Tradition trifft Moderne - Förderverein „Erdöl und Heimat“ wirkt im einzigen Erdölmuseum Ostdeutschlands
Ostsee-Anzeiger 15. März 2017:
Jedes Land ist gut beraten, für seine Entwicklung eigene Rohstoffressourcen (z. B. Erdöl und Erdgas) zu suchen und nutzbar zu machen. Das war auch für die junge DDR eine große Herausforderung und Programm für viele Aktivitäten. Mit Frühlingsanfang 1961 wurde der Traum vom eigenen Erdöl Wirklichkeit, als die Suchbohrung E Reinkenhagen 2/2a/60 fündig wurde. Es setzte eine rasante Entwicklung des neuen Wirtschaftszweigs Erdöl/Erdgas ein, in deren Verlauf die Stadt Grimmen sich zur „Erdölhauptstadt“ der DDR mauserte und die kleine ländliche Gemeinde Reinkenhagen einen industrienahen Aufschwung nahm. Nach der Wende 1989/1990 wurde die Erdölförderung reduziert, dann 1996 eingestellt und fast auf den Tag genau nach 40 Jahren, kann man beim Amtsgericht Stralsund - Registergericht unter Handelsregister- Nr. HRB 63 lesen: „Erdöl - Erdgas Grimmen GmbH. Die Liquidation ist beendet. Die Firma ist erloschen. 21.02.2001.“ Und nun, sollte das schon alles gewesen sein?
Als die Gemeinde Reinkenhagen 1993 den Aufbau eines Heimatmuseums veranlasste und damit einen ehemaligen Beschäftigten des Grimmener Erdölbetriebes beauftragte, war im Prinzip klar, dass die Erdölgeschichte einen festen Platz im Heimatmuseum haben würde; viele ehemalige Mitarbeiter wirkten bei der Einrichtung des Museums mit, bargen und bewahrten industriezweigtypische Gegenstände und Ausrüstungen vor der Vernichtung. Im Juni 1994 wurde es eröffnet und im Oktober 1995 der Förderverein „Erdöl und Heimat“ gegründet, der seitdem das Erdölmuseum betreibt und inhaltlich betreut. Sein Motto lautet: „Vergangenes und Gegenwart, Erhofftes und Erreichtes, nichts wollen wir vergessen, schon gar nicht vergessen machen! Das sind die Taten und Erinnerungen an Menschen, die sie vollbrachten, die Erdölgeschichte im östlichen Teil Deutschlands geschrieben haben.“
Dem Förderverein gehören gegenwärtig 96 Mitlieder (meist schon über 70) an, die vorrangig aus ganz Vorpommern stammen, aber wir haben auch Mitglieder in der Altmark, im Berliner Raum, in der Lausitz und im Ausland. Zwar ist die Gemeinde Sundhagen Träger des Museums, die wirklichen Macher jedoch sind die Mitglieder des Fördervereins. So wurde in jahrelanger Kleinarbeit die Geschichte von der Erdöl- und Erdgassuche bis zur -förderung, vordergründig im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, recherchiert und in einer detaillierten Chronik zusammengestellt. Wir treffen uns einmal im Monat zu regelmäßigen Versammlungen im Museum, um anstehende Aufgaben zu beraten oder uns bei Vorträgen weiterzubilden sowie mindestens einmal im Jahr zu einem großen Arbeitseinsatz. Jährlich unternehmen wir Bildungs- und Erlebnisreisen, vorrangig mit Bezug zu bergbaulichen Objekten bzw. Themen. Ständig sind wir mit der Instandhaltung und Erweiterung bzw. Aktualisierung der einzelnen Ausstellungen und Exponate befasst. Die Spenden, die wir erhalten, werden fast ausschließlich für derartige Zwecke verwendet, insbesondere zur Farbkonservierung der Großexponate. Bei der Aktualisierung der Dauerausstellung im Museumsgebäude widmen wir uns auch aktuellen Erdöl- und Erdgas-Vorhaben und -Objekten in Mecklenburg-Vorpommern und anderen Gebieten, wo der frühere Grimmener Erdölbetrieb und etliche unserer Mitglieder tätig waren. So wurden u. a. neue Schautafeln zu den aktuellen Aktivitäten der Central European Petroleum GmbH (übrigens Mitglied unseres Vereins, seit 2008 aktiv in MV und Brandenburg), der Nord Stream 2 AG (Bau der 2. Ostsee-Pipeline) und der ENGIE E&P Deutschland GmbH (Entwicklung der Erschließungspläne der Erdgaslagerstätte Heringsdorf von 1998 bis heute) fertiggestellt und gut sichtbar im Flurbereich des Museums platziert.
Wir, die Vereinsmitglieder, werden immer älter und die Kraftreserven immer geringer, um das Museum nicht nur zu führen, sondern es auch zu erhalten. Wir würden uns über Verstärkung durch jüngere Kräfte im Verein sehr freuen; man muss nicht Mitarbeiter des Grimmener Erdölbetriebes oder eines seiner Schwesterbetriebe gewesen sein. Es genügen technisches Interesse und die Überzeugung, dass solche einzigartigen Zeitzeugnisse nicht untergehen bzw. „ökonomischen Zwängen“ geopfert werden dürfen. Schauen Sie doch mal auf www.erdoelmuseum-reinkenhagen.de vorbei oder besser noch, besuchen Sie uns direkt im Erdölmuseum in Reinkenhagen in der Alten Dorfstraße 10 (geöffnet Dienstag und Donnerstag von 10:00 bis 16:00, Mittwoch 08:00 bis 16:00); wir freuen uns auf Sie!