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Know-how der RÜM-Projekte auch zukünftig gefragt

Neubrandenburg. „Mir fehlt der Bezug zu uns Schülerinnen und Schülern.“ Mit diesem Satz lenkte Frauke Wentland die Podiumsdiskussion der RÜM-Fachtagung am 12. August 2013 in der Hochschule Neubrandenburg quasi noch einmal zum Ursprung des Bundesprojektes. Expertinnen und Experten aus Verwaltung, den Kammern, Wissenschaft und Bildung hatten zuvor darüber diskutiert, wie das bisher Erreichte im Regionalen Übergangsmanagement (RÜM) der beteiligten Landkreise und Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern über das Ende der geförderten Projektphase weiter gearbeitet werden könnte. Viel wichtiger sei es jedoch, so die Meinung der Schülerin des Neubrandenburger Albert-Einstein-Gymnasiums, die Betroffenen, nämlich die Jugendlichen, die den Übergang von Schule zum Beruf  meistern müssen, weiterhin zu befragen – und dies unabhängig von Finanzierungsmöglichkeiten.

Wie der Fachtag in Vorträgen und Workshops zeigte, konnten die fünf RÜM-Projekte in Mecklenburg-Vorpommern erstaunliche Erkenntnisse über die Bedürfnisse, Sorgen und Ängste der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern, Lehrerinnen und Lehrer vorweisen. Dies bestätigte auch Prof. Dr. Thomas Gericke von der Uni Magdeburg in seinen Ausführungen. Zudem liegen nun valide Ergebnisse des  Ist-Zustandes im RÜM vor. Dies unterstrich unter anderem Dr. Manuela Martinek vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, welches das Projekt, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union finanziert wird, deutschlandweit fachlich und administrativ begleitet. In die 55 Projekte im Bund wurden insgesamt 67 Millionen Euro investiert. Während in Bundesländern wie beispielsweise Nordrhein-Westfalen eher „Cultural Mainstreaming“, also der Blick auf die Zuwanderung, eine Rolle spielte, zielte man in Mecklenburg-Vorpommern vorwiegend auf die Folgen der Abwanderung junger Menschen in den ländlich geprägten Regionen.

In den Landkreisen Rostock, Vorpommern-Rügen, Nordwestmecklenburg, im Altkreis Parchim und in der Stadt Neubrandenburg setzte man in den zwei Förderphasen vor allem auf die Erhöhung der Transparenz von Angeboten im Bereich des Übergangs von Schule zu Beruf und eine bessere Vernetzung der beteiligten Akteure. Allein 780 diesbezügliche Angebote konnte man im Landkreis Vorpommern-Rügen  erfassen. „Mit der Angebotslandkarte haben wir nicht nur eine Struktur in die Sache gebracht, sondern den Unternehmen und Einrichtungen auch Möglichkeiten geschaffen, diese selbstständig zu pflegen“, betonte Antje Post, Projektleiterin  des RÜM’s im Landkreis Vorpommern-Rügen, während der Tagung. Hinter solchen Angeboten steckt das, was RÜM in Mecklenburg-Vorpommern geschaffen hat – eine starke
Vernetzung der Prozessbeteiligten, allen voran Schulen, Kammern und Unternehmen.

Rund 4100 Schülerinnen und Schüler, 1100 Berufsschülerinnen und -schüler, 1500 Eltern und knapp 600 Unternehmen hat man in ganz M-V während der Projektphase befragt. Die Hochschule Neubrandenburg und die Universität Rostock sorgten dabei für den wissenschaftlichen Unterbau. Gabriele Taube-Riegas von der Hochschule und Dr. Claudia Kalisch von der Uni Rostock konnten auf der Tagung konstatieren: „Es zeigt sich ein sehr differenziertes Bild. Förderschülerinnen und -schüler sehen ihre berufliche Zukunft erschreckend negativ. Nur 20 Prozent haben überhaupt eine Bewerbung im letzten Schuljahr verschickt. Eltern von Gymnasiasten informieren sich bevorzugt auf Messen, Eltern der Schülerinnen und Schülern an Regionalen Schulen suchen eher das Einzelgespräch.“ Generell gilt: Wer weiß, welche Chancen die Heimat bietet, bleibt eher in der Region. Auch deshalb warben die Wissenschaftlerinnen für eine landesweite Koordinierungsstelle. Alexander Knipper Projektleiter des RÜM „A-HA – Anschluss Halten“ des Landkreises Rostock ergänzte: „Neben der schulischen  Zusammenarbeit mit Eltern wäre auch ein verstärktes Engagement ausbildender Unternehmen für einen erfolgreichen Start der Jugendlichen in die Arbeitswelt von Bedeutung.“

Wie wichtig eine gute berufliche Orientierung ist, machten Zahlen zu Abbrecherquoten, so genannten „Lösungen von Ausbildungsverhältnissen“, deutlich. Denn viele „Abbrecher“ starten danach gleich eine neue Lehre, so dass „die Berufsorientierung in der Praxis stattfand“, wie Professor Thomas Gericke, der RÜM ebenfalls wissenschaftlich begleitete, betonte. Dem konnte sein  Neubrandenburger Kollege Prof. Dr. Werner Freigang nur beipflichten. Er sehe eine individuelle Betreuung als den Schlüssel zum Erfolg. „Aus welchem Topf dies bezahlt werde, ist Schülerinnen und Schülern egal.“ Nur direkt und unmittelbar müsse die Unterstützung sein. Dass er damit ganz nah bei der Meinung Frauke Wentland war, zeigte sich nicht nur am Applaus im Hörsaal.

Ewald Flacke, Referatsleiter im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in M-V, wusste am Ende der Veranstaltung die Anregungen aufzunehmen. Er versprach die RÜM-Akteure nach Schwerin einzuladen und den Dialog fortzuführen. Eine interministerielle Arbeitsgruppe unter Leitung Flackes gäbe es bereits. Ob daraus ein landesweites RÜM erwachse, ließ er offen.

 

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22.08.2013 
Quelle: Landkreis Vorpommern-Rügen