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04.12.2012

Unternehmer Vorpommern-Rügens bewerten soziale Kompetenzen bei Azubis höher als gute Schulnoten

RÜM stellt Ergebnisse einer Unternehmensbefragung vor.

Aus der Sicht der befragten Unternehmer ist die Ausbildungssituation dramatisch. So waren 49 Prozent der befragten Unternehmen in 2012 nicht in der Lage, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Hauptgründe sind aufgrund des demografischen Wandels schlicht fehlende Schulabgänger sowie ausgeprägte Ausbildungshemmnisse bei den noch verbliebenen Bewerbern. 77 Prozent der Unternehmen bemängeln die fehlende Ausbildungsreife von Schulabgängern und sehen Defizite vor allem im Bereich der Belastbarkeit, ebenso in der Leistungsbereitschaft und der Motivation. 64 Prozent kritisieren die unklaren Berufsvorstellungen der Bewerber. Jeweils 44 Prozent stellen Defizite in der mündlichen und schriftlichen Ausdrucksfähigkeit und bei den Rechenfertigkeiten fest.
Für die Mehrzahl der Arbeitgeber stehen die sozialen Kompetenzen der Schulabgänger somit an erster Stelle vor guten Schulnoten. Doch trotz Kritik reagiert lediglich ein Drittel der Befragten auf die dramatische Situation. Die Meisten wollen sich dabei verstärkt an die Schulen wenden und Praktikumsplätze anbieten.
 
Zusammengefasst gibt es an allen Schulen im Landkreis aber insgesamt 42 verschiedene Berufsorientierungsangebote. Damit werden den Schülern in den verschiedenen Klassenstufen zu unterschiedlichen Zeiten in allen Schularten weit über 750 Angebote der Berufsorientierung unterbreitet. „In puncto Berufsorientierung läuft in Vorpommern-Rügen bereits ganz viel, aber augenscheinlich nicht systematisch. Wir brauchen mehr Koordination und Steuerung“, sagte Antje Post, Leiterin der RÜM-Koordinierungsstelle.
 
Bisher gaben sich Schulen und Unternehmen gegenseitig die Schuld an der Misere. Während die Schulen von den Unternehmen fordern, sich an die Jugendlichen anzupassen, erwarten die Unternehmer von den Schulen, ein wesentliches Mehr an Bildung und Berufsorientierung.
 
Um konkret zu wissen, wie in dieser Situation gehandelt werden muss, ließ die Koordinierungsstelle „Leuchtturm“ des Regionalen Übergangsmanagements Vorpommern-Rügen erstmals über 2.300 Unternehmen im Landkreis online zu ihren Ausbildungserfahrungen befragen. Ziel war es, konkrete, regionalbezogene, branchenübergreifende Daten und Erkenntnisse zum Ausbildungsverhalten bzw. –bereitschaft der Jugendlichen zu gewinnen. Durchgeführt wurde die repräsentative Unternehmensbefragung von der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern mbH gemeinsam mit dem Bildungswerk der Wirtschaft gGmbH (BdW) und Prof. Dr. Dirk Engel von der Fachhochschule Stralsund.
 
Die Befragung gab erstmals einen tiefergehenden branchenübergreifenden Aufschluss über die konkrete regionale Situation auf dem Ausbildungsmarkt Vorpommern-Rügens. Die Ergebnisse wurden am 4. Dezember 2012 von der Koordinierungsstelle im Beisein des Landrats Ralf Drescher, des Wirtschaftsförderers des Landkreises Vorpommern-Rügen Matthias Horn, des Geschäftsführers der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern mbH Rolf Kammann sowie Herrn Michael Zeipelt vom Bildungswerk der Wirtschaft in der Fachhochschule Stralsund vorgestellt, wobei bereits über erste mögliche Konsequenzen diskutiert wurde. Die Veranstaltung sorgte für großes Interesse sowohl im Landkreis Vorpommern-Rügen als auch darüber hinaus bei Unternehmern, deren Interessensverbänden, Institutionen und Verbänden des Arbeitsmarktes und Schulen. An der Veranstaltung nahmen über 130 Gäste teil. Darunter auch Vertreter des Wirtschaftsministeriums MV und des Landwirtschaftsministeriums MV.
Landrat Ralf Drescher warnt davor, die Schulen „unkoordiniert“ zu überrennen. „Die Schulen im Landkreis unternehmen bereits sehr viele Anstrengungen, um neue Wege in der Berufsorientierung zu gehen. So arbeiten viele Schulen aktiv in den Netzwerken der Arbeitskreise SchuleWirtschaft mit. Als Ergebnis dieser Befragung sollten die Unternehmen die Netzwerke ebenfalls stärker nutzen, um eine abgestimmte Berufsorientierung mit den Schulen zu ermöglichen und Kräfte zu bündeln“, sagte der Landrat.
 
Detailliert zeigt der gerade druckfrisch erschienene Bericht zur Bestandsaufnahme der RÜM-Koordinierungsstelle auf, welche Angebote im Übergang Schule-Beruf im Landkreis wo durchgeführt werden. Auf der Veranstaltung wurde er erstmalig öffentlich vorgestellt. Der Landkreis selbst bietet den Unternehmen und Schulen als ein weiteres Instrument PlanBeruf an, wo Ausbildungsplätze erfasst und abgerufen werden.
 
Die sehr differenzierten Ergebnisse der Befragung der Unternehmen Vorpommern-Rügens geben eine gute Diskussions- und Entscheidungsgrundlage für die Entwicklung einer lokalen Strategie für den Übergang Schule-Beruf im Landkreis. Die Entwicklung einer solchen Strategie ist das Ziel der Koordinierungsstelle „Leuchtturm“. Das Projekt ist Bestandteil des Bundesprogramms Perspektive Berufsabschluss (www.perspektive-berufsabschluss.de) und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europäischen Sozialfond gefördert.
 Weitere Informationen zum Regionalen Übergangsmanagement Vorpommern-Rügen mit der Koordinierungsstelle "Leuchtturm“ gibt es unter www.lk-vr.de/ruem.

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Quelle: Landkreis Vorpommern-Rügen