sowohl in öffentlichen Einrichtungen als auch bei wirtschaftlichen Unternehmen.
An dieser Frage beteiligten sich 14 Gemeinden und 2 Ämter. Dabei kann zusammenfassend festgestellt werden, dass die Einführung einer Karte als überwiegend positiv empfunden wird. 5 der sich an dieser Frage beteiligten Kommunen finden die Ehrenamtskarte nicht praktikabel, vor allem, da der ländliche Raum keine geeigneten Infrastrukturen bietet.2 Gemeinden würden einer Einführung skeptisch gegenüber stehen.

Detaillierte Auswertung der Fragebögen der Vereine, Verbände und Organisationen

Detaillierte Auswertung der Fragebögen der Kommunen