7. Vorpommernforum Regionalprodukte diskutiert Qualitätssiegel und Herkunftsschutz
Unter dem Titel „Regional ist erste Wahl?! Welche Rolle spielen Qualitätssiegel zum Schutz von geografischen Angaben dabei?“ fand am 16. Oktober 2025 das 7. Vorpommernforum Regionalprodukte im stimmungsvollen Ambiente des Landwirtschaftsbetriebs Bauer Lange auf Rügen statt. Über 40 Teilnehmende aus der Ernähungs- und Landwirtschaft sowie Verwaltung und Regionalvermarktung kamen zusammen, um sich über diese Form der freiwilligen Lebensmittelkennzeichnung auszutauschen.
Veranstaltet wurde das Forum von der Hansestadt Stralsund und dem Landkreis Vorpommern-Rügen. Es ist Teil einer vorpommernweiten Kooperationsreihe, getragen von den Städten Stralsund und Greifswald, den Landkreisen Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald sowie dem Regionalmarketing und -entwicklung Vorpommern e.V.
Zum Einstieg gab Karen Szemacha, Projektmanagerin des Landkreises Vorpommern-Rügen, einen grundlegenden Impuls zu Begrifflichkeiten rund um Regionalität und den Schutz regionaler Produkte durch freiwillige, zertifizierte Lebensmittelkennzeichnungen. Sie wies darauf hin, dass Mecklenburg-Vorpommern das einzige Bundesland ohne ein Produkt mit EU-weit geschützter geografischer Herkunft ist. Dies war Anlass, im Rahmen der Veranstaltungsreihe das Thema aufzugreifen und neben den EU-Gütesiegeln auch die bereits bestehenden regionalen Initiativen mit zertifizierten Kennzeichnungen aus Mecklenburg-Vorpommern näher zu betrachten.
Drei Fachvorträge gaben Einblick in Praxis und Perspektiven
Den ersten Fachbeitrag hielt Dr. Sylva Rahm-Präger, Geschäftsführerin der Molkerei Naturprodukte GmbH Rügen. Sie stellte das Herkunftszeichen „Original Rügen Produkt“, das Zertifikat „Regionale Esskultur“ sowie das Regionalzeichen vor. Diese Siegel, mitentwickelt von ihr als Vorstandsmitglied im Rügen Produkte Verein e.V. und im AMV (Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V.), stehen für hohe Qualität und echte Regionalität. Die Kennzeichen „Original Rügen Produkt“ und „Natürlich aus MV“ sind insbesondere für Produkte im Lebensmitteleinzelhandel geeignet und finden je nach Absatzgebiet Anwendung.
Dr. Rahm-Präger sprach sich zudem dafür aus, die Kennzeichnung des Herstellungsortes auf Lebensmitteletiketten verpflichtend zu machen – bislang ist dies nur für Milch, Fleisch und Fisch vorgesehen, und selbst dort nur unzureichend für Verbraucher nachvollziehbar. Sie betonte, dass dies eine wichtige Aufgabe der Bundespolitik sei, um Transparenz für Verbraucher zu schaffen und die regionale Herkunft von Lebensmitteln verbindlich sichtbar zu machen.
Im zweiten Vortrag zeigte Thomas Lange, Landwirt und Gastgeber der Veranstaltung, wie er mit seinem Betrieb Bauer Lange das Konzept der „Regionalen Esskultur“ lebt. Als erster Produzent, der sich diesem Zertifikat anschloss, betreibt er vom Anbau über die Verarbeitung bis zur Direktvermarktung ein durchgängig regionales Geschäftsmodell. Er hob hervor, dass für Direktvermarkter wie ihn die großen Siegel weniger geeignet seien. Stattdessen habe er mit „Bauer Lange“ eine eigene, starke Wort-Bild-Marke etabliert. Seine Gastronomie und der Hofladen tragen stolz das Schild mit der weißen Kochmütze für „Regionale Esskultur“.
Den dritten Vortrag hielt Melanie Kossatz, Geschäftsführerin des Spreewaldverein e.V.. Sie gab einen spannenden Einblick in die Erfahrungen rund um die EU-weit geschützten Produkte aus dem Spreewald, wie Spreewälder Gurke, Gukensülze, Meerrettich oder Peitzer Karpfen. Die geschützte geografische Angabe (g.g.A.) bietet nicht nur rechtlichen Schutz vor Nachahmung, sondern garantiert auch hohe Standards in der Herstellung. Der Prozess zur Anerkennung war jedoch aufwendig und kostenintensiv. Besonders betonte sie, dass der Aufbau dieses Schutzes in den 1990er Jahren von den Unternehmen selbst gewollt und engagiert umgesetzt wurde, was den Erfolg und die nachhaltige Verankerung dieser Qualitätszeichen maßgeblich geprägt hat.
Moderiert wurde das Forum von Dr. Katrin Zeidler (vom Regionalnetzwerk „Gutes aus Vorpommern“). Nach den Vorträgen konnten die Teilnehmenden in kleiner Runde vertiefende Fragen an die Referent*innen stellen. Dieses Angebot wurde von den Gästen rege genutzt.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen lebendigen Netzwerkteil und ein regionales Buffet mit saisonalen Speisen wie Kürbis, Kohl, Mangold, Kartoffeln und Bohnen – liebevoll zubereitet von Bauer Lange und seinem Team.
