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13.02.2023

Trotz bester Trinkwasserqualität kann Gesundheitsgefahr unter der Dusche lauern

Gesundheitsamt gibt Tipps zur Vermeidung von Infektionen mit Legionellen

Wer in unseren Breiten Leitungswasser zum Trinken und Kochen benutzt, kann sich ziemlich sicher sein, dass es gesundheitlich unbedenklich ist. Unter ungünstigen Umständen vermehren sich im Trinkwasser jedoch Legionellen. Diese Bakterien können Krankheiten hervorrufen, wenn sie z.B. im Sprühnebel von Duschen eingeatmet werden. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich dem vorbeugen.

Legionellen fühlen sich in kaltem bis warmem Wasser zwischen 25° und 45° Grad Celsius am wohlsten. Bei weniger als 20° und über 60° Grad Celsius vermehren sie sich kaum, erst bei mehr als 70° Grad Celsius überleben die Bakterien praktisch nicht. Wird aufgrund von Energiesparmaßnahmen die Temperatur an der Trinkwasseranlage oder am Boiler auf unter 55° Grad Celsius reduziert, fördert das die Entstehung eines Biofilms und damit das Legionellenwachstum. Auch wenn Wasser länger in der Leitung steht und nicht in Bewegung ist, vermehren sich die Bakterien schnell. Das ist häufig in ungenutzten Leitungssträngen oder während längerer Abwesenheiten der Fall.

Werden beim Duschen mit Legionellen belastete Aerosole – also feinste Wassertröpfchen – eingeatmet und gelangen in die Lunge, kann eine schwere bakterielle Lungenentzündung entstehen. Zur Risikogruppe der Legionellose, auch Legionärskrankheit genannt, gehören vor allem ältere und/oder immungeschwächte Personen, aber auch Babys. Für Menschen, die an Herz- bzw. Lungenerkrankungen oder Diabetes mellitus leiden oder kortisonhaltige Medikamente einnehmen, ist die Erkrankungsgefahr ebenfalls real. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist bei einer Infektion nicht zu befürchten.

Werden nachfolgende Tipps beachtet, verringert sich das Gesundheitsrisiko deutlich:

  • Wer Energie sparen möchte, sollte seinen Warmwasser-Verbrauch verringern und nicht die Temperatur der Aufbereitungsanlage: Werden Legionellen nachgewiesen, sind der Aufwand und Kosten einer Leitungsdesinfektion enorm hoch.
  • Tote Leitungsstränge sollten regelmäßig durchgespült oder gekappt werden, damit sich keine Legionellen-Kolonien bilden und dort ungestört vermehren.
  • Nach längerem Fernbleiben sollten Mieter und Wohneigentümer das Wasser vor der Nutzung grundsätzlich für einige Minuten laufen lassen, um Keime auszuspülen.

In Deutschland gilt Trinkwasser als das am strengsten überwachte Lebensmittel. Steril ist es nicht, sondern enthält in der Regel Mikroorganismen und Schadstoffe in so geringen Konzentrationen, dass sie kaum nachweisbar und daher unschädlich für die Gesundheit sind. Nach der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) erfolgt eine regelmäßige Überwachung des Trinkwassers auf Legionellen. Bei einer erhöhten Belastung muss der Vermieter darüber informieren und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen.

Wird eine Infektion mit Legionellen nachgewiesen, muss eine namentliche Meldung nach dem Infektionsschutzgesetzes (IfSG) erfolgen. Seit 2015 hatten die an das RKI gemeldeten Fallzahlen bis zum ersten Corona-Jahr 2020 stets zugenommen. Die in Mecklenburg-Vorpommern registrierten Infektionen lagen dabei über dem Bundesdurchschnitt. Mit den aktuellen Einsparungen beim Energieverbrauch und einer steigenden Reiseaktivität der Bevölkerung könnten die Erkrankungszahlen erneut zunehmen.