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Ministerin Hesse verspricht zusätzliche Millionen für Trainer und Projekte - Gute Nachricht für Sportvereine in MV: In den kommenden Jahren soll es deutlich mehr Geld vom Land für die Sportförderung in Vereinen geben. Bis zu fünf Millionen Euro wollen SPD und CDU bis 2021 draufpacken. Landes- und Stützpunkttrainer sollen besser bezahlt, Ehrenamtsprojekte und Vereinsarbeit an Ganztagsschulen gefördert werden und der Landessportbund (LSB) soll höhere Zuschüsse für Großgeräte ermöglichen - all dies ist verankert im „Sportpakt 2018 bis 2021“.

„Die Trainer sind für uns sehr wichtig“, sagt Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD), die seit der Landtagswahl im Vorjahr auch die Sportpolitik verantwortet. Eine Million Euro mehr soll es allein dafür geben, 250000 Euro pro Jahr. So steht es im Entwurf des Landeshaushalts für 2018 und 2019. Damit steigt das jährliche Gesamtvolumen der Regierung für allgemeine Sportförderung von 8,7 auf knapp neun Millionen Euro - noch zu beschließen im Landtag. „Es ist wichtig, dass Trainer ein gutes Gehalt bekommen“, so Hesse. Denn deren Arbeit sei gesamtgesellschaftlich sehr hoch zu bewerten.

Unter dem Dach des LSB sind landesweit mehr als 250000 Menschen in gut 1900 Vereinen organisiert.

Der LSB werde mit dem Geld die Gehälter von 30 Trainern der landesweiten Sport GmbH und von etwa 145 Sportlehrern aus Vereinen und Verbänden - durch Zuschüsse - erhöhen, erklärt Geschäftsführer Torsten Haverland. Er macht jedoch auf ein Grundproblem aufmerksam: Derzeit rangiere MV bei den Trainer-Gehältern im Vergleich der Bundesländer am Ende. Ein ausgebildeter Sportlehrer verdiene bei LSB und Vereinen zwischen 2600 und 3500 Euro brutto im Monat - deutlich weniger als Lehrer an Schulen. „Brandenburg zum Beispiel zahlt zehn Prozent mehr“, so der LSB-Chef. Wenn es weiterhin sportliche Erfolge für MV geben soll, etwa Olympiasieger und Weltmeister, „dann brauchen wir auch entsprechendes Personal“, erklärt Haverland. SPD und CDU haben ab 2018 weitere Zulagen für die Sportförderung geplant. Bis zu 500000 Euro jährlich wollen sie zusätzlich an den LSB überweisen - für Großgeräte wie Boote oder Fußballtore und die Unterstützung von Regionalverbänden. Darüber hinaus sind weitere Finanzspritzen vereinbart, etwa für Ehrenamtsprojekte und Behindertensport oder für Leistungssport im Kinder- und Jugendbereich. Auch Vereinsarbeit an Schulen solle gestärkt werden, so Hesse:

„Damit hat der Sport im Land gute Planbarkeit für Jahre.“

Auf das Gesamtpaket haben sich die Regierungsfraktionen jetzt geeinigt. „Die Sportvereine im Land leisten einen wichtigen Beitrag vor allem für junge Menschen“, begründet Wolfgang Waldmüller (CDU).

Man wolle dafür sorgen, „dass Vereinen die Mittel zur Verfügung stehen, die sie benötigen, um ihre gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen“, so Tilo Gundlack (SPD). Höchste Zeit, heißt es aus Vereinen.

Mehr davon!

Hurra“, sagt der Optimist, „Zeit wird’s“, der Realist, „Mehr nicht?“, der Pessimist. Die Landesregierung will bei der Sportförderung in den kommenden Jahren bis zu fünf Millionen Euro mehr Zuschüsse verteilen. Trainer sollen besser bezahlt, Sportgeräte finanziert, Vereinsarbeit an Schulen gefördert werden. Ganz sicher ist dies eine gute Investition in einen bedeutsamen Teil des Lebens.

Jeder sechste Einwohner MVs ist in einem Sportverein organisiert. Diese wichtige Arbeit kann nicht allein über das Ehrenamt funktionieren. Und wer ab und zu mal einen Weltmeister aus MV haben will, muss auch in Vorleistung gehen. Allerdings wirft die Erhöhung auch Fragen auf. Vor allem die nach den Gründen für das bislang im Bundesvergleich geringe Niveau der Landeszuschüsse. Denn Sportvereine übernehmen so viele wichtige Aufgaben: Förderung der sozialen Kompetenz, der Gesundheit oder der Prävention. Denn Kinder und Jugendliche, die regelmäßig auf Sportplätzen und in -hallen toben, kommen seltener auf dumme Gedanken und verbringen vermutlich auch weniger Zeit vor dem Computer oder am Smartphone. Insofern darf der Realist fordern: „Mehr davon!“ Der „Sportpakt“ ist gut; er sollte aber deutlich umfangreicher ausfallen.

Vereine in Geldnot: „Wir hängen seit Jahren am Tropf“

Sportler in MV begrüßen Ankündigung des Landes, die Zuschüsse zu erhöhen

Schwerin stellt die Sportförderung neu auf: Künftig soll es in MV mehr Geld für Trainer, Ausstattung und Projekte aus dem Landeshaushalt geben. Dieser Schritt sei überfällig, heißt es bei den Vereinen und Verbänden. „Wir kämpfen jeden Tag ums Überleben“, meint zum Beispiel Horst Femfert, Box-Legende aus Greifswald. Seit 1974 bringt der 74-Jährige Kindern und Jugendlichen das Boxen bei. Zusammen mit seiner Frau hilft er auch schon mal bei den Hausaufgaben. „Wir holen die Kinder von der Straße“, sagt Femfert.

Erst im Januar wurden er und sein Verein, der Box- und Freizeitclub Greifswald, vom Bundespräsidenten bei der Aktion „Sterne des Sports“ ausgezeichnet. Finanziell stand der Club schon vor der Pleite, die nur durch Spenden abgewendet wurde. Das Geld fehlt an jeder Ecke: etwa für Boxerstiefel, Mundschutz und Handschuhe, die sich viele seiner Schützlinge nicht leisten können. „Wir würden gerne mal ein Trainingslager veranstalten“, berichtet Femfert. Angesichts der finanziellen Lage sei das unmöglich. „Es sind die Kleinigkeiten, die uns hemmen. Man wird müde dabei“, sagt der Trainer.

Jeder sechste Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern treibt Sport in einem der 1906 Vereine im Land. Nach der Mitgliederzahl liegen Fußball, Turnen, Behindertensport, Reiten, Volleyball und Schießen vorne.

„Eine Aufstockung der Landesförderung haben wir uns schon lange gewünscht“, sagt Andreas Röhl, Geschäftsführer beim Stadtsportbund Rostock. Vom Sport werde immer mehr verlangt: Jugendarbeit, Gewaltprävention, Integration von Flüchtlingen. „Aber dafür gibt es nicht mehr Geld“, sagt Röhl. Die Bedingungen seien verschieden: Für ehrenamtliche Breitensport-Trainer überweist der Landessportbund zurzeit eine Aufwandsentschädigung von 55 Euro im Jahr, die Stadt legt weitere 100 Euro drauf. Macht 155 Euro im Jahr. Macht knapp 13 Euro im Monat, die natürlich nicht für Fahrtkosten und Ausrüstung reichen. Röhl: „Das ist eher ein symbolischer Betrag.“ Selbst den gibt es nicht überall. Manche Trainer verzichten freiwillig, einige Vereine zahlen grundsätzlich nichts.

„Kein Verein erzielt Überschüsse und kann Rücklagen bilden“, sagt der Verbandsgeschäftsführer. Kommt eine ungeplante Ausgabe, wird es schnell eng. Sponsoren-Gelder gebe es kaum. „Dafür fehlt die wirtschaftliche Struktur“, meint Röhl.

Klaus-Dieter Soldat ist Geschäftsführer bei der Turn- und Sportgemeinschaft Wismar, mit 700 Mitgliedern einer der größten Breitensport-Organisationen in MV. Er kritisiert, dass mehr Mittel in den Spitzensport fließen, obwohl der in MV in den vergangenen Jahren an Bedeutung eingebüßt habe. Dabei müsse „ganz dringend“ etwas für den Alltagssport getan werden, „nicht nur unser Verein hängt seit Jahren am Tropf“. Es herrsche Investitionsstau, etwa bei den Turnhallen. „Wir mussten schon Interessenten für Vorschulturnen absagen, weil Hallen fehlen“, sagt Soldat. Für sportlichen Einsatz gebe es viel Lob, aber kaum Unterstützung. „Da muss mehr kommen“, fordert der TSG-Chef.

11.10.2017