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08.02.2021

"1700 Jahre jüdisches Leben in Stralsund"

Auftaktveranstaltung am 13. Februar 2021
Gedenkgottesdienst_Sharepic (002)
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Am 13. Februar um 12.00 gedenken die beiden Kirchgemeinden St. Nikolai und St. Bernhard sowie der Bund der Deutschen Katholischen Jugend Berlin der Jüdinnen und Juden, die in der Nacht vom 12. zum 13. Februar 1940 aus Stralsund in den Osten deportiert wurden. In einem Ökumenischen Gedenkgottesdienst wird der Menschen gedacht, die Bürger*innen der Hansestadt waren und seit vielen Jahren den Repressionen einer unmenschlichen Gewaltherrschaft ausgesetzt waren.
Aus diesem Grund ist es um so wichtiger, dass die Erinnerung wach gehalten wird und solch ein System nie wieder Platz in unserer Gesellschaft finden darf.
Unter den 34 Namen befindet sich auch Martha Cohn, die 1868 im heutigen Naklo (Polen) geboren wurde. Sie lebte mit ihrer Familie in der Mönchstraße 37, wo sich auch ihrGeschäft für Herrengaderobe befand, welches sie nach dem Tod ihres Mannes weiterführte. Martin, einer ihrer Söhne, war für kurze Zeit Arzt in Stralsund, bevor er die Zulassung durch die Gesetze der nationalsozialistischen Regierung verlor. Im Zuge der Reichspogromnacht 1938 verloren sie ihre gesamte Existenzgrundlage und wurden in der ersten Deportationswelle aus Stralsund nach Stettin/Lubin gebracht. Die gesamte Familie verlor noch im Jahre 1940 ihr Leben. Doch ihre Geschichte bleibt nicht vergessen. So erinnern seit 2008 vor ihrem alten Wohnhaus Stolpersteine von dem Berliner Künstler Gunter Demnig.
Musikalisch wird das Gedenken untermalt von Friederike Fechner (Cello), Anton Werner (Klavier) und der Klezmer Band „Querbeet“ aus Stralsund.
Wer sich dem Gedenken anschließen möchte, kann sich denLivestream auf youtube ansehen, welcher aus der katholischen Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Stralsund ausgesendet wird. Der Link ist zu finden unter: www.bdkj-berlin.de/themen/shalom-judisches-leben/

Mit diesem Gottesdienst beginnt für den BDKJ Berlin eine Reihe von Veranstaltungen in 2021, welche sich auf das Gedenkjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ beziehen. Unter anderem wird es vom 23. bis 29. August im Bürgergarten in Stralsund jüdische Filmtage geben, in denen jüdisches Leben heute gezeigt wird bzw. jüdische Filmemacher finden hier Platz. Währenddessen gibt es einen jüdischen Imbiss, in dem nicht nur die Esskultur präsentiert wird, sondern auch jüdische Kultur durch den Magen geht. Ab dem 31. Oktober bis Jahresende wird die Wanderausstellung „Un-er-setz-bar“ vom Erinnerungsort Topf & Söhne aus Erfurt in der Kulturkirche St. Jakobi gezeigt.

Das Zeugnis der letzten Überlebenden nationalsozialistischer Vernichtung birgt eine große Chance. Ihre Botschaft – die Grundsolidarität des Menschen mit dem Menschen – ist die Substanz für eine weltoffene, menschliche Zukunft. Die Ausstellung ist fünf Überlebenden und ihren Familien gewidmet. Ihr Leben bezeugt verschiedene Dimensionen der nationalsozialistischen Verfolgung, des Widerstands und der Rettung. Eigens für die Ausstellung geführte Filminterviews und Fotografien berichten von der Kindheit, den Lagererfahrungen und dem Schicksal der Familien. In der Ausstellung formulieren die Überlebenden ihr Vermächtnis an die nachfolgenden Generationen.