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Quallen in der Ostsee

Das Baltische Meer mit seinem geringen Salzgehalt ist Heimat für diese unscheinbaren, im Wasser schwebenden Nesseltiere. Manche Menschen ekeln oder ängstigen sich, wenn sie den glibberigen Wesen im Wasser begegnen. Welche Quallen harmlos, gefährlich oder giftig sind und was bei einem Kontakt zu tun ist, wird in diesem Beitrag näher beschrieben. 

Quallen in der Ostsee

Ohrenquallen im Ozeaneum Stralsund © K. Tribe
Ohrenquallen im Ozeaneum Stralsund © K. Tribe

Im Ostseeraum leben verschiedene Quallen. Am weitesten verbreitet und vermutlich am bekanntesten ist die Ohrenqualle (Aurelia aurita). Sie ist in fast allen Weltmeeren zu Hause und wird auch Mondqualle (Englisch: moon jellyfish) genannt.

Sie ernährt sich überwiegend von Plankton. Auch kleine Fische oder Würmer stehen auf ihrer Speisekarte.

Menschen kann die Ohrenqualle in der Regel nichts anhaben: Die Nesselzellen ihrer Tentakeln können die menschliche Haut nicht durchdringen. Daher gilt sie als ungefährlich.

Harmlose Ostsee-Quallen

  • Ohrenqualle (Aurelia aurita)
  • Meerwalnuss (Mnemiopsis leidyi)
  • Schwarzmeer-Qualle (Blackfordia virginica)
💡 Schon gewusst?

Quallen werden auch Meduse oder Medusa genannt. Das ist die in wissenschaftlichen Kreisen übliche Bezeichnung für Quallen. In Poesie und Prosa wird der Begriff ebenfalls gern und häufig benutzt.

Quallen - Kontakt mit (Nach)Wirkung

Neben den gefahrlosen Ohrenquallen sind in der Ostsee auch solche Medusen beheimatet, durch die es bei einer Berührung zu gesundheitlichen Beschwerden kommen kann, wenn dadurch das Nesselgift in die Haut gelangt: sogenannte Feuerquallen.

Meist finden diese Quallen aus der westlichen Ostsee durch Wind und Strömungen ihren Weg an die Küsten in Vorpommern-Rügen. Hinter dem Begriff der Feuerqualle verbirgt sich jedoch keine eigenständige Art. Gemeint sind damit unter anderem die

  • Blaue Nesselqualle (Cyanea lamarckii),
  • Gelbe Haarqualle  (Cyanea capillata) - wird auch Löwenmähnenqualle genannt,
  • Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) oder die
  • Kompassqualle (Chrysaora hysoscella).

(Abb. 2: @Olekils~commonswiki, GFDL; Abb. 3: @Hans Hillewaert, Wikimedia-Commons, CC BY-SA 4.0)

Welche Personen sind gefährdet?

Grundsätzlich kann jede Person mit Feuerquallen in Kontakt kommen, die in der Ostsee badet. In Richtung der östlichen Ostsee innerhalb des Landkreises Vorpommern-Rügen vor der Halbinsel Fischland-Darß, rund um Hiddensee oder an der West- und Nordküste Rügens werden immer wieder Sichtungen und Funde von Feuerquallen gemeldet. Deutlich häufiger kommen sie jedoch in der westlichen Ostsee vor durch die Nähe zu den "Eintrittstoren" der Nordsee – Skagerrak und Kattegat. Stärker gefährdet als andere Personengruppen sind vor allem

  • ältere Menschen,
  • chronisch Kranke sowie
  • Kinder und Jugendliche.

Bei ihnen ist die oberste Hautschicht meist viel dünner und empfindlicher. Deshalb können stärkere Hautreaktionen oder ein intensiveres Schmerzempfinden auftreten. Allergiker könnten empfindlicher reagieren als z.B. Menschen ohne diese gesundheitliche Beeinträchtigungen. Personen, die bereits einen Sonnenbrand haben, könnten ebenfalls gefährdeter sein, da bereits eine massive Hautreizung bzw. Hautschädigung vorliegt.

Quallenstich – Welches Gesundheitsrisiko besteht?

Eins haben die vier genannten Quallenarten gemeinsam: Werden deren Fangarme (dieTentakeln) berührt, brennt es im Anschluss meist „wie Feuer“.

Ursache dafür sind die freigesetzten Toxine (Gifte) aus den Nesselkapseln, die sich in den Nesselzellen der Tentakeln befinden und bei Reizauslösung platzen. Mit ihren kleinen, harpunenartigen Widerhaken bleiben die Kapseln am "Opfer", in diesem Fall dem Menschen, hängen und entladen sich.

Dringt das giftige Sekret in die menschliche Haut ein und wird dort verteilt, werden durch den ungewollten Kontakt die gleichen Prozesse in Gang gesetzt, die sonst automatisch bei der Nahrungssuche und -aufnahme von Quallen ablaufen.

Folgen eines Quallenstichs:

Beim sogenannten Quallenstich sind
oft schmerzhafte, verbrennungsartige
Hautreaktionen die Folge. Nicht selten
werden allergische Reaktionen mit
Juckreiz und Rötungen hervorgerufen. 

Weitere typische Symptome:

  • Blasenbildung der Haut
  • Übelkeit und Erbrechen
  • leichtes Fieber
  • Kreislauftstörungen
  • Organversagen


Abbildung Quallenverletzung: ©Apnoist, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Quallenverletzung nach Kontakt mit Leuchtqualle © Apnoist, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Quallenverletzung nach Kontakt mit Leuchtqualle © Apnoist, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Was tun nach einem Quallenstich

Zunächst einmal - möglichst ruhig bleiben! Aufregung oder Panik helfen in keinem Fall weiter. 

Einig sind sich die Experten darüber, dass die Hautstellen auf keinen Fall einfach angefasst werden sollten: Das könnte dazu führen, dass sich weitere Nesselkapseln öffnen und sich die Situation insgesamt verschlimmert.


Meist werden folgende Tipps gegeben:

  • Haut mit salzhaltigem Meerwasser abspülen – auf keinen Fall Süß- bzw. Leitungswasser verwenden
  • Haut mit Strandsand bedecken - der hilft, die Nesselkapseln zu neutralisieren oder
  • Haut mit Rasierschaum bedecken - auch das hilft bei der Neutralisation der Nesselkapseln

Erst danach sollte die betroffene Stelle z.B. mit Hilfe einer Kreditkarte, einer festen Pappe oder z.B. einem Messerrücken vorsichtig abgeschabt werden. Unterschiedlich fallen die Ratschläge aus zur lokalen Kühl- oder Wärmebehandlung. Verschiedene Studien1,2,3,4,5 zeigen offenbar, dass eine Wärmebehandlung mit etwa 42° C warmem Wasser schneller die Schmerzen und Hautreaktionen reduziert nach dem Abschaben als dies mit Kühlung der Fall wäre.

Es werden auch andere, teils kuriose Tipps gegeben. Teilweise sind sich Fachleute jedoch uneins über deren Wirkung oder die Behandlung hängt von der Quallen-Art ab:

  • den betroffenen Körperteil mit Essig oder Zitronensaft abspülen 
  • auf die nesselbehaftete Stelle urinieren
  • Antihistaminika nehmen
  • Kortison einnehmen bzw. mit kortisonhaltigen Präparaten einreiben

Immer wieder wird als therapeutische Maßnahme dazu geraten, gegebenfalls den Tetanusschutz aufzufrischen.

Quallenblüte

Die massenartige Vermehrung von Quallen wird auch als Quallenblüte bezeichnet. Im Sommer kommt sie immer wieder auch entlang der Ostseeküste vor. Die Gründe dafür liegen überwiegend in Klimaveränderungen und der Umweltverschmutzung. Das zeigt sich beispielsweise

  • in der Zunahme von Plankton – der Nahrung für Quallen – durch den verstärkten Eintrag von Stickstoff aus der Landwirtschaft.
  • durch die Überfischung – Quallen haben dadurch immer weniger natürliche Fressfeinde wie Fische
  • an Plastikteilen sowie durch die Zunahme fester Bauten, an denen sich die Polypen (Entwicklungsstadium von Quallen) festmachen

Je nach Wind- und Strömungsverhältnissen können Quallen regelrecht in flachere Gewässer oder an Land getrieben werden. Dreht sich der Wind, "wandern" die Quallenpopulationen wieder ins offene Meer hinaus. Treten Ohrenquallen masenhaft auf, besteht in der Regel kein gesundheitliches Risiko. Es kann höchstens unangenehm sein, durch die Quallenplage durchzuschwimmen.

Tritt die sogenannten Quallenblüte auf mit Feuerquallen, ist vom Baden unbedingt abzusehen bzw. es zu verhindern: Es besteht ein sehr hohes Risiko, mehrfach an verschiedenen Körperstellen mit den gefährlichen Quallen in Kontakt zu kommen. Werden Personen dadurch einer hohen Giftmenge ausgesetzt, könnte ein Kreislaufkollaps im Wasser drohen und zum Ertrinken führen.

Weitere Lesetipps: 

Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) MV 

Studien: