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"Ich suche nur noch schnell einen Marienkäfer"

Kinderbetreuung auf Augenhöhe in der Kindertagespflege

Marienkäferkinder
Marienkäferkinder

„Ich suche nur noch schnell einen Marienkäfer!“ Jeden Morgen gegen sieben Uhr macht sich die Mutter von Alva auf die Jagd nach den kleinen

Krabbeltieren im Garten von Alvas Tagesmutter. Das ist ihr gemeinsames Abschiedsritual. Den Käfer setzt sie dann von außen auf die Fensterbank. Alva und Piet, der auch gerade von ihrer Mutter gebracht wurde, beobachten den Käfer hochkonzentriert. Die Mutter kann entspannt das Grundstück verlassen. „Alva ist ein großer Tierfreund, gerade Marienkäfer haben es ihr besonders angetan.“, weiß Silvia Strattner, ihre Kindertagespflegeperson, schmunzelnd zu berichten. Im Alltag greift sie deshalb das Thema immer mal wieder auf, sei es beim Malen und Basteln, in Liedern, Spielen oder beim Sport.

Werdende oder frisch gebackene Eltern stehen am Ende ihrer Elternzeit vor der Entscheidung, wer die Kinder nach der Rückkehr in den Beruf betreuen soll.

Kindertagespflegepersonen, umgangssprachlich häufig Tagesmütter oder -väter genannt, sind dabei eine sehr familiennahe und flexible Option.

Im Landkreis Vorpommern-Rügen gibt es zurzeit 104 Kindertagespflegepersonen.

Eine Kindertagespflegeperson betreut maximal 5 Kinder gleichzeitig. Es gibt jedoch auch sogenannte „Großtagespflegestellen“, in denen zwei oder drei Kindertagespflegepersonen gemeinsam arbeiten. Auch Frau Strattner führt die Kindertagespflegestelle gemeinsam mit Ihrer Tochter Elisa, gemeinsam betreuen sie 10 Kinder im Erdgeschoss des Einfamilienhauses.

Tagespflegepersonen sind in der Lage, sehr individuell auf die Bedürfnisse von Eltern und Kindern einzugehen, z.B. in Bezug auf Arbeitszeiten, individuelle Kostformen, bestimmte Rituale oder die Art der Eingewöhnung.

Vormittags trifft man Tagesmütter mit ihren Schützlingen oft in der näheren Umgebung an, sei es in Parks, auf Spielplätzen in der Umgebung oder im Zoo.

„Uns ist es wichtig, mit den Kindern viel raus zu gehen. Bei der Bewegung an der frischen Luft trainieren die Kleinen ihr Immunsystem und ihre Muskeln. Und wenn wir zum Mittag wieder zurück sind, schmeckt das Essen nach einem langen Spaziergang doppelt so gut.“, so Frau Strattner. Manchmal ist der Spaziergang von der Strecke her eher kurz, dafür umso eindrucksvoller: „Wenn wir an einer Baustelle vorbeikommen, müssen alle natürlich erstmal die Baugeräte bestaunen. Das dauert manchmal etwas länger. Aber die Zeit nehmen wir uns natürlich. Genauso ist es, wenn wir an eine Pfütze kommen: da müssen Steinchen reingeworfen werden, mit Stöckchen gepatscht, und wenn alle ihre Gummistiefel anhaben, erforschen wir danach auch noch die tiefste Stelle.“

Aber auch das gemeinsame Basteln, Singen, Tanzen und der Kindersport kommen nicht zu kurz.

Das Mittagessen kochen viele Kindertagespflegepersonen noch selbst, oder sie lassen sich beliefern. „Wir bekommen unser Essen von Elke Neugebauer, einem kleinen Bio-Catering von der Insel Rügen. Das Essen ist noch „handgemacht“, den Kindern schmeckt es gut. Dann haben sie auch Lust, zum Löffel zu greifen und lernen das Selber-Essen ganz schnell.“

Alvas Mutter ist vom System Kindertagespflege überzeugt: „Ich habe mir nicht nur die Institution, sondern die Betreuungsperson meines Kindes aktiv ausgesucht. Hier haben sowohl ich als auch mein Kind eine Bezugsperson, die uns vertrauensvoll begleitet.“ Rückmeldungen zum Essverhalten, aber auch über das Schlafen, Spielen und den individuellen Tagesablauf geben die Tagesmütter meist täglich während der Abholsituation.

Auch in den morgendlichen Tür-und-Angelgesprächen tauschen sich Eltern und Tagespflegepersonen häufig kurz über wesentliche Besonderheiten oder Entwicklungsschritte der Kinder aus.

Kindertagespflegepersonen durchlaufen, ähnlich wie eine Kita, ein mehrstufiges Zulassungsverfahren und werden auch danach regelmäßig durch das Jugendamt begleitet und geprüft. Bei fachlichen Fragen steht Ihnen eine Fachberatung zu Seite und durch stetige Weiterbildungen halten sie sich pädagogisch auf dem neuesten Stand.

Und was, wenn die Kindertagespflegeperson mal krank wird? Seit einigen Jahren gibt es für diesen Fall unterschiedliche Vertretungssysteme in den verschiedenen Regionen des Landkreises. Dazu wurden ehemalige Kindertagespflegepersonen als mobile Vertretungspersonen eingestellt. Diese kommen regelmäßig zur Kontaktpflege in die Kindertagespflegestelle und bauen zu den Kindern eine Beziehung auf. Wird die Tagesmutter krank, übernimmt die Vertretungskraft entweder in der Kindertagespflegestelle oder in einer Stützpunktwohnung die Vertretung.

Eine Übersicht und die Kontaktdaten der Kindertagespflegepersonen findet man auf der Homepage des Landkreises unter https://www.lk-vr.de/Kreisverwaltung/Jugend/KiTa-Tagespflege/Kindertages-einrichtungen-im-LK-VR/

„Wir sind rundum zufrieden und werden auch unser nächstes Kind wieder in den ersten Jahren zu unserer Tagesmutter geben.“, ist Alvas Mutter überzeugt.

28.07.2021