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21.02.2012

„Es ist schon ein komisches Gefühl, nach mehr als vierundvierzig Jahren hier zu stehen und zu sagen: Ein Lebensabschnitt ist vorbei und ein neuer beginnt. Aber ich denke, ich habe den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören gewählt.“ Ja, auch als sie sich im Kreise von Kollegen und Mitstreitern aus dem Berufsleben verabschiedet, bleibt Rügens langjährige Kämmerin Roswitha Juhnke, sich selbst treu. Geradlinig, bestimmt und ehrlich spricht sie aus, was sie denkt, was sie bewegt.

Mit Roswitha Juhnke verlässt eine Frau die Kreisverwaltung, die hohes Ansehen und großen Respekt genießt. „Sie war die personifizierte Kämmerin. Akkurat, diszipliniert und immer zuverlässig“,  schwärmt ihre ehemalige Chefin, Rügens Ex-Landrätin Kerstin Kassner.

Kämmerin Roswitha Juhnke hat ihr Handwerk von der Pike auf gelernt. Nach der Schule nimmt sie erst eine Facharbeiterausbildung als Finanzbearbeiterin beim Rat des Kreises Rügen auf und danach ein Studium an der Fachhochschule für Finanzwirtschaft Gotha, das sie als Diplom-Betriebswirtin abschließt. Auch nach der Wende bildet sie sich fort, absolviert unter anderem die Angestelltenlehrgänge I und II. Sie will den neuen Anforderungen gewachsen sein.

Die heute 61-Jährige ist während ihres gesamten Arbeitslebens ununterbrochen im Bereich Finanzen des Rates des Kreises und später des Landkreises Rügen bzw. Vorpommern-Rügen tätig. Als Finanzbearbeiterin und Innenrevisor, als Referentin und stellvertretende Referatsleiterin, als Leiterin des Arbeitsbereiches Kreishaushalt und stellvertretende Abteilungsleiterin. 1991 wird sie Amtsleiterin der Kämmerei.

Zahlen begleiten die resolute Rüganerin tagein, tagaus. Sie ist die „Königin der Finanzen“ und die „Herrscherin über die Millionen“. Sie habe immer gern gearbeitet, sagt Roswitha Juhnke, auch wenn es manchmal bis an die Grenzen ging und es stressige Zeiten gab. Zum Beispiel, wenn der Haushalt trotz Sparkurs mal wieder unausgeglichen war.

„Ich weiß, dass ich unbequem war. Aber als Kämmerin darf man nicht einfach alles akzeptieren und hinnehmen“, erinnert Roswitha Juhnke - heute lächelnd - an diverse Streitgespräche im Kollegenkreis. Streitgespräche, die um der Sache willen geführt wurden und dem Lösen von Problemen dienten. Danach herrschte stets wieder Eintracht. Nachtragend war niemand. „Das war ein gutes Miteinander“, sagt sie.

Roswitha Juhnke hat als Kämmerin mit Weitblick viel erreicht. Stolz ist sie, dass es 2011 gelungen ist, den Teilhaushalt Rügen ohne Fehlbetrag in den Großkreishaushalt Vorpommern-Rügen einzubringen. Nach den vielen Jahren mit unausgeglichen Haushalten und Haushaltssicherungskonzepten ein schöner Erfolg. Gern erinnert sie sich auch an die großen Baumaßnahmen, die maßgeblich in Verantwortung der Kämmerei verwirklicht wurden.  Das Theater Putbus, die Berufliche Schule Sassnitz, das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Bergen oder die Musikschule sind beste Beispiele.

Dass sie viel erreicht habe und zufrieden in den Ruhestand gehen könne, daran hätten die Kollegen großen Anteil. „Ich habe immer Mitarbeiter gehabt, auf die ich mich verlassen konnte und die mitgezogen haben. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt die ehemalige Kämmerin, die hohe Maßstäbe mit ihrer Arbeit und ihrem Auftreten gesetzt hat.

„Frau  Juhnke war uns immer Vorbild. Ihren Anspruch, Qualität abzuliefern, hat sie auf uns Mitarbeiter übertragen“, meint Gabriele Buck stellvertretend für alle anderen Kolleginnen und Kollegen.

Jetzt heißt es, ohne die Chefin, wie Roswitha Juhnke immer noch von vielen genannt wird, weiter zu machen. Denn sie genießt nun ihre wohl verdiente freie Zeit. „Langweilig wird mir bestimmt nicht, ich habe mir so viel vorgenommen“, erzählt Roswitha Juhnke. Reisen will sie unbedingt, in diesem Jahr soll es nach New York gehen. Und auch ehrenamtlich möchte sie sich künftig engagieren.