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10.09.2019

Außergewöhnliche Großmuschel-Vorkommen an der Barthe!

Entdeckung zwischen Löbnitz und Wobbelkow.
Großmuschel-Vorkommen an der Barthe © Thomas Heinicke
Großmuschel-Vorkommen an der Barthe © Thomas Heinicke

Wer gegenwärtig auf der L23 von Löbnitz nach Norden in Richtung Barth unterwegs ist, wird sich vielleicht über die großen Erdhaufen entlang der Barthe in Richtung Wobbelkow gewundert haben. Bereits seit dem Frühjahr 2019 läuft dort ein großes Renaturierungsvorhaben des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern (StALU) mit Finanzmitteln zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, um den dortigen Flussabschnitt der Barthe wieder in einen naturnahen Zustand zu entwickeln. Hierzu wurden auf insgesamt vier Teilabschnitten bereits neue, mäandrierende Gewässerläufe angelegt und verschiedene Strukturelemente eingebaut, um die bislang stark begradigte und ausgebaute Barthe wieder in einem naturnahen Flussbett fließen zu lassen. Die nicht mehr benötigten Bartheläufe werden in diesem Zuge mit Erdmaterial aus den neuen mäandrierenden Fließabschnitten teilweise verfüllt oder fungieren zukünftig als auentypische Standgewässer. Doch bevor dies geschehen kann, müssen dort lebende Großmuscheln, Krebse und Fische geborgen und in andere geeignete Bereiche der Barthe umgesetzt werden.

Im Zuge dieser Arbeiten, die im Rahmen einer vom StALU beauftragten und vom Landschaftsplanungsbüro PfaU aus Gresenhorst in enger Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern-Rügen sowie mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer und der ausführenden Baufirma STIG-BAU GmbH durchgeführten ökologischen Baubegleitung ausgeführt werden, konnten jetzt außergewöhnlich individuenreiche Vorkommen von gleich drei Großmuschel-Arten in diesem Barthe-Bereich entdeckt werden. In dieser Form für unseren Landkreis einzigartig. Bislang wurden in den drei bisher abgesammelten Bereichen über 25.000 Großmuscheln geborgen, darunter je fast zur Hälfte Malermuscheln und Gemeine Teichmuscheln. Eine Sensation stellt das große Vorkommen der Bachmuschel, auch Gemeine Flußmuschel genannt, dar.  Bislang wurden über 1100 dieser extrem seltenen Muscheln, die in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland vom Aussterben bedroht sind, gefunden. Von der Bachmuschel, die im Landkreis Vorpommern-Rügen ausschließlich nur noch in der Barthe vorkommt, waren bis 2014 nur noch kleine Restvorkommen bei Redebas und Schuenhagen bekannt. Besonders erfreulich ist zudem die Tatsache, dass sämtliche Altersklassen von Jung bis Alt bei allen drei Muschelarten gefunden wurden, was auf intakte, sich reproduzierende Bestände hinweist.

Ein Teil der Großmuscheln wurde im jetzigen Renaturierungsgebiet in Barthe-Abschnitte umgesetzt, die nicht direkt von den Baumaßnahmen berührt werden. Nennenswerte Muschel-Mengen wurden zudem in den im Jahr 2014 renaturierten Barthe-Abschnitt nördlich von Löbnitz verbracht, der zuvor auf seine Eignung untersucht wurde. Um den Erfolg der Umsetzungsmaßnahmen untersuchen zu können, wurde ein Teil der Bachmuscheln sogar mit kleinen Plättchen und eingravierten Codes individuell markiert. Diese können dann bei künftigen Untersuchungen daran wiedererkannt werden.