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Informationen zu ARE (Akute Respiratorische Erkrankungen) und Corona

Alles Wichtige rund um akute Erkrankungen der Atemwege

Die sogenannten Erkältungskrankheiten oder Atemwegsinfektionen werden in der medizinischen Fachsprache mit dem Oberbegriff "Akute Respiratorische Erkrankungen" (ARE) bezeichnet. Sie treten besonders häufig in den Herbst- und Wintermonaten auf. Dies gilt sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Kinder unter 2 Jahren erkranken laut der LöwenKids-Studie besonders oft an Atemwegsinfektionen, durchschnittlich etwa 13 mal pro Jahr. Das liegt daran, dass ihr Immunsystem erst trainiert werden muss, wenn es mit Keimen in Kontakt kommt. Erwachsene dagegen erkranken im Durchschnitt nur noch 2 bis 4 mal pro Jahr an einer Infektion der Atemwege.

In der typischen Erkältungssaison wird das Infektionsgeschehen jedes Jahr ab der 40. Kalenderwoche bis zur 15. Kalenderwoche  des Folgejahres in allen Bundesländern genau beobachtet und überwacht. Dazu melden die teilnehmenden Ärzte und Kindergärten die entsprechenden Erkrankungsfälle in den Praxen und Einrichtungen. In Mecklenburg-Vorpommern werden diese Daten vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) gesammelt und ausgewertet.

Was sind Akute Respiratorische Erkrankungen (ARE)?

Mit Akuten Respiratorischen Erkrankungen sind Erkrankungen der Atemwege gemeint. Respiratio ist lateinisch und bedeutet Atemholen. Dementsprechend bedeutet respiratorisch im Deutschen die Atmung betreffend. 

Zu den AR-Erkrankungen gehören u.a. einfache Erkältungen, grippale Infekte oder auch die Corona-Erkrankung COVID-19. Atemwegserkrankungen werden durch ganz unterschiedliche Erreger ausgelöst. Das können Viren sein, aber auch Bakterien oder andere Keime. Unterschieden wird zwischen Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege.

Bekannte Auslöser viraler Erkältungskrankheiten

Erkältungskrankheiten können von insgesamt etwa 200 Virentypen ausgelöst werden. Die bei uns am häufigsten vorkommenden respiratorischen Viren sind folgende:

    • RS-Viren (Respiratorische Synzytial-Viren)
    • Rhinoviren
    • Adenoviren
    • Enteroviren
    • Metapneumoviren
    • Coronaviren
    • Parainfluenza
    • Influenza-Viren, Typ A und B

Typische Anzeichen von akuten respiratorischen Erkrankungen

    • Fieber
    • Husten
    • Niesen
    • laufende Nase (ein- oder beidseitig)
    • Kopf-, Hals-, Muskel- und Gelenkschmerzen

Diese Krankheitsanzeichen können sowohl gleichzeitig als auch nacheinander auftreten. 

Besteht eine Meldepflicht für AR-Erkrankungen?

Einige Atemwegsinfektionen müssen gemeldet werden, da für sie Meldepflichten nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) bestehen. Die Meldungen gehen an das Gesundheitsamt, von da aus in einer Meldekette an das LAGuS (Landesamt für Gesundheit und Soziales) und weiter an das Robert-Koch-Institut (RKI).

Unterschieden wird dabei nach meldepflichtigen Krankheiten (§6 IfSG) und meldepflichtigen Erregernachweisen (§7 IfSG): Beispielsweise ist COVID-19 als Krankheit nach § 6 IfSG zu melden, der labortechnisch nachgewiesene SARS-CoV-2-Virus nach § 7 IfSG ebenfalls. Bei der Influenza – der echten Virusgrippe – besteht nur für den direkten Viren-Nachweis eine Meldepflicht der Labore an das Gesundheitsamt laut § 7 Infektionsschutzgesetz. 

Paragraphen 6 und 7 IfSG im Vergleich:

Paragraph

meldepflichtige Erkrankung (§ 6 IfSG)

meldepflichtiger Erregernachweis (§ 7 IfSG)

Meldepflicht für wen?

Ärztinnen und Ärzte

Labore

Was wird gemeldet?

Verdacht auf Erkrankung bzw. Erkrankung oder Tod in Bezug auf bestimmte Krankheiten

Direkter oder indirekter Nachweis mit Hinweis auf akute Infektion

Namentliche / nicht namentliche Meldung

abhängig von Erkrankung, teilweise namentlich

abhängig vom Erreger, zum Teil namentlich

Beispiele meldepflichtiger AR-Erkrankungen

COVID-19

SARS-CoV-2, Adeno- und Influenzaviren

Warum wird eine ARE-Überwachung durchgeführt?

Das Monitoring dient zur Beurteilung der aktuellen Lage bei den AR-Erkrankungen, vor allem auch im Vergleich mit früheren Zeiträumen. Daraus lassen sich wichtige Erkenntnisse ableiten und z.B. Pandemiebewältigungsstrategien erstellen. Ohne konkrete Daten wäre das kaum möglich. Mit Hilfe von Pandemieplänen kann der öffentliche Gesundheitsdienst notfalls Maßnahmen einleiten, um die Erkrankungsrate (Morbidität) und Sterberate (Mortalität) in einer Bevölkerung niedrig zu halten oder zu reduzieren.

Die Überwachung - auch Monitoring genannt - wird unter anderem durchgeführt, um zu erkennen,

    • ob eine Häufung von bestimmten Infektionen auftritt,
    • um welche Erreger es sich dabei konkret handelt und
    • in welchen Altersgruppen die Erkrankungen vorkommen
    • ob eine regionale/lokale Erkrankungshäufung auffällt

In Mecklenburg-Vorpommern findet die ARE-Surveillance (englisch für Überwachung) etwa seit dem Jahr 2005 statt. Zunächst beteiligten sich Kindergemeinschaftseinrichtungen (KiTas), später kamen auch Arztpraxen im gesamten Bundesland hinzu. Die Teilnahme ist freiwillig. Die Daten werden wöchentlich an das Landesgesundheitsamt (LAGuS) Mecklenburg-Vorpommern übermittelt. Der jeweils aktuellste ARE-Bericht kann auf der Webseite des LAGuS mittwochs unter Daten zu ARE / Wochenberichte ARE-Auswertung abgerufen werden.

Auch in den Epidemiologischen Wochenberichten des LAGuS MV zu Infektionskrankheiten - einige der AR-Erkrankungen zählen laut Infektionsschutzgesetz dazu - werden wochenweise Daten veröffentlicht.

Welche Erkrankungen werden genau erfasst?

Es werden verschiedene akute Atemwegserkrankungen und die dazugehörigen Erreger erfasst und beobachtet, die z.B. Fieber, Husten, Schnupfen oder auch Halsschmerzen hervorrufen.

Zu den auslösenden Krankheitserregern zählen unter anderem Influenza-Viren (hauptsächlich die Subtypen A oder B), Rhinoviren, Coronaviren, Parainfluenzaviren oder auch RS-Viren. Sie können Infektionen der oberen und unteren Atemwege verursachen.

Einige dieser Viren lösen auch andere Erkrankungen als Atemwegsinfekte aus, z.B. Adenoviren. So können z.B. Infektionen im Magen-Darm-Trakt oder an der Augenbindehaut die Folge sein.

Weit verbreitete AR-Krankheitsbilder

Die genannten Symptome zeigen sich in verschiedenen Krankheitsbildern. Beim Arzt erfolgt mit der Diagnose der Erkrankung eine Einordnung in das sogenannte ICD-System. ICD steht für Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (Englisch: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems). Damit können alle Erkrankungen weltweit einheitlich klassifiziert werden. 

Die Syndrome der akuten respiratorischen Erkrankungen werden mit den Diagnose-Codes J00-J22, B34.9 und J44.0 abgedeckt. Wer seine Diagnose selbst herausfinden möchte, kann beispielsweise auf www.gesund.bund.de den ICD-Code eingeben und dessen Bedeutung nachlesen.

Erkrankungen der oberen Atemwege

deutsche Bezeichnung  medizinische Bezeichnung 
Schnupfen Rhinitis

Nasennebenhöhlenentzündung 

Sinusitis

Ohrenentzündung

Otitis

Rachenentzündung

Pharyngitis

Mandelentzündung

Tonsillitis

Kehlkopfentzündung

Laryngitis


Neben Erkrankungen, die einer Region, wie z.B. dem Nasenraum zugeordnet werden, gibt es auch Infektionen, die mehrere Bereiche betreffen:

deutsche Bezeichnung  medizinische Bezeichnung 
Kehlkopf- /Rachenentzündung Laryngopharyngitis
Nasen- /Rachenentzündung
(Erkältungsschnupfen)


Rhinopharyngitis

Erkrankungen der unteren Atemwege

deutsche Bezeichnung  medizinische Bezeichnung 

Entzündung der Bronchien-Schleimhaut

Bronchitis
Lungenentzündung Pneumonie

Welche Informationen werden konkret gesammelt?

Informationen werden durch zwei Methoden gesammelt: die syndromische und die virologische Überwachung. Über die beiden Verfahren ist es möglich, ganz unterschiedliche Informationen zu erlangen. Dabei spielen sogenannte Sentinelpraxen eine wesentliche Rolle: Bei den Sentinelpraxen handelt es sich um Arztpraxen, die sich freiwillig an der ARE-Überwachung beteiligen und repräsentative, statistische Daten zur Verbreitung der genannten Symptomatik in der Bevölkerung erfassen. Die teilnehmenden Praxen stammen  größtenteils aus den Fachrichtungen Allgemeinmedizin, Hals-Nasen-Ohren- oder Kinder-Heilkunde.

Die syndromische Überwachung erfasst Personen mit ARE-Symptomen in den Sentinelpraxen. Es werden also Daten zu Personen gesammelt, die 

    • zur gleichen Zeit
    • typische akut respiratorische Krankheitszeichen aufweisen und
    • deshalb zum Arzt gehen.

Durch das Hochrechnen auf 100.000 Personen oder die Gesamtbevölkerung kann somit festgestellt werden, wie verbreitet akute Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung allgemein oder innerhalb einer bestimmten Bevölkerungsgruppe sind. 

Mit der virologischen Überwachung wird festgestellt,

    • welche Erreger und Subtypen sich im Umlauf befinden und
    • wie häufig diese jeweils auftreten.

Hierbei werden in den Sentinelpraxen Abstriche von Personen mit ARE-Symptomen entnommen. Diese werden dann später im Labor untersucht, um die Erkrankung und die Erreger festzustellen.

Im Rahmen der zwei Überwachungstypen werden somit einerseits Daten zur Prävalenz (die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt) von akuten Atemwegserkrankungen insgesamt und andererseits zu den einzelnen Erregern und Subtypen erfasst. Es werden auch Informationen

    • zu den Altersgruppen,
    • zum Geschlecht und
    • teilweise noch weitergehende Informationen gesammelt.

Die Angaben helfen, eine mögliche pandemische Lage zu beurteilen und Strategien zur Bewältigung derartiger Pandemien zu entwickeln.

Wie werden die Informationen aufbereitet?

Mit der syndromischen Datenerhebung durch die Sentinelpraxen wird die absolute Häufigkeit von Personen mit ARE-Symptomen ermittelt, die aus diesem Grund die Arztpraxis aufgesucht haben. Diese Zahlen werden als Konsultationsinzidenz bezeichnet und in statistischen Tabellen oder Diagrammen aufbereitet.

Anhand dieser Werte lassen sich verschiedene wichtige Daten einer Bevölkerung hochrechnen, die unter anderem auch für den öffentlichen Gesundheitsschutz von Bedeutung sind. Beispielsweise lässt sich bestimmen,

    • wie viele Menschen von 100.000 Personen in einer bestimmten Region in der Bevölkerung eine Arztpraxis wegen ARE-Symptomen aufgesucht haben (ARE-Konsultationsinzidenz/100.000 Einwohner).
    • wieviele Personen in jeweils verschiedenen Altersgruppen eine Arztpraxis konsultiert haben, zwischen denen bei der Datenerhebung unterschieden wurde (Konsultationsinzidenz in verschiedenen Altersgruppen).

Es wird ebenfalls syndromisch überwacht, wie viele Kinder insgesamt und prozentual in den einzelnen Landkreisen und MV insgesamt in teilnehmenden Kindertageseinrichtungen in den einzelnen Kalenderwochen oder auch saisonal an ARE-Syndromen erkrankt sind. Diese Rate der ARE erkrankten Kinder wird in einem Graph auch mit den Werten aus vorigen Jahren verglichen.

Im Rahmen der virologischen Überwachung wird festgestellt, wie die Erreger in Bezug auf die akuten respiratorischen Erkrankungen verteilt sind. Dabei werden Abstriche von Patienten auf verschiedene Erreger untersucht. Dies beeinflusst zum Beispiel auch die Entwicklung des Grippeimpfstoffes, der immer nach den 

Wer meldet im Landkreis Vorpommern-Rügen ARE-Fälle?

Im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern nahmen 2021/2022 während des Überwachungszeitraums insgesamt 87 Kindertagesstätten am ARE-Monitoring teil. Um für die Teilnahme zu werben, werden Einrichtungen in ganz MV vor dem Beginn des Überwachungszeitraums durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern (LAGuS MV) kontaktiert.

ARE-Fälle meldende Kindergärten im Landkreis Vorpommern-Rügen

In unserem Landkreis sind insgesamt 7 Kindertageseinrichtungen an das Meldesystem angeschlossen. Dabei handelt es sich in der Saison 2022/2023 um folgende Einrichtungen:

   Meldende KiTas (inkl. Zahl betreuter Kinder)

   Spielkiste in Stralsund (214)

   Moosmutzel in Klausdorf (35)

   Zwergenhaus in Karnin (32)

   Brüderchen & Schwesterchen in Bergen (63)

   Inselkrabben in Vitte (38)

   Kleine Möwe in Dranske (30)

   Wildblume in Garz (47)

   Kita Guck mal fix und Drehmalfix in Klevenow (35)

   Kita Kinderkahn in Grimmen (50)

   Kita Rosengarten in Ribnitz-Damgarten (73)


Neben den Kindertageseinrichtungen gibt es auch Kinderarzt-, Hausarzt- und HNO-Praxen, die am ARE-Monitoring beteiligt sind. Diese Praxen werden als Sentinel-Praxen bezeichnet. Sentinel bedeutet Wächter: Sie dienen also dazu, die Entwicklung der jeweiligen Erkrankungs-Lage zu überwachen und können über ihre Meldungen an das LAGuS ein realistisches Abbild der Erkältungsverbreitung in der Bevölkerung und damit der Belastung des Gesundheitssystems liefern.

Verwendete Quellen zu ARE-Thematik

Corona im Herbst 2023 in MV - Was ist jetzt wichtig?

Das Corona-Virus SARS-COV2 ist mittlerweile fester Bestandteil der Erkältungssaison wie z.B. auch RS-Viren, Influenza-Viren, Rhinoviren und viele weitere Erkältungsviren. Aktuelle und fachlich gesicherte Informationen zu COVID-19 und dem Coronavirus SARS-CoV-2 sowie Antworten auf Fragen gibt es beim Robert-Koch-Institut (RKI) 

Die bei uns am häufigsten vorkommenden , die jedes Jahr gesondert beobachtet werden im Rahmen der ARE-Surveillance, sind im Abschnitt:

    • Was sind Akute Respiratorische Erkrankungen (ARE)?

aufgelistet. Dazu erscheinen regelmäßig am Mittwoch die öffentlich zugänglichen

Wie die anstehende Saison ausfallen wird, lässt sich schwer vorhersagen. Immer wieder verändert sich das SARS-CoV-2-Virus und es gibt neue Varianten bzw. Mutationen, die z.B. ansteckender sein können als die vorherige Virus-Variante. Seit dem Ende der Ferien- und Urlaubssaison und mit Beginn der kühleren Jahreszeit steigen die Corona-Fälle wieder an, wie der sogenannte

zeigt: Er bildet die aktuelle Lage bundesweit sowie teilweise nach Bundesländern und Altersgruppen ab. 
Weitere allgemeine und ausführliche Informationen rund um das Corona-Virus stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung unter

Die aktuelle Entwicklung von Erkrankungen der Atemwege speziell in Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht auch das LAGuS M-V (Landesamt für Gesundheit und Soziales) auf seiner Internetseite mit den Wochenberichten. Darin wird auch das Vorkommen bzw. die Häufigkeit verschiedener Krankheitserreger, die Erkältungssymptome auslösen, grafisch dargestellt. Daten zu SARS-COV2 sind dort ebenfalls zu finden: 

Zusätzlich liefert die Landesbehörde weiterhin speziell Daten zu Corona sowie zur Impfung gegen Covid-19 aus MV:

Antworten auf häufige Fragen rund um die COVID-19-Impfung liefert das Robert-Koch-Institut:

Informationen zur COVID-19-Impfung mit den aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sind nachzulesen unter:

Den Aufklärungsbogen, Anamnese- und Einwillingungsbogen zur COVID-19-Impfung stellt das Robert-Koch-Institut (RKI) bereit:

Wer sich gegen das Corona-Virus impfen lassen möchte, meldet sich am besten bei der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern unter der Telefonnummer:

    • 116  117

Unter der genannten Rufnummer lassen sich auch die ärztlichen Bereitschaftsdienste erfragen.