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08.05.2012

Der Tourismus war ihre große Leidenschaft. Es gibt wohl kein Hotel, keine Pension, keine Freizeiteinrichtung auf Rügen, die sie nicht kennt. Fast ein Vierteljahrhundert hat sie die Entwicklung in diesem Bereich auf der Insel maßgeblich begleitet und voran getrieben: Dr. Brigitte Thom. Nun muss der Tourismus ohne sie auskommen. Die Binzerin, die vor wenigen Tagen 65 Jahre alt wurde, verlässt die Kreisverwaltung und geht in den Ruhestand.

Nach Studium und Forschungsstudium,  Promotion und Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Berlin, kam die gebürtige Schwerinerin 1984 nach Rügen. Eine Geografin voller Tatendrang, die sich auf Territorialplanung und Raumordnung spezialisiert hatte und gern praktisch tätig war. Mehrere  Jahre bestimmte sie die Geschicke des Ostseebades Binz mit, erst als stellvertretende Bürgermeisterin, dann als Bürgermeisterin, bevor sie 1988 in die damalige Abteilung Erholungswesen beim Kreis ging.

Das war er – der große Schritt in Richtung Tourismus. Fortan blieb Brigitte Thom diesem Bereich in der Kreisverwaltung treu. „Wir waren 1990 der einzige Landkreis in ganz
Dr. Brigitte Thom
Dr. Brigitte Thom
Deutschland, der ein eigenständiges Dezernat Tourismus hatte. Das war der Bedeutung Rügens als Ferieninsel angemessen und ein richtiger Schritt“, ist sie überzeugt.

Die Arbeit sei ungeheuer spannend gewesen, täglich habe es neue Herausforderungen gegeben. „Die vielen Hotels und Häuser des ehemaligen FDGB-Feriendienstes wurden privatisiert, da hatten wir alle Hände voll zu tun“, nennt sie ein wichtiges Beispiel. Der Tourismusverband Rügen wurde gegründet und musste „zum Laufen“ gebracht werden, Strategien und Konzepte für die touristische Zukunft der Insel galt es zu entwickeln, Stellungnahmen zu Bauvorhaben wurden erarbeitet, mit übereifrigen Investoren, die das Eiland mit Bettenburgen zupflastern wollten, musste man sich auseinander setzen ... Brigitte Thom hat Fördermittel auf die Insel geholt – für Rad- und Wanderwege, Häfen, Freizeiteinrichtungen. Sie hat geholfen, dass Planungen für Hotels, Ferienwohnungen und alte Herrenhäuser verwirklicht und gefördert werden können. Dabei hat sie immer den Blick für die ganze Insel gehabt. Heute kann Dr. Brigitte Thom entspannt auf die vergangenen Jahre zurück blicken, denn gemeinsam mit vielen Partnern hat sie eine Menge für Rügen erreicht.

„Sie können stolz sein auf das, was Sie für die Region geleistet haben“, dankte Landrat Ralf Drescher seiner Mitarbeiterin, von deren Erfahrungen, Engagement und Tatkraft er sich leider nur kurze Zeit überzeugen konnte. „Ich hätte Sie gern länger in der Verwaltung unseres neuen Landkreises gehabt. Aber seien Sie sicher: Was Sie begonnen haben aufzubauen, werden wir weiter gestalten!“, versprach der Landrat.

Und das bezieht sich nicht ausschließlich auf den Tourismus. Seit dem Jahr 2000 hatte Dr. Brigitte Thom sich im damaligen Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus beim Landkreis Rügen auch verstärkt der Arbeitsmarktförderung zugewandt. Etliche Projekte und Programme, wie zum Beispiel EQUAL, LEADER und ASP, hat sie beigleitet, um mehr Menschen in Arbeit zu bringen und Nachhaltiges für die Region zu schaffen. Sie hat sich eingebracht in die konzeptionelle Arbeit. Dafür stehen beispielsweise das Tourismuskonzept, das Wegekonzept, das Regionale Entwicklungskonzept oder das Golfkonzept. Auch für den Ausbau der internationalen Kontakte hat sie sich stark gemacht. Die Organisation der sieben großen Ostseeinseln „B7“, die Kooperation der „Vier Ecken der südlichen Ostsee“ oder die Euroregion Pomerania sind beste Beispiele dafür.

Während der letzten Jahre beim ehemaligen Landkreis Rügen leitete Dr. Brigitte Thom das Sachgebiet Wirtschaft und Tourismus.„Wir haben es uns in all den Jahren nicht leicht gemacht, haben viel diskutiert und so manches Mal gestritten. Aber immer konstruktiv und im Interesse der Sache“, sagt Brigitte Thom. Auf ihre Mitarbeiter habe sie sich dabei immer verlassen können, es sei ein gutes Arbeiten mit ihnen gewesen. Das alles werde sie, gerade zum Beginn des neuen Lebensabschnitts, sicherlich vermissen.

Nach den bewegenden Jahren auf Rügen zieht es Brigitte Thom nun wieder nach Berlin. Aber die Insel, die ihr so ans Herz gewachsen ist, ist nicht aus der Welt. Danke Frau Dr. Thom und alles Gute!

Foto: Nach fast einem Vierteljahrhundert beim Landkreis verabschiedet sich Dr. Brigitte Thom in den Ruhestand.

Quelle: Landkreis Vorpommern-Rügen