Kindertagespflege auf Rügen bekommt Verstärkung
Ab September startet das neue Vertretungsmodell
Normalerweise sind sie um diese Zeit schon im wohlverdienten Feierabend, aber am Donnerstag Abend haben sich die Tagesmütter der Insel Rügen in den Räumlichkeiten der Kreisvolkshochschule in Bergen versammelt. Eingeladen hatte der Fachdienst Jugend des Landkreises Vorpommern-Rügen.
Auf der Insel gibt es zurzeit 14 aktive Kindertagespflegepersonen. Sie betreuen bis zu 5 Kinder zwischen 0-3 Jahren, bis zu 10 Stunden täglich. Viele Familien schätzen diese familiennahe Art der Betreuung. Diese ist, wie auch eine Betreuung in Krippe, Kindergarten oder Hort, seit 01.01.2020 für alle Kinder in Mecklenburg-Vorpommern kostenfrei. Manche Eltern konnten jedoch die Tagespflege bisher nicht in Anspruch nehmen, da im Krankheitsfall der Kindertagespflegeperson keine alternative Betreuungsmöglichkeit vorhanden war. Nun soll Abhilfe geschaffen werden:
Ines Sandhop, welche selbst viele Jahre als Tagesmutter auf der Insel Rügen tätig war, stellte sich auf der Informationsveranstaltung offiziell als Vertretungsperson für die anderen Tagesmütter vor. Ab 1. September wird sie zunächst alle Tagespflegestellen besuchen, sich und das Konzept bei den Kindern und Eltern vorstellen. Durch regelmäßige Besuche können die Kinder zu ihr Vertrauen und eine Bindung aufbauen, sodass im akuten Krankheitsfall der Kindertagespflegeperson eine Betreuung der Kinder ab Oktober auch allein durch die Vertretungsperson Frau Sandhop möglich wird. Die Vertretung soll überwiegend im Stützpunkt stattfinden, für den eine ruhige und geräumige Wohnung im Bergener Stadtgebiet angemietet und ausgestattet wurde. Das Projekt wird vom Fachdienst Jugend in Zusammenarbeit mit dem freien Träger „Lebensräume e.V.“ durchgeführt. Dieser beschäftigt bereits seit 2019 in Stralsund zwei Vertretungspersonen, welche den Stralsunder Kindertagespflegepersonen im Krankheitsfall aushelfen. Das Projekt wird dort sehr gut angenommen, da der Bedarf bei 66 aktiven Tagesmüttern und -vätern im Stralsunder Stadtgebiet auch recht hoch ist. Auch die beiden Stralsunder Vertretungspersonen waren gestern Abend vor Ort, um von Ihren bisherigen Erfahrungen zu berichten. Im Anschluss an die Vorstellung von Frau Sandhop und des Lebensräume e.V., vertreten durch den Geschäftsführer Tino Borchert, gab es eine offene Fragerunde, in der viele praktische Details besprochen und geklärt werden konnten.
„Wir erhoffen uns eine weitere Stärkung der Kindertagespflege durch die Einführung der verschiedenen Vertretungsmodelle in unserem Landkreis.“ erklärt Katrin Warnke, Koordinatorin des Bundesprojektes „ProKindertagespflege“ im Landkreis Vorpommern-Rügen.
Für Eltern stellt das Angebot eine Erhöhung der Verlässlichkeit des Systems Kindertagespflege dar.
Eine Vertretungsperson ist zwar noch keine Garantie, mildert aber in jedem Fall die Ausfalltage der Kindertagespflegepersonen in der Region Rügen ab.
Und wenn mal keiner krank ist? „Dann pflege ich durch regelmäßige Besuche den Kontakt und die Bindungen zu den Tagespflegekindern meiner Kolleginnen“ erläutert Frau Sandhop. Diese haben als überwiegende Einzelkämpfer auch schon viele Pläne mit Frau Sandhop in der Kontaktpflege: Schließlich werden besondere Projekte, welche die Tagesmütter schon länger planen, durch eine zweite Person erleichtert.
„Wir begleiten das Projekt von Anfang an sehr intensiv und mit großer Sorgfalt“, so Sabrina Schwuchow, Fachaufsicht Kindertagespflege beim Fachdienst Jugend. „Mit Frau Sandhop haben wir eine so erfahrene und qualifizierte Person gewinnen können, dass wir mit einem sehr guten Gefühl in die Zukunft schauen“.
Möchten Sie Ihr Kind von einer Kindertagespflegeperson betreuen lassen? Dann können Sie sich hier über die aktiven Kindertagespflegepersonen in Ihrem Umkreis informieren:
www.lk-vr.de/Kreisverwaltung/Jugend/KiTa-Tagespflege/Kindertagespflegeeinrichtungen-im-LK-VR/
Haben Sie selber Interesse, Kindertagespflegeperson zu werden? Dann informieren Sie sich unter:
www.lk-vr.de/Kreisverwaltung/Jugend/Förderprogramme/ProKindertagespflege
Mit dem Bundesprogramm „ProKindertagespflege: Wo Bildung für die Kleinsten beginnt“ stärkt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gezielt die Weiterentwicklung der Kindertagespflege. Von Januar 2019 bis Dezember 2021 werden 48 Modellstandorte gefördert. Nach dem Motto „Qualifiziert Handeln und Betreuen“ setzt das Bundesprogramm auf Qualifizierung der Tagesmütter und -väter, Verbesserung der Rahmenbedingungen und die Stärkung der Zusammenarbeit mit den Kommunen.