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26.04.2023

15 Mio. Euro Fördermittel des Bundes für den Ausbau der heimischen Wasserstoffwirtschaft

Heutige Urkunden-Übergabe ist Startschuss für zahlreiche Projekte in Vorpommern-Rügen

Landrat Dr. Stefan Kerth freut sich gemeinsam mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung und weiteren Netzwerkpartnern Vorpommern-Rügens © Landkreis Vorpommern-Rügen
Landrat Dr. Stefan Kerth freut sich gemeinsam mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung und weiteren Netzwerkpartnern Vorpommern-Rügens © Landkreis Vorpommern-Rügen

Im Januar dieses Jahres bewarb sich der Landkreis Vorpommern-Rügen im Rahmen der HyPerformer-Auslobung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) um Fördermittel in Höhe von 13,85 Mio. Euro zum Ausbau der Wasserstoffwirtschaft, die in der Region gemeinsam mit Partnern vorangetrieben werden soll. Heute, war es so weit: Im feierlichen Rahmen des 2. HyLand Symposiums in Berlin wurde die Gewinner-Urkunde mit einer zu beantragenden Summe von bis zu 15 Mio. durch Bundesminister Dr. Volker Wissing an Landrat Dr. Stefan Kerth überreicht.*

Bis Ende 2025 sollen mithilfe der Fördersumme sorgfältig aufeinander abgestimmte Projekte im Landkreis umgesetzt werden. So wird im Stralsunder Gebiet „Am Hohen Graben“ eine Wasserstoff-Tankstelle entstehen, an der neben lokal ansässigen Spediteuren auch Brennstoffzellen-Busse der Verkehrsgesellschaft Vorpommern Rügen betankt werden sollen. Im Zuge des Antrags ist auch das Fördergeld für zwölf solcher Fahrzeuge vorgesehen, die sowohl im Stadtgebiet Stralsund als auch im Umland für emissionsarmen und CO2-neutralen Nahverkehr sorgen werden. Bereits jetzt liegt im Seehafen Mukran ein Versorgungsschiff, welches den Transport der Betriebs- und Wartungsmannschaften an die großen Offshore-Windparks vornimmt und dabei auch auf den Betrieb mit Wasserstoff umschalten kann, der dann ebenfalls aus der Region kommen und per Spezialtrailer geliefert werden wird. Zur Herstellung dieses Energieträgers entsteht in der Nähe der Tankstelle eine Elektrolyse-Anlage, die mit 100 % Erneuerbaren Energien aus dem Umland betrieben wird. Das Gesamt-Projektbudget liegt, unter Berücksichtigung der zusätzlichen Investitionen durch die Wirtschaftspartner, bei etwa 25 Mio. Euro.
Weitere Verkehrsträger, so auch ein Ausbau der Brennstoffzellen-Busflotte, werden in Betracht gezogen. Zudem soll es zukünftig für alle Bürgerinnen und Bürger möglich sein, den öffentlichen Teil der Wasserstoff-Tankstelle zu nutzen. Der Fahrzeug-Markt bietet bereits heute entsprechende Modelle im PKW-Segment an.

In den kommenden Wochen reichen die beteiligten Partner ihre Vollanträge form- und fristgerecht ein. Daraus entstehen im Anschluss die Bewilligungsbescheide für die jeweiligen Teilprojekte.

Landrat Dr. Stefan Kerth beantwortet einige wichtige Fragen zum Projekt:

Interviewrunde nach den Auszeichnungen auf dem HyLand Symposium © Landkreis Vorpommern-Rügen
Interviewrunde nach den Auszeichnungen auf dem HyLand Symposium © Landkreis Vorpommern-Rügen

1.)  Was darf Vorpommern-Rügen von diesem Projekt erwarten? Welche Vorteile entstehen hier bei uns vor Ort?

„Kohle, Öl und Gas, also die fossilen Energieträger werden über kurz oder lang - sei es politisch gewollt, dem Klimaschutz geschuldet oder einfach aufgrund der Begrenztheit - nicht mehr als Energieträger in der bekannten Selbstverständlichkeit bereitstehen. Mit der konsequenten Entwicklung hin zur Wasserstoffregion ist sich der Landkreis dessen bewusst und unternimmt bereits heute die richtigen Schritte, um sich dem grünen Energieträger von morgen zu widmen. Für uns bedeutet dies mehr Unabhängigkeit von weltweiten Entwicklungen, seien es Preisschwankungen oder Lieferthematiken, und gleichzeitig mehr gelebter Klima- und Umweltschutz vor Ort. Ich sehe es als großen Zugewinn, dass wir mit Brennstoffzellen-Bussen, die im Grunde ja auch Elektrofahrzeuge sind, den Nahverkehr bei uns auf eine saubere, moderne Technologie umstellen werden. Einerseits wird dies lärm- und abgasgeplagte Anwohner entlasten, andererseits aber auch das Angebot schaffen, Wege klimaneutral zurückzulegen.“

 

2.)  Was sagen Sie den Leuten, für die der ÖPNV aber keine Alternative ist?

„Der ÖPNV ist als ein Teilprojekt des Ganzen zu sehen, wenngleich ein sehr wichtiges. Ich kann die Menschen nur ermutigen, sich auf unser Nahverkehrsangebot offen und mit Neugier einzulassen. Gleichzeitig weiß ich, dass der PKW gerade im ländlichen Raum seine volle Daseinsberechtigung behalten wird. Die geplante Tankstelle wird von Anfang an so ausgelegt sein, dass auch Privatleute dort tanken können. Das ist insbesondere für diejenigen von Interesse, die sich kein klassisches E-Auto anschaffen möchten, beispielsweise aufgrund fehlender Ladesäulen oder weil sie stets lange Strecken zu fahren haben. Ein Brennstoffzellen-PKW ist ähnlich schnell zu betanken wie ein Benzin- oder Dieselauto und bietet vergleichbare Reichweiten. Damit tragen wir auch dem auf europäischer Ebene geplanten eingeschränkten Verkaufsstopp für Verbrenner Rechnung und bieten vor Ort entsprechende Alternativen an.


Und es ist nicht nur der Verkehr, den es betrifft: Letztlich bleibt die gesamte Wertschöpfungskette in unserer Region, also von der Erzeugung des Wasserstoffs bis hin zu seinem Verbrauch. In diesem ersten wichtigen Schritt liegen große Chancen, dass die heimische Wasserstoffwirtschaft nun daraus wachsen kann und wir so unseren Energiemarkt mehr in Richtung Dezentralisierung bewegen können. Grüne, regionale Energien sind bei Unternehmen bereits heute, gerade im Hinblick auf Neuansiedlungen, eines der wichtigsten Themen überhaupt.“

 

3.)  Wie kam es zu diesem Erfolg? Wer ist der Motor hinter dieser Entwicklung?

„Wir haben im Landkreis Vorpommern-Rügen ein starkes Netzwerk an Unternehmen und Verbänden. Diese Akteure haben schon früh die Chancen erkannt und sich entsprechend aufgestellt. Dafür gilt ihnen mein voller Dank. Bereits seit 2019 sind wird als Region in der HyLand-Initiative der Bundesregierung aktiv und dementsprechend wirklich froh, dass es nun mit der letzten Stufe, der HyPerfomer-Phase, geklappt hat, um gemeinsam etwas aufbauen zu können. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung haben hierbei großartige Arbeit geleistet. Sie waren es, die die regionalen Ansätze zusammenführten und letztlich den Antrag an das Bundesministerium vorbereiteten. Aber auch die Hochschule Stralsund und hier insbesondere Prof. Dr. Gulden tragen durch ihre Strahlkraft und ihr großartiges Fachwissen einen maßgeblichen Teil zum Erfolg bei.“

 

4.)  Kann man schon sagen, was der Wasserstoff an der Tankstelle kosten wird und wie wollen Sie sich gegen Preisschwankungen aufstellen?

„Einen konkreten Preis kann ich Ihnen noch nicht nennen, nur so viel: Es ist eines unserer wichtigsten Ziele, dass wir von Beginn an voll konkurrenzfähig zu fossilen Energien bleiben – zum einen für die Firmen und Privatleute, die Brennstoffzellenfahrzeuge anschaffen werden, zum anderen damit unsere Nahverkehrsbetriebe letztlich nicht draufzahlen. Wichtig zu wissen ist, dass sich die Wasserstofferzeugung aus grünem Strom speist und damit auch den Gesetzen der Märkte unterliegt. Um die Preise stabil zu halten, braucht es verlässliche Partner, umfangreiche Mitspracherechte, ein geordnetes Vorgehen im Konsortium und langfristig angelegte Liefer- und Abnahmeübereinkommen. Daran arbeiten wir. Als Maxime darf hierbei gelten: Der Wind und die Sonne werden auch morgen die gleiche Energie liefern wie heute, unabhängig von Verwerfungen im Energiemarkt.“

 

5.)  Was sind die nächsten Schritte?

„Jetzt werden die Projektpartner gefragt sein, ihre aufeinander abgestimmten Einzelvorhaben beim Bund einzureichen. Dafür müssen detaillierte Projektpläne erstellt, Finanzierungen durchgerechnet und konkrete bauliche Maßnahmen benannt werden. Dann werden die Projektpartner die Möglichkeit bekommen, die zugesagten Mittel abzurufen. Hierbei unterstützt und koordiniert die Kreisverwaltung, die stets zentraler Ansprechpartner und Projektorganisator bleiben wird.

Voraussichtlich diesen Herbst können wir dann im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung die genaue Zeitschiene bekannt geben und weitere Details benennen. Ziel bleibt aber, dass ab 2025 in Stralsund regionaler und grüner Wasserstoff getankt werden kann.“


* Die Entwicklung Vorpommern-Rügens als Wasserstoffregion wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) durch das BMDV gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich umgesetzt.

Mehr Informationen zum heutigen 2. HyLand Symposium: BMDV fördert Regionen mit bis zu 45 Millionen Euro - NOW GmbH (now-gmbh.de)
Weitere Hintergrundinformationen zum HyLand-Wettbewerb: HyLand - Hyland

Kontakt Kreisverwaltung Vorpommern-Rügen:
Landkreis Vorpommern-Rügen
Dennis Lüdke, Koordinator Wasserstoffregion Vorpommern-Rügen
Carl-Heydemann-Ring 67
18437 Stralsund
Tel.: 03831 357-1270
Email: Dennis.Luedke@lk-vr.de

HyPerformer-Logo_digital
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Logokombi_BMDV-NOW-PtJ_digital
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Grafik Wasserstoff-Projektregion Rügen-Stralsund
Grafik Wasserstoff-Projektregion Rügen-Stralsund

Autor/in: Landkreis Vorpommern-Rügen