Badewasserqualität überwachen und bestimmen
Die Mikroben und Kleinstlebewesen, die in unseren heimischen Gewässern zu Hause sind, stellen in der Regel für gesunde Menschen sowie Haus- und Nutztiere keine Gefahr dar. Vermehren diese sich jedoch plötzlich stark, kann das gesundheitliche Risiko steigen. Auch verschiedenartige Verschmutzungen oder Strandanlandungen können das Badevergnügen trüben. Besonders gefährdet sind Personen mit Vorerkrankungen. Notfalls raten die örtlich zuständigen Behörden auf Veranlassung des Gesundheitsamtes vom Baden ab oder sprechen ein Badeverbot aus.
Überwachung der Badegewässer in der EU
Bereits seit den 1970er Jahren werden EU-weit offiziell registrierte Badegewässer innerhalb der Badesaison in regelmäßigen Abständen geprüft: Dafür werden die Badestellen kurz vor und während der Badesaison genauestens begutachtet und vor Ort in etwa 1 Meter Tiefe Wasserproben genommen.
💡 Gut zu wissen:
Im Verlauf der Badesaison – vom 20. Mai bis 10. September eines Jahres – werden an den Badestellen durch die Hygieneinspektoren des Gesundheitsamtes 5 Wasserproben entnommen. An einigen Badestellen sind es, aufgrund einer kürzeren Badesaison, 3 Proben. |
Was und worauf wird untersucht?
Die Badestellen werden von den Hygieneinspektoren vor Ort besichtigt. Dabei werden in der Regel dort die Wasserproben aus dem Badegewässer genommen, wo die meisten Badegäste erwartet werden.
Die Beprobung kann auch dort erfolgen, wo die größte Verschmutzungsgefahr droht. Beispielsweise können typische Windverhältnisse oder Strömungen dafür sorgen, dass an den immer gleichen Stellen wiederholt Verunreinigungen auftreten.
Die Gewässerproben werden von zertifizierten Laboren auf sogenannte Indikatororganismen untersucht: Laut den Vorgaben der Europäischen Union sind das die Bakterienarten
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Escherichia coli – EC und
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Intestinale Enterokokken – IE.
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Escherichia coli kommt in hoher Anzahl speziell in den Fäkalien von Menschen, Säugetieren oder Vögeln vor und stirbt unter unseren klimatischen Bedingungen in der Umwelt schnell ab. Intestinale Enterokokken sind üblicherweise im Erdboden oder Wasser sowie in der menschlichen und tierischen Darmflora zu finden. Auch in fermentierten Lebensmitteln sind sie nachweisbar. Diese Bakterien halten sich deutlich länger in der Umwelt als E-Coli-Bakterien. Daher kann deren Vorkommen auf eine länger bestehende Verunreinigung hindeuten.
Es gibt weitere Faktoren, die für die Beurteilung der Badewasserqualität eine Rolle spielen. Das sind u.a.
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die Wassertemperatur
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der ph-Wert (sauer, basisch oder ph-neutral)
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die Sichttiefe bei Binnen-, Bodden- und Haffgewässern (Klarheit des Wassers)
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Verschmutzungen (z.B. Glas, Plastik, Gummi oder teerhaltige und weitere Stoffe)
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vermehrte Anlandungen von Makroalgen und/oder Phytoplankton (siehe Foto)
Während längerer Hitzeperioden können sich sogenannte Blaualgenteppiche, oft als Blaualgenblüte bezeichnet, bilden. Verursacher sind jedoch keine Algen, sondern Cyanobakterien.
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siehe dazu auch den Abschnitt Blaualgen (Cyanobakterien)
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Warum werden Badegewässer überwacht?
Als Oberflächengewässer sind Seen, Flüsse, Bodden und die Ostsee ständigen Einflüssen aus der Umwelt ausgesetzt: Stürme, Starkregen oder Zusammenkünfte vieler Wasservögel auf einem Gewässer können die Badewasserhygiene beeinflussen und auch verschlechtern. Auch durch eine vermehrte Ansammlung von Cyanobakterien, besser bekannt als Blaualgenblüte, kann die Badewasserqualität leiden.
Oft tritt die Verschmutzung nur kurzzeitig auf, gelegentlich kann sie länger anhaltend oder immer wiederkehrend sein. In der Folge kann das Baden dann mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein, beispielsweise für vorerkrankte oder ältere Menschen. Dementsprechend kann die Verunreinigung Einfluss auf die Qualitätseinstufung des Badegewässers haben.
Als Grundlage für die Überwachung und Einstufung der Badegewässer in allen EU-Ländern gilt die
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EU-Richtlinie 2006/7/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Februar 2006 über die Qualität der Badegewässer und deren Bewirtschaftung
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veröffentlicht im Amtsblatt der EU L64/37 am 4. März 2006 (ABl. EU Nr. L 64 S. 37).
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EU-Amtsblatt vorlesen lassen:
Diese EU-Richtlinie wurde in deutsches Recht umgesetzt. In Deutschland kontrollieren jeweils die Bundesländer die Badegewässer, die Aufgabe ist in den Landesverordnungen über die Qualität und die Bewirtschaftung der Badegewässer festgelegt. In Mecklenburg-Vorpommern ist das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) MV zuständig. Die regionale Badegewässerüberwachung wurde an die Gesundheitsämter der einzelnen Landkreise und kreisfreien Städte übertragen.
Wie wird die Badewasserqualität festgelegt?
Die Einstufung erfolgt entsprechend der Ergebnisse der Wasseranalysen aus den voranggegangenen 4 Badesaisons. Ist eine Badestelle ganz neu oder wurden größere Veränderungen rund um die Badestelle vorgenommen, wird die Einstufung ausgesetzt. Erst nach 4 Jahren mit (neuen) Daten bzw. mindestens 16 Wasserproben wird die erstmalige oder erneute Einstufung vorgenommen.
Bei der Prüfung der Messwerte dürfen die jeweiligen Grenzwerte für Küsten- und Binnengewässer nicht überschritten werden. Ist dies dennoch der Fall, kann es unter Umständen in der Zukunft zu einer schlechteren Einstufung der Badestelle kommen.
Mehr zur Einstufung der Badestellen im Landkreis Vorpommern-Rügen
Grenzwerte für Badestellen in Küsten- und Binnengewässern
Die jeweiligen Grenzwerte sind an Küsten- und Binnengewässern unterschiedlich hoch, niedriger an der Küste und höher in Binnengewässern. Das bedeutet, dass entlang der Ostseeküste eine deutlich geringere Menge an Fäkalbakterien toleriert wird, verglichen mit Seen.
Parameter |
ausgezeichnet |
gut |
ausreichend |
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Intestinale Enterokokken |
200* / 100* |
400* /200* |
330** / 185** (660* / 370*) |
Escherichia coli |
500* / 250* |
1.000* / 500* |
900** / 500** (1800* / 1000*) |
* auf der Grundlage einer 95-Perzentil-Bewertung;
** auf der Grundlage einer 90-Perzentil-Bewertung (BadegewLVO M-V, Anlage 1 und Anlage 2)
Wie erkenne ich die Einstufung der Badewasserqualität?
Europaweit folgt aus dem Beschluss der EU-Kommission (2011/321/EU) vom 27. Mai 2011 eine Vereinheitlichung der Symbole zur Kennzeichnung der Badestelle. So lässt sich die Klassifizierung auch in anderen EU-Staaten leicht erkennen.
Das Spektrum reicht dabei von "ausgezeichnet" und "gut" über "ausreichend" bis "mangelhaft". Innerhalb der EU sind alle Badestellenbetreiber verpflichtet, die Öffentlichkeit über die Einstufung zu informieren.
Diese Auskünfte müssen unmittelbar an der Badestelle angebracht werden und für Besucherinnen und Besucher leicht sichtbar sein.
Blaue Flagge: Qualitätsmerkmal an Stränden und Badestellen
Die Auszeichnung "Blaue Flagge" kennzeichnet Badestellen und Sportboothäfen, die besonders hohe Auflagen im Bereich der Umweltarbeit erfüllen. Seit 1987 wird sie international vergeben. Mittlerweile wehen weltweit mehr als 4500 "Blaue Flaggen" in über 50 Ländern.
Betreiber von Badestellen und Sportboothäfen können einen Antrag stellen, um die blaue Flagge zu erhalten. Sie wird für ein Jahr vergeben und muss daher jährlich neu beantragt werden. Rund um den Beginn der Badesaison werden die Ausgezeichneten bekannt gegeben. Auf der Blaue-Flagge-Webseite ist dazu eine Deutschlandkarte mit Legende veröffentlicht. Diese zeigt auch, wer in unserem Landkreis die Umweltauszeichnung für 2023 erhalten hat: Zwei Sportboothäfen und neun Badestellen dürfen die Blaue Flagge wehen lassen.
Mehr erfahren? Allgemeine Informationen über die «Blaue Flagge«
Berichte zur Qualität der Badegewässer in Europa
Jedes Jahr veröffentlicht die European Environment Agency (EEA), eine EU-Behörde, einen Bericht über die Badequalität der Küsten- und Binnengewässer in Europa mit Daten aus 38 europäischen Ländern. Der Bericht wird auf Englisch veröffentlicht. Außerdem gibt es interaktive Karte sowie eine Übersicht mit den Berichten der einzelnen Länder:
- European bathing water quality in 2023 (Bericht auf Englisch)
- Interactive map: State of bathing waters in 2023 (Englisch)
- Nationale / regionale Seiten zur Badewasserqualität in den Landessprachen