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Recht und Unrecht im Internet

Im Mai 2007 wurde der Kanzlei Stückmann ein Mandat übertragen, dessen Gegenstand Mobbing zweier Schüler durch 15 andere Schüler der Klassenstufen 7 bis 12 an einem Rostocker Gymnasium war. Die Äußerungen der Schüler in einem Forum der Internet-Plattform www.schueler-vz.de, die täglich tausend neue Anmeldungen von Schülern verzeichnet, waren schockierend. In menschenverachtender und ehrverletzender Weise, getrieben durch Neid und Missgunst wurden zwei Mitschüler (Geschwister)und ihre Familie attackiert. Dabei befanden sich die tätigen Schüler in dem Irrglauben, Internetplattformen wären rechtsfreie anonyme Räume, die jedwede Aktivitäten zuließen und deren Inhalte geheim bleiben würden. Die betroffenen, gemobbten Schüler verweigerten den Schulbesuch, nachdem sie die Äußerungen der Mitschüler in dem Forum zu lesen bekommen hatten. Nach Sicherung der Daten, anschließender Löschung des Forums und notwendiger Rechtsverfolgung durch die Kanzlei Stückmann wurde Frau Stückmann von der betroffenen Schule gebeten, Aufklärungsarbeit zum Themenkreis "Recht im Internet" durch Vorträge in der Schule zu leisten.

Im Rahmen der Vortragstätigkeit bei den interessiert und engagiert mitarbeitenden Jugendlichen und Lehrern zunächst der Klassen 6 und 7 wurde immer deutlicher, wie wichtig diese Präventionsarbeit ist und wie sehr sie gleichermaßen mangels Bewusstseins der bestehenden Problematik bislang vernachlässigt wurde.

Die Opferrolle von Kindern im Internet, das Pädophilen ein fast grenzenloses Angebot eröffnet, ist vielerorts im Gespräch, wenn auch von Eltern noch immer verdrängt, die Täterrolle hingegen nahezu unbekannt. Unser Vortrag beleuchtet daher ganz bewusst beide Seiten. Die Bandbreite der Verfehlungen von Kindern als Täter im Internet ist groß: Sie reicht vom simplen Verächtlichmachen eines Mitschülers über schwere Beleidigungen - auch in sexueller oder rassistischer Hinsicht - bis hin zum Mobbing von Lehrern z.B. durch Einarbeitung des Bildes eines Lehrers in ein Hinrichtungsvideo oder auch Existenz bedrohende Verleumdungen. Welche rechtlichen Konsequenzen auch für das spätere Leben an einem solchen Verhalten, das nichts mehr mit Schülerstreichen gemein hat, hängen, ist den Kindern gänzlich unbekannt. Aber auch den Gefahren des Internets für Kinder als Opfer insbesondere im Chatbereich, wo sie kriminellen und besonders sexuellen Übergriffen in massiver Form ausgesetzt sind, ist nur mit professioneller Aufklärungsarbeit zu begegnen. Hier müssen besonders die Eltern und Lehrer umfassend informiert werden. Diesen ist in der Regel nicht bekannt, welche umfassenden (theoretischen) Kenntnisse auf sexueller Ebene ihre 10-, 11-, 12jährigen Kinder durch Chat Kontakte bereits haben. Dieser neuen Generation "Internet" ist bereits mit 12 Jahren kein sexueller Begriff und keine sexuelle Abartigkeit mehr fremd. Darauf muss die Gesellschaftsordnung angemessen und wirkungsvoll reagieren. Die jetzige Elterngeneration wurde mit dem Internet konfrontiert, als sie bereits lange die Schule verlassen hatte. Viele wollen von diesem neuen Medium nichts wissen, haben gar Angst, sich damit zu befassen, oder kennen nur Grundzüge. Wie ihre Kinder sich im Internet bewegen, ist den Eltern jedoch weitgehend unbekannt. Die jetzige Schülergeneration - sog. "digital natives" - hingegen ist die erste Generation, die mit dem Internet groß wird. Internet ist Selbstverständlichkeit und die Neugier ist groß. Deshalb müssen die Gefahren auch den Eltern erklärt werden, damit diese sich ihrer Verantwortung bewusst werden und diese wahrnehmen. Die Kinder dürfen nicht mehr alleine gelassen werden, wenn sie sich ins Internet begeben. Es muss zudem vorgebeugt werden, dass die jetzigen Schüler den Umgang mit dem Internet in all seinen Ausprägungen an ihre Kinder später unreflektiert und unkommentiert weitergeben, weil sie meinen, es sei so "normal" und in Ordnung. Die Reaktionen von Schülern und Eltern sowie Lehrern sind durchweg positiv. Das Thema interessiert die Kinder brennend, da es ihr Hauptkommunikationsmedium betrifft. Lehrer erklären, dass sie es als überaus effektiv ansehen, dass die Referenten von außen kommen und aus der Praxis berichten können. Die Elternabende haben jeweils zur Folge, dass die Eltern aufgerüttelt sind und in jedem Fall eine Arbeit mit den Schülern wünschen. Die Arbeit mit den Kindern hat auch neue Problembereiche ergeben, die allein aufgrund unterschiedlicher begrifflicher Definitionen von Erwachsenen und Kindern entstehen. So haben die Kinder zwar in der Regel für ihre Profile in den sozialen Netzwerken eine Privatsphäre angelegt, die in den Klassen 5 und 6 für 10 bis 15 "Freunde" geöffnet werden. Ab Klasse 7 werden jedoch Größenordnungen von 300, 400 und mehr Personen genannt. Hier gibt es einen Wettbewerb unter den Kindern, der die Privatsphäre-Option ad absurdum führt. Dass alle diese Personen - ob bekannt oder nur über Dritte vernetzt - als "Freunde" bezeichnet werden, beinhaltet die Gefahr, dass Warnungen der Eltern oder Lehrer wie "Trefft Euch nur mit Freunden" wirkungslos sind. Der Begriff "Freund" ist bei dieser Generation ganz anders besetzt, so dass ein wenig Chatten mit dem eigentlich unbekannten Freund eines Freundes diesen zum möglichen Partner eines Treffs in der realen Welt macht. Zudem wird in den oberen Klassen zunehmend berichtet, dass Personen, die man eigentlich gar nicht kennt, die aber dennoch in die Privatsphäre eingelassen werden, Beleidigungen auf Pinnwände schreiben oder andere Beschimpfungen vornehmen. Den Kindern muss bewusst gemacht werden, dass die Privatsphäre ihrem Schutz dienen soll.

2. Zielsetzung

Die Arbeit in den Schulen hat gezeigt, dass die Präventionsarbeit bis in die Klassenstufe 12 und in Berufsschulen erfolgen muss. Rechtliche Kenntnisse das Internet betreffend sind durchgängig nicht vorhanden. Ebenso wichtig bleiben die dem Webinar vorgeschalteten Elternabende. Die bisherigen Erfahrungen bestätigen, dass 90% der Eltern keinerlei Ahnung von den Handlungen ihrer Kinder im Internet haben. Dabei folgt am Ende der Vorträge in der Regel die Frage, was die Eltern nun tun sollen. Dem kann nur geantwortet werden, dass die Vorträge sensibilisieren können, dass eine Lösung aber nur sein kann, sich für das Handeln der Kinder im Internet zu interessieren und sie in den ersten Jahren dabei nicht allein zu lassen. Innerhalb der geplanten Weiterentwicklung des Projektes sollen hier Hilfestellungen z.B. durch Elterntraining oder ähnliches mit angeboten werden.

Die bereits durchgeführten Elternabende haben die Annahme bestätigt, dass Eltern heute nicht wissen, was ihre Kinder im Internet tun und welche Gefahren ihnen drohen.

Ein Elternabend dauert ca. 2 Stunden. Die Teilnehmerzahl ist hier nicht nach oben begrenzt. Eine Teilnahme auch der Lehrer bietet sich an.