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02.05.2018

Bedeutende Naturschutzmaßnahme in der „Nordvorpommerschen Waldlandschaft“ umgesetzt!

In der Gemeinde Velgast, in direkter Nachbarschaft zum Forstamt in Schuenhagen, wurden 19,2 ha Wald als Naturwaldparzelle ausgewiesen.

Landrat undForstamtsleiter in der Naturwaldparzelle
Landrat undForstamtsleiter in der Naturwaldparzelle

Hier werden nun für immer die Sägen schweigen und keine schwere Rückemaschinen mehr den empfindlichen Waldboden befahren. Durch die Aufgabe der forstlichen Nutzung sollen in dem kleinen Wäldchen am Bartheufer natürliche Entwicklungsprozesse weitestgehend ungestört ablaufen.

Die Naturwaldparzelle repräsentiert dabei typische Waldgesellschaften der vorpommerschen Lehmplatten, wie etwa den sumpfigen Erlen-Bruchwald, den feuchten eschenreichen Buchenwald  oder den frischen Hainsimsen-Buchenwald. Auch Raritäten wie Flatterulme, Feldahorn und Winterlinde kommen hier vor.

In enger Zusammenarbeit mit der Landesforstanstalt M-V und dem Forstamt Schuenhagen konnten bereits mehrere Waldflächen, wie die "Müßer" Naturwaldparzelle gesichert werden. Mittlerweile sind im Kerngebiet der Nordvorpommerschen Waldlandschaft knapp 80 ha Wald dauerhaft aus der forstlichen Nutzung genommen werden. Das Forstamt Schuenhagen stellt zudem knapp 26 ha Wald kostenneutral als Altholzinseln zur Verfügung. Forstamtsleiter Andreas Baumgart: „Als öffentlicher Waldeigentümer hat die Landesforst eine besondere Gemeinwohlverpflichtung, und der Waldnaturschutz zählt neben der schonenden  forstlichen Bewirtschaftung eben auch zu unseren Kernaufgaben. Der Landeswald sollte immer auch Vorbild sein.“

Bereits 2016 wurde die erste große Naturwaldparzelle im Recknitztal gesichert.

Weitere Wald-Flächen, in denen urige Methusalembäume stehen und die von stehendem und liegendem Totholz geprägt sind sollen aus der forstlichen Nutzung genommen werden. Auch darin können dann künftig natürliche Prozesse ungestört ablaufen. Diese Wald-Wildnis Gebiete sind auch Oasen für viele seltene Arten wie etwa Stachelbartpilze, Eremiten (ein winzig kleiner und sehr ortstreuer Käfer) und Mittelspechte.

Das chance.natur Projekt wird von 18 Kommunen aus der Region unterstützt. Diese und weitere 22 Partner aus Land- Forst- und Tourismuswirtschaft, bestimmen die Mitglieder einer elfköpfigen Lenkungsgruppe. In dieser werden, unter dem Vorsitz von Landrat Ralf Drescher, die Projektmaßnahmen abgestimmt, die bis zum Projektende umgesetzt werden sollen. 

Das Projektteam versucht dabei stets  auch die Belange der Eigentümer und Flächennutzer zu wahren und in enger Kooperation Maßnahmen im Konsens umzusetzen. Als Ausgleich für die wegfallenden Holzerträge in den Naturwaldparzellen erhalten die Waldbesitzer eine Ausgleichszahlung.

Besonderes Augenmerk des chance.natur Projektes liegt auf dem Schutz des Schreiadlers. Dieser hat hier in der Region noch viele Brutgebiete und Nahrungsflächen. Diese sind allerdings noch nicht ausreichend. Daher sollen Waldbereiche als Brutwald gesichert und weitere Nahrungsflächen geschaffen werden. In M-V gibt es noch ca. 108 Paare, in Deutschland insgesamt 131. Die Nordvorpommersche Waldlandschaft ist eines der wichtigsten Brutgebiete des Schreiadlers in Deutschland. Davon können die umliegenden Gemeinden profitieren, denn immer mehr Naturliebhaber aus ganz Deutschland zieht es hier her.

Weitergehende Information:
Bereits 27 ha Offenlandflächen werden inzwischen schreiadlergerecht bewirtschaftet. Dies bedeutet, dass die Grünlandflächen bereits früh gemäht werden und auf Pflanzenschutzmittel und mineralische Stickstoffdüngung und Gülle verzichtet wird.
Und zur richtigen Zeit gemähtes Grünland ist für den Bodenjäger, der es vor allem auf Mäuse und Frösche abgesehen hat, enorm wichtig. Viele dieser früher häufigen Flächen sind heute Acker oder werden so intensiv bewirtschaftet, dass sie für den empfindlichen Schreiadler wertlos geworden sind.
Eine aus Projektmitteln nun wieder naturnah bewirtschafteten Wiesen liegt nur wenige Kilometer nordöstlich der Naturwaldparzelle, eingebettet in feuchten Laubwald. Und wenn die eingeleiteten Maßnahmen greifen, dann dürfte sich auch hier der kleine Adler schon bald wieder zuhause fühlen.