Badegewässer in Vorpommern-Rügen
Der Landkreis Vorpommern-Rügen ist durch eine Vielzahl natürlicher Gewässer geprägt: Ostsee, Bodden, Seen und Flüsse laden Einheimische wie Urlauber ein, sich zu erholen oder aktiv zu sein.
Sommer, Sonne, Strand und Meer – Bewohner und Gäste sollen einen unbeschwerten Aufenthalt in den Badegewässern Vorpommern-Rügens genießen. Damit die Badefreude nicht getrübt wird, sollten mögliche Gesundheitsrisiken bekannt sein.
Besonders Menschen mit Immunschwäche, Hauterkrankungen oder offenen Wunden können beim Baden gefährdet sein. Auch wer antibiotische Medikamente einnimmt, ist einem erhöhten gesundheitlichen Risiko ausgesetzt. Daher sollten die genannten Personengruppen vor dem Schwimmen in einem der natürlichen Gewässer in unserem Landkreis lieber ärztlichen Rat einholen. Das dient letztlich der eigenen Gesundheit.
Badewasserqualität überwachen und bestimmen
Die Mikroben und Kleinstlebewesen, die in unseren heimischen Gewässern zu Hause sind, stellen in der Regel für gesunde Menschen sowie Haus- und Nutztiere keine Gefahr dar. Vermehren diese sich jedoch plötzlich stark, kann das gesundheitliche Risiko steigen. Auch verschiedenartige Verschmutzungen oder Strandanlandungen können das Badevergnügen trüben. Besonders gefährdet sind Personen mit Vorerkrankungen. Notfalls raten die örtlich zuständigen Behörden auf Veranlassung des Gesundheitsamtes vom Baden ab oder sprechen ein Badeverbot aus.
Überwachung der Badegewässer in der EU
Bereits seit den 1970er Jahren werden EU-weit offiziell registrierte Badegewässer innerhalb der Badesaison in regelmäßigen Abständen geprüft: Dafür werden die Badestellen kurz vor und während der Badesaison genauestens begutachtet und vor Ort in etwa 1 Meter Tiefe Wasserproben genommen.
💡 Gut zu wissen:
Im Verlauf der Badesaison – vom 20. Mai bis 10. September eines Jahres – werden an den Badestellen durch die Hygieneinspektoren des Gesundheitsamtes 5 Wasserproben entnommen. An einigen Badestellen sind es, aufgrund einer kürzeren Badesaison, 3 Proben. |
Was und worauf wird untersucht?
Die Badestellen werden von den Hygieneinspektoren vor Ort besichtigt. Dabei werden in der Regel dort die Wasserproben aus dem Badegewässer genommen, wo die meisten Badegäste erwartet werden.
Die Beprobung kann auch dort erfolgen, wo die größte Verschmutzungsgefahr droht. Beispielsweise können typische Windverhältnisse oder Strömungen dafür sorgen, dass an den immer gleichen Stellen wiederholt Verunreinigungen auftreten.
Die Gewässerproben werden von zertifizierten Laboren auf sogenannte Indikatororganismen untersucht: Laut den Vorgaben der Europäischen Union sind das die Bakterienarten
-
-
Escherichia coli – EC und
-
Intestinale Enterokokken – IE.
-
Escherichia coli kommt in hoher Anzahl speziell in den Fäkalien von Menschen, Säugetieren oder Vögeln vor und stirbt unter unseren klimatischen Bedingungen in der Umwelt schnell ab. Intestinale Enterokokken sind üblicherweise im Erdboden oder Wasser sowie in der menschlichen und tierischen Darmflora zu finden. Auch in fermentierten Lebensmitteln sind sie nachweisbar. Diese Bakterien halten sich deutlich länger in der Umwelt als E-Coli-Bakterien. Daher kann deren Vorkommen auf eine länger bestehende Verunreinigung hindeuten.
Es gibt weitere Faktoren, die für die Beurteilung der Badewasserqualität eine Rolle spielen. Das sind u.a.
-
die Wassertemperatur
-
der ph-Wert (sauer, basisch oder ph-neutral)
-
die Sichttiefe bei Binnen-, Bodden- und Haffgewässern (Klarheit des Wassers)
-
Verschmutzungen (z.B. Glas, Plastik, Gummi oder teerhaltige und weitere Stoffe)
-
vermehrte Anlandungen von Makroalgen und/oder Phytoplankton (siehe Foto)
Während längerer Hitzeperioden können sich sogenannte Blaualgenteppiche, oft als Blaualgenblüte bezeichnet, bilden. Verursacher sind jedoch keine Algen, sondern Cyanobakterien.
-
-
siehe dazu auch den Abschnitt Blaualgen (Cyanobakterien)
-
Warum werden Badegewässer überwacht?
Als Oberflächengewässer sind Seen, Flüsse, Bodden und die Ostsee ständigen Einflüssen aus der Umwelt ausgesetzt: Stürme, Starkregen oder Zusammenkünfte vieler Wasservögel auf einem Gewässer können die Badewasserhygiene beeinflussen und auch verschlechtern. Auch durch eine vermehrte Ansammlung von Cyanobakterien, besser bekannt als Blaualgenblüte, kann die Badewasserqualität leiden.
Oft tritt die Verschmutzung nur kurzzeitig auf, gelegentlich kann sie länger anhaltend oder immer wiederkehrend sein. In der Folge kann das Baden dann mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein, beispielsweise für vorerkrankte oder ältere Menschen. Dementsprechend kann die Verunreinigung Einfluss auf die Qualitätseinstufung des Badegewässers haben.
Als Grundlage für die Überwachung und Einstufung der Badegewässer in allen EU-Ländern gilt die
-
-
EU-Richtlinie 2006/7/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Februar 2006 über die Qualität der Badegewässer und deren Bewirtschaftung
-
veröffentlicht im Amtsblatt der EU L64/37 am 4. März 2006 (ABl. EU Nr. L 64 S. 37).
-
EU-Amtsblatt vorlesen lassen:
Diese EU-Richtlinie wurde in deutsches Recht umgesetzt. In Deutschland kontrollieren jeweils die Bundesländer die Badegewässer, die Aufgabe ist in den Landesverordnungen über die Qualität und die Bewirtschaftung der Badegewässer festgelegt. In Mecklenburg-Vorpommern ist das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) MV zuständig. Die regionale Badegewässerüberwachung wurde an die Gesundheitsämter der einzelnen Landkreise und kreisfreien Städte übertragen.
Wie wird die Badewasserqualität festgelegt?
Die Einstufung erfolgt entsprechend der Ergebnisse der Wasseranalysen aus den voranggegangenen 4 Badesaisons. Ist eine Badestelle ganz neu oder wurden größere Veränderungen rund um die Badestelle vorgenommen, wird die Einstufung ausgesetzt. Erst nach 4 Jahren mit (neuen) Daten bzw. mindestens 16 Wasserproben wird die erstmalige oder erneute Einstufung vorgenommen.
Bei der Prüfung der Messwerte dürfen die jeweiligen Grenzwerte für Küsten- und Binnengewässer nicht überschritten werden. Ist dies dennoch der Fall, kann es unter Umständen in der Zukunft zu einer schlechteren Einstufung der Badestelle kommen.
Mehr zur Einstufung der Badestellen im Landkreis Vorpommern-Rügen
Grenzwerte für Badestellen in Küsten- und Binnengewässern
Die jeweiligen Grenzwerte sind an Küsten- und Binnengewässern unterschiedlich hoch, niedriger an der Küste und höher in Binnengewässern. Das bedeutet, dass entlang der Ostseeküste eine deutlich geringere Menge an Fäkalbakterien toleriert wird, verglichen mit Seen.
Parameter |
ausgezeichnet |
gut |
ausreichend |
---|---|---|---|
Intestinale Enterokokken |
200* / 100* |
400* /200* |
330** / 185** (660* / 370*) |
Escherichia coli |
500* / 250* |
1.000* / 500* |
900** / 500** (1800* / 1000*) |
* auf der Grundlage einer 95-Perzentil-Bewertung;
** auf der Grundlage einer 90-Perzentil-Bewertung (BadegewLVO M-V, Anlage 1 und Anlage 2)
Wie erkenne ich die Einstufung der Badewasserqualität?
Europaweit folgt aus dem Beschluss der EU-Kommission (2011/321/EU) vom 27. Mai 2011 eine Vereinheitlichung der Symbole zur Kennzeichnung der Badestelle. So lässt sich die Klassifizierung auch in anderen EU-Staaten leicht erkennen.
Das Spektrum reicht dabei von "ausgezeichnet" und "gut" über "ausreichend" bis "mangelhaft". Innerhalb der EU sind alle Badestellenbetreiber verpflichtet, die Öffentlichkeit über die Einstufung zu informieren.
Diese Auskünfte müssen unmittelbar an der Badestelle angebracht werden und für Besucherinnen und Besucher leicht sichtbar sein.
Blaue Flagge: Qualitätsmerkmal an Stränden und Badestellen
Die Auszeichnung "Blaue Flagge" kennzeichnet Badestellen und Sportboothäfen, die besonders hohe Auflagen im Bereich der Umweltarbeit erfüllen. Seit 1987 wird sie international vergeben. Mittlerweile wehen weltweit mehr als 4500 "Blaue Flaggen" in über 50 Ländern.
Betreiber von Badestellen und Sportboothäfen können einen Antrag stellen, um die blaue Flagge zu erhalten. Sie wird für ein Jahr vergeben und muss daher jährlich neu beantragt werden. Rund um den Beginn der Badesaison werden die Ausgezeichneten bekannt gegeben. Auf der Blaue-Flagge-Webseite ist dazu eine Deutschlandkarte mit Legende veröffentlicht. Diese zeigt auch, wer in unserem Landkreis die Umweltauszeichnung für 2023 erhalten hat: Zwei Sportboothäfen und neun Badestellen dürfen die Blaue Flagge wehen lassen.
Mehr erfahren? Allgemeine Informationen über die «Blaue Flagge«
Berichte zur Qualität der Badegewässer in Europa
Jedes Jahr veröffentlicht die European Environment Agency (EEA), eine EU-Behörde, einen Bericht über die Badequalität der Küsten- und Binnengewässer in Europa mit Daten aus 38 europäischen Ländern. Der Bericht wird auf Englisch veröffentlicht. Außerdem gibt es interaktive Karte sowie eine Übersicht mit den Berichten der einzelnen Länder:
- European bathing water quality in 2023 (Bericht auf Englisch)
- Interactive map: State of bathing waters in 2023 (Englisch)
- Nationale / regionale Seiten zur Badewasserqualität in den Landessprachen
Badestellen und Strände in Vorpommern-Rügen
Im Landkreis Vorpommern-Rügen finden sich kilometerlange Ostseestrände und Boddengewässer, Seen und Flüsse, die zum Schwimmen, Baden oder anderen wassersportlichen Aktivitäten einladen. Damit sich Einheimische und Gäste ohne Gesundheitsrisiko im Wasser aufhalten können, lässt das Gesundheitsamt Wasserproben von den Badestellen im Labor untersuchen. Die Untersuchungen starten schon vor der Badesaison ab dem Frühjahr und werden über die Sommermonate etwa alle 4 Wochen fortgeführt.
Informationen zu Badegewässern und Badestellen
Das Portal “Badewasser-MV“ bietet eine interaktive Karte aller Badestellen im Land mit einem jeweiligen Kurzprofil und den Messwerten der Wasserproben der laufenden Badesaison.
Daneben wird angegeben, welche weiteren Angebote rund um die Badestelle vorhanden sind. Dazu zählen beispielsweise Parkplätze, Spiel- und Sportmöglichkeiten, gastronomische Einrichtungen, sanitäre Anlagen usw.
Baden in Vorpommern-Rügen
Über die Themenkarten des Geoportals MV lassen sich die Badegewässerkarten in Mecklenburg-Vorpommern mit EU-gemeldeten und weiteren überwachten Badestellen anzeigen. Im Landkreis Vorpommern-Rügen gibt es 76 amtlich überwachte Badestellen (Stand Mai/2023), die in der folgenden Liste zusammengetragen sind:
Vorlesen lassen:Regionale Badewasserkarten
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport stellt regionale Badestellen-Karten als PDF von einzelnen Gebieten in MV zur Verfügung. Aus unserem Landkreis gibt es Badewasserkarten für folgende Regionen:
|
|
Im Landkreis Vorpommern-Rügen gibt es insgesamt 26 Bademöglichkeiten mit barrierearmen Strandzugängen (Stand Mai/2023), davon sind 15 mit einem barrierefreien WC ausgestattet.
Als vollständig barrierearm gelten 10 Badestellen: Diese haben neben dem barrierearmen Strandzugang und barrierefreien WC auch einen barrierearmen Zugang zum Wasser. Welche der Badestellen innerhalb des Landkreises Vorpommern-Rügen tatsächlich barrierearm sind, zeigt folgendes Dokument:
Es enthält die Badestellennummer und den Link zum jeweiligen Kurzprofil. Dort sind weitere Informationen rund um die Badestelle und die unmittelbare Umgebung hinterlegt.
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport MV hat eine Übersicht aller Badestellen in Mecklenburg-Vorpommern mit einem behindertengerechten Zugang zu Badegewässern veröffentlicht:
Qualität der Badegewässer im Landkreis
Fast alle Badestellen in unserem Landkreis sind mit einer ausgezeichneten oder guten Badequalität eingestuft. Es gibt nur sehr wenige Ausnahmen: Von den 61 EU-Badestellen gelten 4 als ausreichend, 1 als mangelhaft. Hier besteht dennoch nicht zwingend eine Gesundheitsgefahr oder ein Baderisiko.
Das Baden soll dann eingeschränkt werden, wenn vom Baden abgeraten wird oder sogar ein Badeverbot ausgesprochen wurde. Das kann eintreten, wenn wiederholt oder dauerhaft Verunreinigungen bzw. schlechte Messwerte auftreten. Die Badestellenbetreiber müssen diese Information gut sichtbar an oder in unmittelbarer Nähe der Badestelle veröffentlichen.
Welche Einstufung die Badestellen im Landkreis Vorpommern-Rügen konkret erhalten haben, ist in der Badewasser-App “Badewasser-MV“ nachzulesen. Mit der Eröffnung der Badesaison zum 20. Mai stehen in der Regel die Angaben für das laufende Jahr zur Verfügung.
Schwimmen lernen im Landkreis Vorpommer-Rügen
Wer in einer wasserreichen Region mit Ostsee und Binnengewässern lebt, sollte auch schwimmen können. Deshalb sind Wassergewöhnung und Schwimmen lernen in unserem Landkreis unumgänglich.
Viele Kommunen und Vereine bieten im Rahmen von Schulschwimmen oder im Freizeitbereich Schwimmkurse in Schwimm-, Frei- und Naturbädern oder in Küstengewässern an. Durch die Corona-Pandemie und damit verbundene Schließungen von Schulen und Schwimmstätten konnten viele Kinder nicht oder nicht sicher schwimmen lernen. Aus diesem Grund hatte die Landesregierung MV im Jahr 2020 erstmals das Landesprogramm «MV kann schwimmen!« ins Leben gerufen.
Mit dessen Hilfe sollen vor allem Grundschüler der Klassenstufen 3 und 4 erreicht werden und das Schwimmen erlernen. Auch im Jahr 2024 wird das Programm fortgeführt und Mittel bereitgestellt. Für Familien sind diese Kurse kostenfrei.
Weitere Informationen:
- Förderfinder Programm “MV kann schwimmen“
- Schwimmen-in-den-Ferien-Elternbrief
- Fördergrundsätze im Rahmen des Landesprogramms
Angeboten werden die Schwimmkurse in der Regel von Städten und Gemeinden, dem DLRG MV mit seinen Ortsgruppen, Vereinen im Schwimm-Verband M-V, dem ASB MV sowie der Wasserwacht im DRK-Landesverband MV. In unserer Region sind die Schwimmkurse in den Sommerferien im Rahmen des Programms u.a. bei folgenden Anbietern zu finden:
Alle Angebote beteiligter DLRG-Ortsgruppen und anderer Organisationen:
Weitere (z.T. kostenpflichtige) Angebote für Kurse zur Wassergewöhnung sowie für Schwimmanfänger und -fortgeschrittene in Vorpommern-Rügen:
Blaualgen (Cyanobakterien)
Bei den Cyanobakterien handelt es sich um Bakterien, die fast überall auf der Welt in Süß- und Brackwasser, im salzhaltigen Meerwasser, in Feuchtböden, auf Baumrinden und Gesteinsoberflächen vorkommen. Auch bei uns in der Ostsee sind sie zu finden, können aber auch in Seen und Flüssen auftreten. Insgesamt sind etwa 2000 verschiedene Arten bekannt.
Die Bezeichnung Cyanobakterien kennen viele Menschen nicht. Bekannter hingegen ist der Name Blaualgen. Manche Arten enthalten einen grün-blauen Farbstoff, der zur umgangssprachlichen Bezeichnung Blaualgen führte, obwohl es sich gar nicht um Algen handelt. Aquarienfreunden sind sie auch unter dem Begriff Schmieralgen geläufig.
Ähnlichkeiten zu Algen gibt es dennoch, denn die Cyanobakterien sind wie Algen in der Lage, den Prozess der Photosynthese durchzuführen. Gefördert wird das besonders dann, wenn
-
- die Temperaturen steigen und es länger warm ist
- die Sonne viel scheint und es kaum Wind gibt und z.B.
- düngerhaltige Nährstoffe aus der Landwirtschaft in die Gewässer geraten.
Das sind ideale Bedingungen für die Vermehrung der Cyanobakterien und ein Blaualgenteppich entsteht. Es wird auch von der "Blaualgen-Blüte" gesprochen. Damit können für Menschen und Tiere gesundheitliche Risiken verbunden sein: Denn die Bakterien bilden Giftstoffe, sogenannte Toxine. Doch für wen ist das Risiko besonders hoch? Welche Gefahren drohen? Diese und weitere Fragen sollen hier beantwortet werden.
Wie erkenne ich eine Verschmutzung mit Blaualgen?
Bei einer Verunreinigung der Gewässer mit Blaualgen ist die Wasseroberfläche häufig grünlich oder blau-grünlich gefärbt. Teilweise ist auch eine Schlierenbildung zu erkennen oder eine wolkenartige Verteilung. Auch tote Fische, die an der Oberfläche schwimmen, können ein Hinweis auf eine Blaualgenverbreitung im Wasser hinweisen. Eine geringe Sichttiefe hingegen ist nicht unbedingt ein erkennbares Zeichen für eine starke Belastung mit Cyanobakterien. Denn auch die harmlosen Grünalgen sorgen für eine geringe Sicht und eine grünliche Färbung des Wassers bzw. der Wasseroberfläche. Bei Unsicherheiten sollten nur solche Badestellen aufgesucht werden, die
-
- offizielle Badestellen sind und die
- regelmäßig untersucht werden
Weitere Informationen bietet das Informationsblatt «Vorsicht bei Blaualgenblüten« des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGuS) MV.
Hinweis an Badegäste: Warnung des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGuS) MV bei Blaualgenblüte
Auf der Internetseite Badewasser in Mecklenburg-Vorpommern können die einzelnen Badestellen im Land eingesehen werden. Dort ist auch die Einstufung der Badewasserqualität und eine kurze Beschreibung der Badestellen zu finden. Viele der Badestellen sind sogar an ein europaweites Meldesystem angeschlossen. So kann schon vor der Reise geschaut werden, welche Wasserqualität am Urlaubsort zu erwarten ist.
Typisches Bild einer Blaualgenblüte:
Welche Personen sind gefährdet?
Ein gesundheitliches Risiko besteht speziell für Menschen, die im Allgemeinen aufgrund ihrer körperlichen, geistigen oder seelischen Verfassung bzw. ihrer besonderen sozialen Situation zu den vulnerablen Gruppen gehören:
-
- Personen mit einem geschwächten Immunsystem
- Schwangere
- Kleinkinder
Auch Personen mit chronischen Vorerkrankungen sollten die gesundheitlichen Risiken kennen, die von den Blaualgen ausgehen können.
Welche Gesundheitsrisiken bestehen?
Die Palette der möglichen Gesundheitsgefahren ist vielfältig und reicht bei Kontakt mit den Blaualgen bzw. der Blaualgenblüte
-
- von Hautreizungen
- Bindehautentzündungen
- über allergische Reaktionen
und beim Verschlucken bis hin zu
-
- Übelkeit
- Durchfall
- Erbrechen
- Fieber
- Erkrankungen der Atemwege oder
- Schäden an der Leber
Wenn Kontakt mit Blaualgen bestand und im Nachhinein gesundheitliche Probleme auftreten, wird dringend zu einem Arztbesuch geraten. Dabei sollte der vorherige Kontakt mit Blaualgen geschildert werden, denn die Blaualgen produzieren gesundheitsschädliche Toxine mit zum Teil gravierenden Auswirkungen.
Mehr dazu im
So können Cyanobakterien in einer Süßwasser-Kolonie aussehen:
Originaldatei bei Wikimedia Commons, (Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz »Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert« lizenziert und unverändert.)
Quellen:
Badewasser MV (badewasser-mv.de)
Photosynthese erklärt für Kinder
Eionet - European Environment Information and Observation Network (Eionet)
State of bathing waters -- European Environment Agency (europa.eu)
Bathing water - Environment - European Commission (europa.eu)
Vibrionen
Als Vibrionen werden im Deutschen Bakterien der Gattung Vibrio bezeichnet. Meist sind diese Mikroorganismen stäbchenförmig und gebogen wie ein Komma. Einige Arten, aber nicht alle, können Säugetiere und somit Menschen befallen und krankmachen. Am bekanntesten ist vermutlich Vibrio cholera - der Erreger, der die epidemische Erkrankung Cholera auslöst. Der kommt bei uns nicht vor, sondern wird eher durch Aufenthalte in Gebieten mit unzureichenden hygienischen Bedingungen nach Deutschland mitgebracht.
Viele der Vibriobakterien lieben salzhaltiges Wasser: In Europa sind sie z.B. im Mittelmeer und Atlantik zu finden. Auch in der Ostsee und Nordsee fühlen sie sich wohl. Im Allgemeinen können sie weltweit im Meer- und Brackwasser, an Flussmünden und Buchten, in Boddengewässern und Lagunen, aber auch in Binnenseen nachgewiesen werden. Bei uns werden in Wasserproben vorrangig die Arten Vibrio vulnificus und Vibrio parahämolyticus bestätigt. Der optimale Lebensraum ist gegeben bei
-
- einem Salzgehalt von etwa 0,5 bis 2,5 Prozent und
- einer Wassertemperatur ab 18°- 20°C und mehr.
Unter diesen Bedingungen vermehren sie sich besonders stark. Da aufgrund des Klimawandels bei uns die Sommer nachweislich wärmer werden, steigt auch die Gefahr von Infektionen mit Vibrionen deutlich an.
In der Berichterstattung der Medien tauchen Vibrionen-Infektionen an der Ostsee immer häufiger auf: Berichte über Infektionen mit Todesfolge klingen für viele Menschen verständlicherweise sehr beängstigend. Aufklärung über mögliche Risiken ist daher um so wichtiger.
Wissenswert:
Auch Vibrio cholera-Varianten wurden in bereits deutschen Badeseen nachgewiesen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Cholera-auslösende Variante: Diese bilden nicht das typische, Cholera-auslösende Gift, in der Fachsprache auch Toxine genannt.
1. Vibrio vulnificus bacteria (Bild 1) | 2. Vibrio parahaemolyticus bacteria (Bild 2) |
---|
Bild 1: (Das Bild ist der Public Health Image Library (PHIL) des CDC (USA) lizenzfrei entnommen.); Bild 2: (Das Bild ist der Public Health Image Library (PHIL) des CDC (USA) lizenzfrei entnommen.)
Wie erkenne ich einen Befall mit Vibrionen?
Erst seit 1994 ist bekannt, dass Vibrionen auch in der Ostsee nachweislich Infektionen verursachen können. Im Gegensatz zur "Blaualgenblüte", hervorgerufen durch Cyanobakterien, sind Vibrionen als Kleinstlebewesen äußerlich im Wasser nicht zu erkennen, sondern nur unter einem Mikroskop. Sie gehören natürlicherweise in den Lebensraum Ostsee.
Mit Hilfe von Wasserproben kann das Vorkommen sowie die Höhe der Belastung festgestellt werden. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein landesweites Untersuchungsprogramm zum Vorkommen für Vibrionen. Dafür nehmen die Gesundheitsämter an sieben Abschnitten in MV regelmäßig Proben, auch im Landkreis Vorpommern-Rügen. Im Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) werden die Wasserproben anschließend untersucht. Während der Sommermonate erfolgt die Probenentnahme alle 14 Tage. Werden Infektionen gemeldet, werden zusätzliche Wasserkontrollen durchgeführt.
Hinweise auf eine Zunahme von Vibrionen im Wasser kann jedoch das Wetter geben: Ist es über einen längeren Zeitraum sehr sonnig und die Wassertemperatur der Ostsee erhöht sich auf etwa 18 bis 20 Grad Celsius und mehr, steigt auch das Risiko, sich mit Vibrionen zu infizieren. Das ist meist in den Sommermonaten von Juni bis September der Fall. In diesem Zeitraum wurden bisher Infektionen gemeldet. Wenn das Wasser sich zum Herbst hin allmählich wieder abkühlt, vermehren sich die Vibrionen zwar weniger, sind aber dennoch vorhanden und können schlimmstenfalls weiterhin Infektionen auslösen.
Gut zu wissen:
Auf dem Geo-Portal des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), der europäischen Seuchenkontrollbehörde, kann die Belastung mit Vibrionen an den europäischen Küsten für die Vergangenheit und mit einer 5tägigen Vorhersage betrachtet werden (auf Englisch).
Geoportal des European Centres for Disease Prevention and Control (ECDC)
Wo besteht eine besonders hohes Risiko?
Wie auch der Bildausschnitt des Geoportals zeigt, ist die Infektionsgefahr in flachen und küstennahen Bereichen am höchsten. An den flachen Stellen erwärmt sich das Wasser besonders schnell. Wenn es dazu viel Sonne und kaum Wind gibt, kann sich das aufgewärmte Wasser weniger mit dem kälteren durchmischen und es entstehen ideale Bedingungen für die Vibrionen.
Ein weiterer Übertragungsweg mit den Vibrio-Erregern sind Meerestiere bzw. Meeresfrüchte. Die Gefahr ist dann besonders hoch, wenn diese roh oder nicht durchgegart verzehrt werden.
Übrigens: Seit 2020 ist die Infektion mit Vibrionen meldepflichtig. Dadurch lässt sich eine Erkrankungshäufung schneller erkennen und die für den öffentlichen Gesundheitsdienst zuständigen Gesundheitsämter können vulnerable Gruppen über die Infektionsgefahr gezielter informieren. |
Welche Personen sind gefährdet?
Wie bei anderen gesundheitlichen Gefahren, ist Vorsicht vor allem für die sogenannten Risikogruppen geboten. Dadurch sind in erster Linie folgende Personen betroffen:
-
- Menschen ab ca. 60 Jahren, da deren Immunsystem generell schwächer wird
- allgemein immungeschwächte Menschen
- z.B. wegen einer Chemotherapie
- Menschen mit chronischen Vorerkrankungen, wie
- Lebererkrankungen (z.B. Leberzirrhose, Hepatitis)
- Diabetes mellitus
- Herzerkrankungen
- Krebserkrankungen
Besonders Personen, die offene Wunden haben, die schlecht oder gar nicht verheilen, sollten das Baden oder Wasserwaten in offenen Gewässern entlang der Küsten meiden. Auch bei kleinsten Verletzungen sollten Menschen mit einem schwachen Immunsystem lieber auf das Baden verzichten. Da eine Infektion ebenfalls durch rohe Meerestiere, wie Fisch oder Muscheln (z.B. Austern) übertragen werden kann, sollten sich die genannten Risikogruppen auch dieser Gefahr bewusst sein und sich von solchen Lebensmitteln fernhalten. Sobald sich Beschwerden zeigen, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Der sollte unbedingt erfahren, dass die Symptome nach dem Baden oder Waten zum ersten Mal aufgetreten sind, um eine Vibrioneninfektion als mögliche Ursache zu erkennen.
Bei einem frisch Tätowierten ist eine Infektion mit Todesfolge bekannt geworden, jedoch litt der Betroffene an einer Lebererkrankung, verursacht durch Alkohol. Gesunde Menschen sind wahrscheinlich weniger betroffen, weil deren Immunsystem es schafft, die Erreger abzuwehren. Sollten dennoch Symptome auftreten, ist der Besuch beim Arzt dringend empfohlen.
Welche Gesundheitsrisiken bestehen?
Zunächst ist es gut zu wissen, dass derzeit Vibrionen-Infektionen selten sind und zum Beispiel Badeunfälle entlang der Ostsee und anderer Gewässer im Vergleich sehr viel häufiger vorkommen. In der Zukunft, bedingt durch den Klimawandel, können aber Infektionen mit den Vibrionen-Bakterien zunehmen. Panik ist nicht angesagt. Wer weiß, worauf zu achten ist, kann sich besser schützen und der zum Teil sogar tödlich verlaufenden Infektion vorbeugen.
Was sind die Symptome einer Vibrionen-Infektion?
Abhängig davon, mit welchem Bakterium die Infektion erfolgte, können ganz unterschiedliche Symptome auftreten. Bekannt ist, dass der Erreger Vibrio vulnificus hauptsächlich zu Wundinfektionen mit
-
- starker Blasenbildung sowie
- Haut- und Gewebezerstörung (Nekrose)
führt. Die Infektion führt häufig zu einer schnell auftretenden
-
- Blutvergiftung (Sepsis), die sich
- auf andere Organe ausbreitet und
- meist mit Fieber und Schüttelfrost einhergeht.
Sobald ein Unwohlsein auftritt, ist sofort ein Arzt aufzusuchen: Die Inkubationszeit beträgt nur etwa 12 bis 72 Stunden und die Infektion schreitet sehr schnell voran. Sie kann lebensbedrohlich sein, wenn zu spät reagiert wird. Ein Fortschreiten der Haut- und Gewebezerstörung kann im schlimmsten Fall sogar zur Amputation von Extremitäten führen.
Jede Minute zählt, wenn der Verdacht auf eine Vibrionen-Infektion besteht!
Wird die Infektion hingegen verursacht durch das Bakterium Vibrio parahämolyticus, treten eher Beschwerden im Magen-Darm-Trakt auf. Die Folge können
-
- Übelkeit,
- Bauchkrämpfe,
- Erbrechen oder
- Durchfall sein.
Begleitend treten häufig Fieber und Schüttelfrost auf. Auch Ohrinfektionen sind als Folge einer Ansteckung mit Vibrionen bekannt und treten nicht selten bei Kindern auf.
Ganz gleich, welche Symptome sich zeigen: Es ist wichtig, dass so schnell wie möglich ein Arztbesuch erfolgt. Nur so kann die Diagnose gestellt und umgehend eine wirksame Behandlung eingeleitet werden. Eine Reihe weiterer Fragen rund um gesundheitliche Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit Vibrionen beantwortet das folgende Dokument des LAGuS MV:
Weitere Lesetipps:
Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) MV:
Robert-Koch-Institut:
Bundesinstitut für Risikobewertung
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Quellen:
RKI - Vibrionen - Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Nicht-Cholera-Vibrionen
Fragen und Antworten zu Vibrionen - BfR (bund.de)
Epidemiologisches Bulletin 34 / 2006, ab Seite 295
ECDC: Europäische Übersichtskarte der Belastung mit Vibrionen
Umweltbundesamt: Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland: Beispiel-Portfolio
Umweltbundesamt: Vibrio vulnificus im Meerwasser in heißen Sommern
Lebensmittel: Erkrankung durch Vibrionen in Lebensmitteln (bayern.de)
Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) MV zur Badewasserqualität
Public Health Image Library des Center for Disease Control and Prevention (USA)
Quallen in der Ostsee
Das Baltische Meer mit seinem geringen Salzgehalt ist Heimat für diese unscheinbaren, im Wasser schwebenden Nesseltiere. Manche Menschen ekeln oder ängstigen sich, wenn sie den glibberigen Wesen im Wasser begegnen. Welche Quallen harmlos, gefährlich oder giftig sind und was bei einem Kontakt zu tun ist, wird in diesem Beitrag näher beschrieben.
Quallen in der Ostsee
Im Ostseeraum leben verschiedene Quallen. Am weitesten verbreitet und vermutlich am bekanntesten ist die Ohrenqualle (Aurelia aurita). Sie ist in fast allen Weltmeeren zu Hause und wird auch Mondqualle (Englisch: moon jellyfish) genannt.
Sie ernährt sich überwiegend von Plankton. Auch kleine Fische oder Würmer stehen auf ihrer Speisekarte.
Menschen kann die Ohrenqualle in der Regel nichts anhaben: Die Nesselzellen ihrer Tentakeln können die menschliche Haut nicht durchdringen. Daher gilt sie als ungefährlich.
Harmlose Ostsee-Quallen
- Ohrenqualle (Aurelia aurita)
- Meerwalnuss (Mnemiopsis leidyi)
- Schwarzmeer-Qualle (Blackfordia virginica)
💡 Schon gewusst? Quallen werden auch Meduse oder Medusa genannt. Das ist die in wissenschaftlichen Kreisen übliche Bezeichnung für Quallen. In Poesie und Prosa wird der Begriff ebenfalls gern und häufig benutzt. |
Quallen - Kontakt mit (Nach)Wirkung
Neben den gefahrlosen Ohrenquallen sind in der Ostsee auch solche Medusen beheimatet, durch die es bei einer Berührung zu gesundheitlichen Beschwerden kommen kann, wenn dadurch das Nesselgift in die Haut gelangt: sogenannte Feuerquallen.
Meist finden diese Quallen aus der westlichen Ostsee durch Wind und Strömungen ihren Weg an die Küsten in Vorpommern-Rügen. Hinter dem Begriff der Feuerqualle verbirgt sich jedoch keine eigenständige Art. Gemeint sind damit unter anderem die
- Blaue Nesselqualle (Cyanea lamarckii),
- Gelbe Haarqualle (Cyanea capillata) - wird auch Löwenmähnenqualle genannt,
- Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) oder die
- Kompassqualle (Chrysaora hysoscella).
(Abb. 2: @Olekils~commonswiki, GFDL; Abb. 3: @Hans Hillewaert, Wikimedia-Commons, CC BY-SA 4.0)
Welche Personen sind gefährdet?
Grundsätzlich kann jede Person mit Feuerquallen in Kontakt kommen, die in der Ostsee badet. In Richtung der östlichen Ostsee innerhalb des Landkreises Vorpommern-Rügen vor der Halbinsel Fischland-Darß, rund um Hiddensee oder an der West- und Nordküste Rügens werden immer wieder Sichtungen und Funde von Feuerquallen gemeldet. Deutlich häufiger kommen sie jedoch in der westlichen Ostsee vor durch die Nähe zu den "Eintrittstoren" der Nordsee – Skagerrak und Kattegat. Stärker gefährdet als andere Personengruppen sind vor allem
- ältere Menschen,
- chronisch Kranke sowie
- Kinder und Jugendliche.
Bei ihnen ist die oberste Hautschicht meist viel dünner und empfindlicher. Deshalb können stärkere Hautreaktionen oder ein intensiveres Schmerzempfinden auftreten. Allergiker könnten empfindlicher reagieren als z.B. Menschen ohne diese gesundheitliche Beeinträchtigungen. Personen, die bereits einen Sonnenbrand haben, könnten ebenfalls gefährdeter sein, da bereits eine massive Hautreizung bzw. Hautschädigung vorliegt.
Quallenstich – Welches Gesundheitsrisiko besteht?
Eins haben die vier genannten Quallenarten gemeinsam: Werden deren Fangarme (dieTentakeln) berührt, brennt es im Anschluss meist „wie Feuer“.
Ursache dafür sind die freigesetzten Toxine (Gifte) aus den Nesselkapseln, die sich in den Nesselzellen der Tentakeln befinden und bei Reizauslösung platzen. Mit ihren kleinen, harpunenartigen Widerhaken bleiben die Kapseln am "Opfer", in diesem Fall dem Menschen, hängen und entladen sich.
Dringt das giftige Sekret in die menschliche Haut ein und wird dort verteilt, werden durch den ungewollten Kontakt die gleichen Prozesse in Gang gesetzt, die sonst automatisch bei der Nahrungssuche und -aufnahme von Quallen ablaufen.
Folgen eines Quallenstichs: Beim sogenannten Quallenstich sind oft schmerzhafte, verbrennungsartige Hautreaktionen die Folge. Nicht selten werden allergische Reaktionen mit Juckreiz und Rötungen hervorgerufen. |
Weitere typische Symptome:
|
Was tun nach einem Quallenstich
Zunächst einmal - möglichst ruhig bleiben! Aufregung oder Panik helfen in keinem Fall weiter.
Einig sind sich die Experten darüber, dass die Hautstellen auf keinen Fall einfach angefasst werden sollten: Das könnte dazu führen, dass sich weitere Nesselkapseln öffnen und sich die Situation insgesamt verschlimmert.
Meist werden folgende Tipps gegeben:
- Haut mit salzhaltigem Meerwasser abspülen – auf keinen Fall Süß- bzw. Leitungswasser verwenden
- Haut mit Strandsand bedecken - der hilft, die Nesselkapseln zu neutralisieren oder
- Haut mit Rasierschaum bedecken - auch das hilft bei der Neutralisation der Nesselkapseln
Erst danach sollte die betroffene Stelle z.B. mit Hilfe einer Kreditkarte, einer festen Pappe oder z.B. einem Messerrücken vorsichtig abgeschabt werden. Unterschiedlich fallen die Ratschläge aus zur lokalen Kühl- oder Wärmebehandlung. Verschiedene Studien1,2,3,4,5 zeigen offenbar, dass eine Wärmebehandlung mit etwa 42° C warmem Wasser schneller die Schmerzen und Hautreaktionen reduziert nach dem Abschaben als dies mit Kühlung der Fall wäre.
Es werden auch andere, teils kuriose Tipps gegeben. Teilweise sind sich Fachleute jedoch uneins über deren Wirkung oder die Behandlung hängt von der Quallen-Art ab:
- den betroffenen Körperteil mit Essig oder Zitronensaft abspülen
- auf die nesselbehaftete Stelle urinieren
- Antihistaminika nehmen
- Kortison einnehmen bzw. mit kortisonhaltigen Präparaten einreiben
Immer wieder wird als therapeutische Maßnahme dazu geraten, gegebenfalls den Tetanusschutz aufzufrischen.
Quallenblüte
Die massenartige Vermehrung von Quallen wird auch als Quallenblüte bezeichnet. Im Sommer kommt sie immer wieder auch entlang der Ostseeküste vor. Die Gründe dafür liegen überwiegend in Klimaveränderungen und der Umweltverschmutzung. Das zeigt sich beispielsweise
- in der Zunahme von Plankton – der Nahrung für Quallen – durch den verstärkten Eintrag von Stickstoff aus der Landwirtschaft.
- durch die Überfischung – Quallen haben dadurch immer weniger natürliche Fressfeinde wie Fische
- an Plastikteilen sowie durch die Zunahme fester Bauten, an denen sich die Polypen (Entwicklungsstadium von Quallen) festmachen
Je nach Wind- und Strömungsverhältnissen können Quallen regelrecht in flachere Gewässer oder an Land getrieben werden. Dreht sich der Wind, "wandern" die Quallenpopulationen wieder ins offene Meer hinaus. Treten Ohrenquallen masenhaft auf, besteht in der Regel kein gesundheitliches Risiko. Es kann höchstens unangenehm sein, durch die Quallenplage durchzuschwimmen.
Tritt die sogenannten Quallenblüte auf mit Feuerquallen, ist vom Baden unbedingt abzusehen bzw. es zu verhindern: Es besteht ein sehr hohes Risiko, mehrfach an verschiedenen Körperstellen mit den gefährlichen Quallen in Kontakt zu kommen. Werden Personen dadurch einer hohen Giftmenge ausgesetzt, könnte ein Kreislaufkollaps im Wasser drohen und zum Ertrinken führen.
Weitere Lesetipps:
Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) MV
- Quallen144 kB
Studien:
- 1Impact of Scyphozoan Venoms on Human Health and Current First Aid Options for Stings (English)
- 2Therapieoptionen bei Vernesselungen durch Quallen an deutschen Küstengewässern (Deutsch)
- 3Evaluation of Cyanea capillata Sting Management Protocols Using Ex Vivo and In Vitro Envenomation Models (English)
- 4To Pee, or Not to Pee: A Review on Envenomation and Treatment in European Jellyfish Species (English)
- 5Immunological and toxinological responses to jellyfish stings